Als wir mit einem Minibus an der Grenze ankamen (von Dogubayazid), standen auf der türkischen Seite mehrere Busladungen voll IranerInnen, die sich um die beiden offenen Schalter drängelten, schubsten, riefen und schimpften, ihre Pässe schwenkten… Es dauerte Stunden, bis wir endlich den Ausreisestempel im Pass hatten. Ich ärgerte mich schon ein wenig, dass wir ausgerechnet heute, am ersten schönen wolkenfreien klaren Tag (gestern war der Ararat gar nicht zu sehen gewesen und ein paar Tage spaeter wird es wegen des Windes wieder diesig und staubig sein) mit Warten und Busfahren verbringen statt mit wandern, aber wir haben nun mal noch viel vor uns und so weiter…
Auf der iranischen Seite war zunächst einmal das große Schiebetor geschlossen, aber nachdem uns geöffnet worden war, ging alles ganz schnell. Ein herzlich „Willkommen“, kurzes getippe, Stempel, fertig.
Wir machten uns gleich weiter auf nach Täbris, eine Stadt, die für ihren Basar bekannt ist. Hier sind wir einigermaßen überrascht, dass die Frauen nicht wie erwartet komplett schwarz verhüllt sind. Die Kopftücher werden weit hinten getragen, sodass einiges Haar zu sehen ist, das schwarze Gewand ist oft kurz, damit die Jeans darunter zu sehen ist… Unter jüngeren Männern sind Vollbärte verpönt, dafür sehen wir viele mit Ziegenbärtchen, hin und wieder lange Haare und bunte Hosen…. Manche Iraner betonen gar, das sei ein freies Land, was schon etwas arg übertrieben ist. Immerhin ist es z.B. noch ein Fall für die Polizei, wenn ein unverheiratetes Paar beim Händchen halten erwischt wird (einer Frau zur Begrüßung die Hand reichen geht natürlich auch nicht) und ungestört treffen können sich Jungs und Mädels auch nicht. Aber auf jeden Fall hat sich mit den Reformen vor einigen Jahren einiges geändert.
Eine weitere Überraschung ist, dass die Preise im Iran in der letzten Zeit stark gestiegen sind, alles kostet etwa 3-mal mehr als im LP steht. Das ist insofern wichtig zu wissen, weil im Iran weder EC- oder Kreditkarten noch Travellercheques akzeptiert werden. Nur Cash, den man somit in Mengen herumschleppen muss. Gewöhnungsbedürftig ist zudem, dass Iraner bei Preisen prinzipiell eine Null weglassen: sagen sie hundert, so meinen sie 1000 Rial usw.
Rote Neonröhren scheinen in zu sein im Iran, kaum ein Schaufenster kommt ohne aus und so sind nachts ganze Straßenzüge mit rot leuchtenden Arabesken verziert.
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Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2