Zwei Seiten der Gastfreundschaft

Reisebericht Iran

Manchmal beschleicht uns schon ein mulmiges Gefühl, wenn ein Iraner sich vor Begeisterung die Hände reibt, nur weil wir Deutsche sind. Hin und wieder kommen kurze Bemerkungen zu Hitler und dann scheint es, dass sich diese Zuneigung auf das Morden unserer Großväter bezieht. Viele Iraner sind stolz auf ihre „arischen Wurzeln“, tatsächlich leitet sich der Name Iran von Aryan ab. Ein älterer Mann hingegen, in dessen Holzwerkstatt wir bei Tee lange Gespräche über Politik, Leben, Gott und die Welt geführt hatten, entschuldigt sich nach einer derartigen Bemerkung eines anderen, er meint, dass leider viele so denken. Aber er ist ein Beispiel für die vielen sehr positiven Bekanntschaften, die wir hier machen. Viele Menschen helfen uns bei allerlei Kleinigkeiten, laden uns zum Essen oder Tee ein. Und immer wieder kommt nach einigen Vorgeplänkel das Gespräch auf die Politik, auf die Unzufriedenheit mit der Regierung, die es sich mit der ganzen Welt verscherzt, Geld an die Palästinenser hinauswirft und keine Jobs schafft. Von der Scharia ganz zu schweigen, die vor allem der Jugend zu schaffen macht. Sie hoffen, dass es wieder zu Reformen kommt. Viele wollen in ein anderes Land, Dubai oder Europa, wo das Leben einfacher ist.


Reisebericht Naher Osten und Kaukasus 2008


Florian Neukirchen
Nahöstlicher Diwan
Unterwegs zwischen Teheran und Tel Aviv
ISBN 978-3-89514-925-2