Einmal mehr wandere ich durch die märchenhafte Ignimbrit-Landschaft Kappadokiens. In den Tälern um Göreme kommen immer wieder skurril geformte Felsen in Blick, Türme und Kegel, Felsen mit einem Faltenwurf wie lange Gewänder in weiß, rot, braun, gelb, Feenkamine und Festungen, viele durchlöchert und als Wohnhäuser genutzt. Natürlich reihen wir uns auch in die Touristenmassen ein, die sich durch die in den Fels geschlagenen Höhlenkirchen schieben, manche mit recht gut erhaltenen Fresken.
Die Gegend war schon in der Frühzeit des Christentums von großer Bedeutung, die meisten Kirchen stammen jedoch aus dem 10. und 11. Jh. Viel spannender ist es aber, durch die abgelegeneren Täler zu schlendern, auf steilen Stufen in eine fast vergessene Kirche zu klettern oder weglos neue Aussichtspunkte genießen.
Am östlichen Rand Kappadokiens verbringen wir zwei Stunden bei einbrechender Dämmerung in der Großstadt Kayseri, die sich zu Füßen des Vulkans Erciyes ausbreitet. Hier scheinen sich selten Touristen hin zu verirren, auch wenn die Seldschuken-Moscheen und Mauern aus schwarzem Basalt beeindruckend sind. Ständig treffen wir Türken, die einmal in Deutschland als Gastarbeiter gelebt haben und von ihrer Zeit in Berlin oder Düsseldorf erzählen.
Auf dem Weg von Istanbul nach Göreme verbrachten wir einen Vormittag in Konya, früher einmal die Hauptstadt der Rum-Seldschucken (die ursprünglich aus der Steppe Zentralasiens kamen), von denen ein paar meist kleinere Gebäude erhalten sind. Das größte und spannendste davon ist das Mausoleum des Gründers des Mevlevi-Ordens, besser bekannt als die tanzenden Derwische. Über dem Grab erhebt sich ein türkisfarbener Kegel, dessen Form an armenische Kirchen erinnert ;-). Möglicherweise leiten sich diese Kegelform, auch an anderen Seldschukenbauten zu sehen, von den Zelten der Nomaden ab.
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Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2