In der Umgebung von Baku gibt es einige kegelförmige kahle Hügel, die aussehen wie kleine Vulkane, komplett mit den typischen Erosionsrinnen. Manchmal ist auch ein frischer Schlammstrom zu sehen. Oben gibt es tatsächlich eine Art Krater, in der einige wenige Zentimeter oder Meter große Hornitos stehen, aus denen dick- oder dünnflüssiger Schlamm sabbert und blubbert. Diese Schlammvulkane haben aber mit richtigem Vulkanismus nichts zu tun, denn hier tritt keine Lava, sondern nur kühler Schlamm (und Erdgas) aus. Etwa ein Drittel aller Schlammvulkane der Erde befinden sich in Aserbaidschan.
Sie kommen generell dort vor, wo feuchte Tone schnell in große Tiefe gelangen können. Das kaspische Meer wird seit dem Aufstieg des Kaukasus so schnell mit Ton aufgefüllt, dass dieser schnell überdeckt wird und sich in entsprechender Tiefe wiederfindet. Der Tonstein enthält daher relativ viel Wasser in den Gesteinsporen. Da das Wasser gegen den Gesteinsdruck wirkt, kann es den Tonstein in der Tiefe zu Schlamm verwandeln. Organische Substanzen, die sich zu Erdgas und Erdöl umwandeln, unterstützen dies.
Entlang von Störungen steigt der Schlamm wegen seiner geringen Dichte auf und blubbert an einem Schlammvulkan an die Oberfläche. Auch Erdgas kann in bedeutenden Mengen austreten, es können sogar richtig große Blasen aufsteigen und hundert Meter hohe Stichflammen bilden (z.B. im Oktober 2001 in Sichtweite von Baku). Vermutlich von so einem Ereignis stammen die rot gebrannten Tone, die wir am Kraterrand eines der „Vulkane“ sehen.
Micha zeigt uns auch einen „Schlammvulkan“, an dem Erdöl aus einem Hornito aus Bitumen austritt. Vom kleinen Ölquellsee auf dem Hornito, der maximal vielleicht 3 m Durchmesser hat, fließt ein richtiger Ölbach in die Landschaft.
Mehr über die Geologie dieser Region und über andere Gebirge der Erde findet sich in meinem Buch Bewegte Bergwelt: Gebirge und wie sie entstehen; mehr über Öl in Die Welt der Rohstoffe. Mehr über Aserbaidschan, den Kaukasus und den Nahen Osten findet sich in meinem Reisebericht Nahöstlicher Diwan.
Links
Mud Volcanoes – Azerbaijan International
Mud Volcanism Detaillierte Beschreibung einiger Schlammvulkane
Literatur
Huseynov, D. A., Guliyev, I. S., 2004. Mud volcanic natural phenomena in the South Caspian Basin: geology, fluid dynamics and environmental impact. Environmental Geology, vol. 46, 1012-1023.
Mazzini, A., 2009. Mud volcanism: Processes and implications. Marine and Petroleum Geology, 26(9): 1677-1680.
Überarbeitet am 3.3.2011
Weiterlesen
- Reisebericht Naher Osten und Kaukasus 2008
- Die Welt der Rohstoffe
- Bewegte Bergwelt: Gebirge und wie sie entstehen
- Geologie des Kaukasus
- Baku
- Von Xinaliq nach Lasa
- Lahiç und Şeki
- Bleduk Kuwu (Schlammvulkan in Indonesien)
Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2