Bei Sonnenaufgang stehen wir auf dem riesigen Lavadom des Merapi. Die südliche Hälfte des Domes ist in eine Wolke von Dampf und vulkanischen Gasen gehüllt, es riecht stechend nach SO2. Der Merapi ist einer der aktivsten Vulkane der Welt und dafür bekannt, dass immer wieder Episoden von Domwachstum auf Phasen von Domkollaps folgen. Beim Domkollaps rasen tödliche Glutwolken den Berg hinunter, aber wegen der leichten Asymmetrie immer brav auf der Südseite, sodass der Aufstieg vom Norden so gut wie ungefährlich ist (s.a. mein Buch Bewegte Bergwelt).
Ein Dom bildet sich bei zähflüssigen Si-reichen (d.h. stark entwickelten) Laven, wenn der Gasdruck in der Magmenkammer nicht für die großen plinianischen Eruptionen reicht. Explosiver, Si-reicher Vulkanismus ist typisch für Subduktionszonen. Hier in Indonesien taucht die ozeanische Kruste des Indischen Ozeans unter das Sunda-Shelf (asiatische Platte) ab.
Der Blick auf all die Vulkankegel, die in der Umgebung in der Ebene Zentraljavas stehen ist ebenso faszinierend. Während dem Abstieg, nur wenige Stunden nach dem Sonnenaufgang, zieht es wieder zu und bald ist der Berg wieder in Wolken gehüllt. Drei Stunden dauert die Fahrt zurück nach Yogya, wo wir wegen des fehlenden Schlafs völlig fertig ins Bett fallen.