Unmittelbar nördlich von La Paz ragt Huayna Potosi auf, einer der Eisriesen der Cordillera Real (Königskordillere). Der 6088 m hohe Berg wird sehr häufig bestiegen, da er leicht zu erreichen ist, da es Hütten gibt und da er relativ leicht ist. Ich entschließe mich, den Aufstieg in 2 statt 3 Tagen zu machen, da der erste Tag üblicherweise nur dazu da ist, sich an Steigeisen, Pickel und die Höhe zu gewöhnen. An meinem ersten Tag steige ich mit meinem Bergführer in etwa 2 Stunden zur oberen Hütte auf. Leider wird mein Schlaf dort oben weniger von der dünnen Luft gestört als von einem argentinischen Paar, das nicht aufhört zu flüstern.
Um 2:30 laufen wir im Schein meiner Stirnlampe los (der Bergführer wollte wohl die Batterien sparen). Wir sind die vorletzten, die ersten haben fast 2 Stunden Vorsprung. In weiten Kurven stampfen wir den Gletscher hinauf, es gibt nur wenige kleine Spalten, die mit einem großen Schritt zu überwinden sind. Wir machen nur kurze Pausen und überholen so Gruppe um Gruppe. Schließlich wird es steiler und wir erreichen den Gipfelgrat, an dem wir bei leichter Kletterei die letzten beiden Gruppen überholen: pünktlich zum Sonnenaufgang stehe ich nach 4 h 15 min als erster auf dem Gipfel.
Um mich herum ein großartiger Blick: Im Süden der riesige Bergstock Illimani, der Rand von La Paz und El Alto, im Norden der Rest der Cordillera Real mit Illampu, Ancohuma, Condoriri usw. und daneben der Titicacasee. Im Südwesten ist im Dunst sogar der erloschene Vulkan Sajama zu erkennen. Im Osten stapeln sich dichte Wolken in den Yungas, dem Abfall der Anden zum Amazonasbecken. Zwei Stunden später (nach vielen Fotostopps) bekomme ich an der Hütte eine Suppe, die mich für den restlichen Abstieg stärkt.