San Pedro de Atacama ist eine kleine Oase im Herzen der trockensten Wüste der Welt. Staubige Gassen mit braunen Adobemauern, über die in den Innenhöfen wachsende Bäume ragen. Tagsüber ein verschlafenes Dorf, doch Nachmittags füllen sich die Gassen mit Touristenmassen und den hippiesk angehauchten Bewohnern, die versuchen, den Menschenstrom in ihr jeweiliges Restaurant oder Reisebüro umzuleiten. Im Osten von San Pedro ragen die Anden auf, ein Vulkan direkt neben dem anderen: darunter der perfekt symmetrische Licancabur, etwas weiter dampft der sehr aktive Laska vor sich hin und ganz im Süden ist sogar die Spitze des Llullaillaco, des höchsten in historischer Zeit ausgebrochenen Vulkans zu erahnen: erstaunlich, wie weit man hier sehen kann. Südlich von San Pedro liegt der Salar de Atacama, eine riesige Salzfläche, aber nicht so weiß und rein wie der von Uyuni: Tonpartikel geben ihm eine rötlich braune Färbung.
Unmittelbar westlich befindet sich die kleine Cordillera del Sal, spektakuläre aufgebrochene Falten aus Salz und Tonstein, wie das Valle de la Luna und das Valle de la Muerte. Mehrmals leihe ich mir ein Mountainbike aus, um all die spektakulären Aussichtspunkte abzuklappern. Vor allem bei Sonnenuntergang, wenn tiefe Schatten in den Schluchten zwischen merkwürdig geformten Hügeln und Sanddünen liegen und die Anden im Hintergrund pink aufleuchten, sieht die Landschaft vollkommen surreal aus. Hier versuche ich mich auch im Sandboarden, aber mit dem Kurvenfahren klappt es nicht so recht…
Eine Tour bringt mich zum Geysir Tatio, um 4 Uhr morgens geht es los, um das große in über 4000 m Höhe gelegene Geothermalfeld kurz vor Sonnenaufgang, während der kältesten Zeit zu sehen. Die Fumarolen und Geysire sind um diese Zeit zwar nicht aktiver (wie manchmal behauptet wird), aber durch die Kälte kondensiert mehr Wasserdampf zu weißen Wölkchen. Einer der Geysire spritzt zum Beispiel etwa alle 15 Minuten etwas mehr als 2 Meter hoch, die Fontäne versteckt sich aber in einer dichten Wolke, die sich sofort darum bildet. Kurz bevor die Sonne das Tal mit seinen zischenden Fumarolen, Geysiren und dampfenden, kochend heißen Quellen in Licht taucht, fahren wir leider schon wieder weiter. Dabei hätte ich mir das folgende Tal mit Kakteen sparen können, da habe ich in Bolivien schon schönere gesehen.
Eine andere Tour führt zu den blauen Seen Miscanti und Miñiques. Der erste Stop ist im Salar de Atacama bei einem kleinen See mit Flamingos, im Vordergrund das vom seltenen Regen in spitze Brocken zerlegte Salz des Salars. Im Hintergrund dampft der Vulkan Laska vor sich hin. Schließlich kurven wir in die Anden hinauf, auf etwas mehr als 4000 m zu den beiden Seen, die zu Füßen der Vulkane Miscanti und Miñiques und deren Nachbarn liegen. Ich habe ja jetzt schon einige Lagunas in der Umgebung gesehen, aber jede einzelne hat wieder ihren eigenen Reiz. Das Farbenspiel zwischen blauem Wasser, goldgelber Spiegelung von grasbewachsenen Hügeln und einer großen weißen Eisscholle ist faszinierend. Allerdings spinnt der Motor und das Getriebe unseres Minibusses und wir können froh sein, dass wir es bis hinauf geschafft haben: Die letzten Meter nach San Pedro müssen wir tatsächlich in einen anderen Bus umsteigen.
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