Die heilige Stadt am heiligen Ganges. Alle Aspekte des Lebens scheinen sich auf den Treppen am Ufer abzuspielen: rituelle Bäder und Haarewaschen, Beten und Pissoir, Essen und Trinken, Massage und Schlafen, Sitzen und Wäsche waschen. Manche machen Yoga, andere lassen lieber Drachen steigen. Sadhus lesen die Zukunft, Touristen fotographieren. „Friend! want boat?“.
Abends schwimmen Schälchen mit Blumen und Kerze langsam den Fluss hinunter. Bei der Puja wedeln Priester versunken mit Püscheln, drehen sich im Kreis oder klingeln mit Glocken, Westler klatschen sich im Takt der Musik in Ekstase.
Befremdlich das burning ghat: die Leichen werden hier wie am Fließband in den Ganges getaucht, auf hohe Scheiterhaufen gelegt und verbrannt. Es riecht süßlich, aus dem Feuer ragen Arme, Beine, der Kopf.
Hinter den Ghats ein verwinkeltes Labyrinth enger, dunkler Gassen mit hole-in-the-wall Shops. Die Hauptstraßen sind vollgestopft mit Menschen und Fahrradrikschas.
Und wie kommt die heilige Kuh in den 1. Stock des Bahnhofgebäudes? Gerade warte ich auf den Nachtzug nach Kolkata. Er ist schon 5 Stunden verspätet: Der eine Tag in Kolkata hat sich wohl damit erledigt. Denn übermorgen früh fliege ich nach Thailand, um mich am Strand von all den Tempeln und Palästen zu erholen. Die Zeit war jetzt gegen Ende doch zu kurz und ich denke schon an all das, was ich anschauen würde, wenn ich zurückkomme: Orissa und Amritsa, Himachal Pradesh und Kashmir?