Hebron und Bethlehem

Israel / Palästinesisches Autonomiegebiet

Eine Frage der Tektonik? Ein Graffiti in Jerusalem zeigt einen Steinewerfer, mit dem hebräischen Schriftzug „alles wegen des Syro-Afrikanischen Rifts“.

In der Westbank besuche ich Hebron, wo der Konflikt deutlich zu spüren ist. Von Betonmauern und Stacheldraht umgeben, befindet sich hier inmitten des Basars eine jüdische Siedlung. Schwer bewaffnete Soldaten schützen diese, aber auch die Araber vor den etwas fanatischen Siedlern. Der Basar wirkt etwas ausgestorben, das Leben hat sich von der Altstadt weg verlagert. Über der Hauptgasse hängt stellenweise ein Gitter, da hin und wieder Müll von der anderen Seite geworfen wird. Zentrum des Streits ist das Grab Abrahams, in eine jüdische und eine muslimische Hälfte geteilt.

In der Westbank sehe ich immer wieder große rote Schilder wie „Sie betreten von der PA verwaltetes Gebiet, das von palästinensischen Sicherheitskräften kontrolliert wird“ oder „Zone A, kein Zutritt für Israelis“.

In Bethlehem hängen wie auch in anderen Orten der Westbank überall Plakate an den Wänden, die die Märtyrer preisen. Terror ist schließlich das wichtigste Exportgut der palästinensischen Gebiete… Mal sind es martialisch mit Maschinengewehren posende Männer, mal das unschuldige Gesicht eines Kindes, das sich irgendwo in Israel in den siebten Himmel gebombt hat und jetzt von ein paar Jungfrauen verwöhnt wird… Fast immer ist die symbolträchtige Kuppel des Felsendomes im Hintergrund. Während ich eines der Plakate fotografiere, steht neben mir ein Kind und brüstet sich stolz, der junge Mann auf dem Plakat sei aus seiner Familie. Warum er auf dem Plakat ist? „Israel, boom. You know, Israel no good.“ Na dann…

Bei all dem Trouble und entgegen allem, was ich gehört habe, sind die Sicherheitskontrollen relativ kurz und oberflächlich, am Checkpoint von der Westbank nach Israel wird der Bus einfach durch gewunken. Und daran, dass überall jemand mit Gewehr steht, habe ich in den anderen Ländern des Nahen Ostens schon gewöhnt.


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Florian Neukirchen
Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2