Jung, hübsch und glücklich. So leicht wie eine frische Sommerbrise gleicht Tel Aviv als Gegenpol all das aus, was Jerusalem schweres an Heiligkeit, Tradition und Geschichte in die Waagschale wirft. Der Konflikt ist weit, weit weg, der Strand dafür um die Ecke. Cafés und Bars sind gefüllt, immer mehr Kunstgalerien werden geöffnet. Grüne Boulevards spenden Schatten zwischen weißen, modernistischen Gebäuden aus den 1930er Jahren, als die Stadt kaum verwunderlich rasant wuchs und auch viele Bauhaus-Schüler ins Land kamen. Minimalistisch, scharfe geraden, leicht geschwungene Fassaden, eine schlichte Ästhetik, die zu dieser Stadt passt.
In Akko bewundere ich Gewölbe aus der Kreuzfahrerzeit. Mit Krak des Chevaliers im Hinterkopf kann ich mir halbwegs vorstellen, wie die Zitadelle der Johanniter ausgesehen haben mag. Die auf einer Halbinsel gelegene Stadt wurde nach dem Fall Jerusalems zur Hauptstadt des Kreuzfahrerreiches.
Die Arbeiterstadt Haifa hat außer schönen Ausblicken nicht viel zu sehen. Die Ausnahme ist der in einem extrem aufwändig gepflegten Garten gelegene Schrein des Bab, den ich aber nur von weitem sehe. Dies ist neben dem Grab des Baha’u’llah einer der beiden heiligsten Orte der Bahai. Wenigstens eine Religion, die nicht Jerusalem gewählt hat. Die Bahai, in Persien aus dem schiitischen Islam entstanden, glauben, dass der Religionsgründer in einer Reihe mit den Propheten, Buddha, Jesus und Mohammed steht.
Den See Genezareth genieße ich ganz untouristisch mit israelischen Freunden mit grillen, planschen und campen. Eine angenehme Abwechslung!
Weiterlesen
- Reisebericht Naher Osten und Kaukasus 2008
- Jerusalem
- Yom Kippur in Jerusalem
- Hebron und Bethlehem
- Masada
- Makhtesh Ramon
- Über den Jordan
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- Wadi Rum
Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2