Mineralien nach Kontinenten zu sortieren ist eine merkwürdige Idee, aber es passt zur riesigen in Freiberg gezeigten Sammlung mit dem modischen Namen terra mineralia, die zu den großartigesten Mineraliensammlungen der Welt zählt. Sie konzentriert sich auf einige herausragende Fundorte, die mit erstklassigen Stufen in ihrer ganzen Vielfalt gezeigt werden. Die Sekundär-Kupferminerale und Calcite aus Tsuneb (Namibia), Zeolithe und Apophyllit aus den Dekkanbasalten in Indien, die Vererzungen von Herja (Rumänien) und einige Fundorte in China mit Hessonit, Pyromorphit, Antimonit usw. sind zum Beispiel fast als komplette Lokalsammlungen vertreten, die jeweils einige Vitrinen füllen. Dafür teilen sich Frankreich, Portugal und Großbritannien eine Vitrine. Was geboten ist und was weggelassen wurde, wirft ein Licht auf den Geschmack der Stifterin, die zum Beispiel ein Faible für Antimonit zu haben scheint, von dem (nach meinem Empfinden) hunderte hervorragende Stufen aus verschiedensten Fundorten in den Vitrinen stehen: eben immer spießige dunkelgraue Kristalle mit einem starken metallischen Glanz. An Edelsteinen ist viel Topas und Aquamarin zu sehen, während ich z.B. Tansanit vermisst habe.
In einem solchen Museum finde ich es aber auch immer wieder lustig, den Gesprächen der Besucher zu lauschen. Ein älterer Herr machte sich Gedanken, ob die winzigen (111)-Flächen an den Ecken eines Pyritwürfels natürlich sein können, oder nachträglich von Menschenhand angebracht worden waren: „ich wüsste aber nicht, mit was für einem Werkzeug man so was machen kann, ohne dass man die Spuren sieht.“ Ganz allgemein scheinen die Menschen der Natur nicht viel Ästhetik und Phantasie zuzumuten: Bemerkungen wie „das sieht wie künstlich aus“ höre ich immer wieder und damit war nicht etwa ein grell gefärbter Smithsonit oder Uranglimmer oder Dioptas gemeint, die man vielleicht als unnatürlich wirkend durchgehen lassen könnte, sondern das Zusammenspiel verschiedener Kristalle, dem Spiel der Flächen und Reflexe, also genau die natürliche Schönheit, an die alles Künstliche nicht heranreicht.
Etwas schade finde ich, dass niemals die chemischen Formeln angegeben sind, bei einigen exotischen Namen hätte ich schon gern gewusst, um was es sich dabei handelt. Es ist also nicht verkehrt, ein Buch mitzubringen. In den Afrika- und Asiensälen erläutern Tafeln die Entstehung und Sammlungsgeschichte der wichtigsten Fundorte, was leider in den Sälen Europa und Amerika nicht der Fall ist.
Nach über 5000 Stufen ist die Aufnahmefähigkeit erschöpft, um auch die ebenfalls berühmte Sammlung der TU Freiberg zu sehen werde ich wohl nochmal kommen müssen.