Das Pontische Gebirge, das sich im Norden der Türkei die Küste entlang zieht, schwingt sich kurz vor Georgien, bevor es in den Kleinen Kaukasus einbiegt, zu seinen höchsten Höhen auf (s.a. Bewegte Bergwelt). Die Kaçkarberge (auch Katschkar) werden auch als die Pontischen Alpen bezeichnet, dunkle, felsige Grate, Nadeln aus Granit, blaue Karseen, Blockfelder. Ich könnte mir vorstellen, dass so einmal die Silvretta aussieht, wenn die Gletscher weggeschmolzen sind.
Drei Tage lang wandere ich um und auf den höchsten Gipfel, Kaçkar Dagi (3937 m). Mein improvisiertes Biwak am See Deniz Gölü übersteht zwei Schauer, zum Glück regnet es nicht die Nacht durch, die zweite Nacht schlafe ich lieber in einem Bergdorf. Dort sind sehr viele türkische Touristen unterwegs, unter denen es eine beliebte Beschäftigung zu sein scheint, wild mit ihren Knarren durch die Gegend zu schießen. Die Bewohner des Dorfes tragen traditionelle Tracht, aber den langen Winter über leben sie doch lieber in Izmir, ohne Tracht.
Eine lohnende Wanderung, auch wenn die Anfahrt endlos lang war. Im Zweifelsfall fährt nur ein Minibus am Tag, auf den ich 5 Stunden lang in einem kleinen Nest warte. Fünf Stunden, die ich nicht einmal nutzen kann, weil ich immer wieder auf eine Stunde später vertröstet werde. Falls es Passagiere gibt…
Der Name Kaçkar kommt übrigens vom armenischen Chatschkar, den reich verzierten Kreuzsteinen, die einst auch in dieser Gegend herumstanden…
Update: Auf dem GR20 in Korsika erinnert mich die Landschaft sehr an diesen Trek am Kaçkar Dagi.
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Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2