Palmyra

Antike Ruinen in der syrischen Wüste

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Meinen ersten Rundgang durch die Ruinen von Palmyra mache ich nachts im Schein von vier Taschenlampen. In der Cella eines Tempels philosophieren wir über die Ästhetik der antiken Architektur, die in so einem krassen Gegensatz zu dem hässlichen Beton der modernen Stadt nebenan steht. So weit hat uns unsere Technologie gebracht… Am nächsten Tag wandere ich kreuz und quer durch die Kolonnaden, Bögen und Tempel, die harmonisch am Rand einer Oase inmitten der Wüste liegen.

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Palmyra ist anders als jede andere römische Stadt. Die Lage in der Grenzregion zwischen Rom und Persien kam der Stadt zugute, auch unter römischer Herrschaft konnte sie eine gewisse Unabhängigkeit bewahren. Das Ergebnis war eine wundervolle Mischung aus Orient und Rom. Lokale Götter wurden neben den römischen verehrt und der Baaltempel sieht aus wie ein Crossover aus Forum Romanum und Persepolis. Wie an den Statuen zu sehen ist, muss auch die Mode einem Römer sehr exotisch vorgekommen sein. Viele der Statuen stammen aus der Nekropolis. In den mehrstöckigen Türmen hatten um die 300 Leichen Platz. Die Nischen wurden mit einem Porträt des Verstorbenen verschlossen.

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Die Stadt wurde reich durch den Handel zwischen Mittelmeer und China und Indien. Es ist beeindruckend, wie globalisiert die Welt damals schon war: Es wurden riesige Granitsäulen verbaut, die aus dem Steinbruch in Assuan (Ägypten) stammen, Marmorstatuen wurden aus Griechenland importiert und in den Gräbern haben Archäologen zweitausend Jahre alte Stoffe aus chinesischer Seide gefunden.

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Nachdem der römische Kaiser Valerian von den Persern (Sassaniden) gefangen genommen worden war, begann ein lokaler Prinz einen Rachefeldzug und stürmte zweimal die persische Hauptstadt. Allerdings wurde er bald darauf von seinem Neffen ermordet und seine Frau Zenobia übernahm die Herrschaft, erklärte sich zur Kaiserin und Palmyra als unabhängig von Rom. Sie hielt sich für eine Nachfahrin von Kleopatra und eroberte alles zwischen Syrien und Ägypten. Letztlich eroberte der Kaiser Aurelius die verlorenen Gebiete zurück, erwischte Zenobia bei dem Versuch, auf einem Kamel nach Persien zu fliehen und ließ sie letztlich in goldenen Ketten durch Rom paradieren…

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Florian Neukirchen
Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2