Hier ist von den Frauen mehr zu sehen als sonst im Iran, die Kopftücher sind meist farbig und manchmal sind sie so weit nach hinten geschoben, dass sie fast herunterzufallen drohen. Ein schwarzer Chador kann auch eng und körperbetont sein, vielleicht sogar bunt und sicher schauen darunter Beine in Jeans hervor. Make-up ist die Regel und blonde Strähnen sind ganz hip.
Davon abgesehen ist Teheran ein Moloch voller nichts sagender Betonbauten und hoffnungslos überfüllter Straßen, durch die wir Meile um Meile irren auf der Suche nach Kleinigkeiten wie Internet, einen Buchladen oder gar etwas zu essen. Selbst der Golestan Palast ist nicht sonderlich alt, nicht zufällig sieht er aus wie ein Jugendstil-Bahnhof. Der Schah hatte Bilder von europäischen Bauten seiner Zeit gesehen und wollte so etwas für sich. Ansonsten sehen wir im Nationalmuseum all das, was nicht im Louvre ist und im Juwelenmuseum unglaubliche Berge von Smaragden, Diamanten, Rubinen in Kronen, Schmuck und Säbeln.
In der Nähe liegt auch das Grab von Khomeini. Die Halle, in der Pilger beten, quatschen und schlendern und Kinder spielen, sieht aus wie eine alte, aber nie fertig gestellte Messehalle. Das Grab selbst ist in einem Stahlkäfig, an dessen inneren Rändern sich ein einige Dezimeter hoher Wall von Geldscheinen angesammelt hat.
Ein Blick in eine englischsprachige iranische Zeitung gibt den Blick auf pure Propaganda frei. Auch in den internationalen Nachrichten geht es immer nur um den Iran, was wer über den Iran gesagt hat. Und z.B. daran, dass die Arabischen Emirate meinen, eine iranische Insel im Golf gehöre ihnen, kann nur das „zionistische Regime“ Schuld sein…
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Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2