La Paz ist einfach eine grandiose Stadt, allein schon der Blick von El Alto hinunter, ausgefüllt von einem unendlichen ziegelroten Häusermeer, fast identisch mit dem Rotbraun des Bodens und dahinter der mächtige Bergstock des Illimani. Dort unten schieben sich in endlosen Schlangen Minibusse und uralte Busse im Schritttempo durch die engen Straßen und füllen die dünne Luft mit blauschwarzen Abgasen. Auf den engen Bürgersteigen breiten Frauen in bunten glockenförmigen Röcken und mit Melonen auf dem Kopf Gemüse und Obst auf, ein dichtes Gedränge…
Der Nationalfeiertag, la dia de la indepedencia, rückt näher und jeden Tag ziehen endlos lange Paraden und Demonstrationen durch die Stadt und machen das Verkehrschaos noch perfekter. Bei einer Militärparade ziehen Einheiten über die Plaza Murillo, auf der Tribüne vor der Kathedrale ernst dreinblickende Generäle neben indigenen Frauen in bunten Röcken und mit Melonen auf dem Kopf. Dazwischen el presidente del nuevo Bolivia, Evo Morales. Gebirgsjäger mit Klettergürtel tragen mindestens 15 Jahre alte Ski, deren Bindung wenig Vertrauen erweckt. Dann Matrosen der Marine, die Bolivien wohl seit dem Salpeterkrieg vergessen hat, abzuschaffen…
Gleichzeitig ist der komplette Südwesten des Landes seit 2 Wochen durch Blockaden abgeriegelt, langsam werden dort Benzin, Lebensmittel und Medikamente knapp. Das Zentrum des Protestes ist die Silberbergbaustadt Potosi, um dessen wirtschaftliche Zukunft sich nicht nur die Miñeros Sorgen machen.