Elias Canetti: Die Blendung

Lesetipp

Kien, der wohl berühmteste Sinologe seiner Zeit, lebt mit und für seine Privatbibliothek, denn schließlich sind Bücher wichtiger als Menschen. Dazu fügt sich seine panische Angst vor Frauen. Weltfremd, wie er nun einmal ist, gerät jedes Zusammentreffen mit anderen Menschen zu einem Desaster. Selbstverständlich ist auch jeder andere der Charaktere auf seinem eigenen Film: die raffgierige Therese, die vermutlich nicht einmal richtig lesen kann. Der brutale pensionierte Polizist, der Frau und Tochter erschlagen hat. Der nach Geld und Anerkennung gierende schachspielende Zwerg. Hier treffen so viele Welten wie Menschen aufeinander. Zeitweise nimmt das Buch durchaus kafkaeske Züge an. Zwangsläufig folgt ein Missverständnis auf das nächste, bis es schließlich zur unvermeidlichen Katastrophe kommt.