Die Umayyaden-Moschee war eine der ersten Moscheen — und eine der größten. Nur etwa hundert Jahre nach Mohammed und einige Jahre, bevor Spanien und der Indus erobert wurden, wurde sie zu einer Zeit gebaut, als man noch nicht so genau wusste, wie eine Moschee auszusehen hat. Als Vorbild soll das Haus von Mohammed gedient haben, aber auch byzantinische Einflüsse sind nicht zu übersehen. Tatsächlich waren 200 byzantinische Künstler beim Bau beschäftigt, die unter anderem die großartigen Mosaiken geschaffen haben. Die Außenmauern, die den Hof umgeben, umgaben bereits den römischen Jupitertempel und später einer Kirche. Aus den römischen Türmen wurden Minaretts, möglicherweise die ersten Minarette überhaupt, die zunächst als Wach- und Leuchtturm (mit Fackeln) dienten.
Der Markt von Damaskus hat eine ganz andere Atmosphäre als z.B. in Aleppo, da er nicht von Gewölben überdacht ist, sondern umgeben von weiß bemalten Häusern. Alles wirkt sehr hell. Hier und dort findet sich eine Moschee, ein Palast oder ein Khan (Karawanserei) im wie ein Zebra schwarz-weiß gestreiften Damaszener Stil.
Im Nationalmuseum lerne ich, dass das erste Alphabet (Keilschrift) noch vor den Phöniziern aus dem syrischen Ugarit stammt, sehe Alabasterstatuen aus Mesopotamien (Mari am Euphrat), Figuren aus Palmyra und die wundervollen Malereien aus der Synagoge Dura Europos (3. Jh.), die sich eindrucksvoll über das Bilderverbot hinweg setzte.
Bosra, ganz im Süden von Syrien, hat ein sehr gut erhaltenes römisches Theater, das von den Arabern als Festung gegen die Kreuzritter genutzt wurde. Es ist, wie auch die in Ruinen liegende Stadt (Säulen, diesmal in schwarz) daneben, aus Basalt gebaut. In der ehemaligen römischen Stadt wurden in islamischer Zeit neue Häuser zwischen den Trümmern gebaut, die dann selbst wieder zerfielen. Schwarze Ruinen auf schwarzen Ruinen.
Ich verbringe eine Nacht im Kloster Deir Mar Musa, das sich spektakulär in die Felsen der Berge nordöstlich von Damaskus schmiegt. Die Mönche und Nonnen sind sehr gastfreundlich — mit der Spiritualität von gläubigen Christen kann ich aber weniger anfangen als die anderen Besucher, die mit Elan an Gottesdiensten und Meditation teilnehmen.
Weiterlesen
- Reisebericht Naher Osten und Kaukasus 2008
- Aleppo
- Hama und Apamea
- Krak des Chevaliers
- Palmyra
- Ramadan für Reisende: Syrien
- Reisen im Libanon
- Jerash
Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2