Im Südosten der Türkei, wo die Ebene Mesopotamiens auf das Taurusgebirge trifft, ließ vor 200 Jahren der König Antiochos auf dem Gipfel des Berges Nemrut einen Grabhügel aufschütten und von großen Figuren aus der persischen und griechischen Götterwelt bewachen, die auf zwei Plattformen in Ost und West zu sitzen kamen. Ähnlich wie das Königreich nach seinem Tod an das römische Reich fiel, so fielen die Köpfe zwei Meter hohen Köpfe bei Erdbeben und stehen nun vor den Rümpfen der Götter auf dem Boden herum.
Von hier oben ist auch ein Teil des Stauseesystems zu sehen, das den Euphrat staut und zur Entwicklung des armen Ostens beitragen soll. Dieses dient zur Bewässerung und Elektrizitätsgewinnung, aber auch z.B. zum Handel mit Wasser bis nach Israel. Nicht verwunderlich, dass die Nachbarstaaten wenig begeistert sind, dass ihnen das Wasser abgegraben wird. Während etwas südlich das Wasser knapp ist, wird hier der Mittelstreifen von Schnellstraßen von der Feuerwehr großzügig gegossen.
Etwas weiter im Süden liegt die heilige Stadt Urfa (Şanlıurfa), in der unser aller Erzvater Abraham in einer Höhle geboren wurde. Die winzige Höhle ist durch eine Glasscheibe verschlossen und durch grünes Licht ausgeleuchtet, am Wasserhahn neben dran können sich die Pilger heiliges Wasser abfüllen. Sie liegt in einem Park, von Moscheen umgeben, von denen eine hübsch am Rand eines Wasserbeckens liegt, in denen es von Karpfen nur so wimmelt, die von den Pilgern gefüttert werden. Die Stadt hat eine sehr wechselhafte Geschichte, sie war auch mal christlich, wovon eine Kreuzfahrerburgruine und ehemalige Kirchen künden. Dann gibt es all die Basare und Karawansereien, die man in einer orientalischen Stadt erwartet.
In der Nähe, kurz vor der syrischen Grenze, liegt das Dorf Harran. An wichtigen Karawanenstraßen gelegen, war Harran schon im 3. Jahrtausend vor Christus besiedelt. Im Laufe der Geschichte wurde es von Assyrern, Griechen, Seleukiden, Parthern, Römern, Sassaniden, Umayyaden, Seldschuken und einigen anderen beherrscht, bis die Mongolen ihr den Garaus machten. Zu sehen sind einige Reste wie das Minarett der Umayyaden-Moschee, die als die älteste Universität der islamischen Welt gilt, und eine Festung. Dazwischen liegen einige bienenkorbförmigen Häuser, die seit 200 Jahren bewohnt sind.
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Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2