Brenta: Bocchette-Klettersteig

Auf der Via Ferrata delle Bocchette (Schartenweg) entlang der Felstürme der Brenta (Italien)

Bocchette Centrale (mit der Guglia)
Bocchette Centrale (mit der Guglia)

Die Brenta, die Fortsetzung der Dolomiten jenseits des Etschtals, ist für den Klettersteig bekannt, der über sie hinwegführt: die Via Ferrata delle Bocchette, der Schartenweg. „Über“ stimmt nicht ganz, denn die Gipfel werden konsequent umgangen, es geht jedoch schön ausgesetzt über Felsbänder und auf Leitern auf und ab von Hütte zu Hütte. Er besteht aus mehreren Abschnitten, die bei einem durchschnittlichen Tempo jeweils einen halben Tag dauern.

Bocchette Centrale
Bocchette Centrale

Ich starte am Grostépass, der mit einer Seilbahn erreicht werden kann. Die Seilbahnstation ist 15 Gehminuten oberhalb von Madonna di Campilgio, wer in Trento um 8 Uhr in den Bus steigt, schafft es noch vor der Mittagspause zur Seilbahn. Ich war später dran, die erste Etappe war aber trotzdem problemlos zu schaffen.

Die erste Etappe ist der Sentiero Benini, der recht kurz und leicht ist, abgesehen von ein paar Leitern im Abstieg zur Tuckettscharte muss man sich kaum einmal festhalten. Er ist aber eine schöne Einstimmung auf das Folgende. Von der Tuckettscharte zur Tucketthütte ist ein Abstieg von 400 Höhenmetern über einen Gletscherrest, den man am nächsten Tag wieder hinauf muss.

Tuckett-Scharte
Tuckett-Scharte

Es folgt der Bocchette Alte, die anspruchsvollste Etappe, die auf und ab an der Cima Brenta entlangführt. Aber selbst dieser ist nicht wirklich schwer und da ich kurz nach Mittag schon am Ausstieg bin, steige ich nicht wie geplant zur Alimonta-Hütte ab, sondern gehe gleich weiter.

Guglia
Guglia

Der Bocchette Centrale ist der berühmteste Abschnitt. Die meiste Zeit geht es einfach, aber schön ausgesetzt über Felsbänder hinweg, und zwar landschaftlich so großartig, dass es einen geradezu umhaut. Überall wilde Türme und Zinnen und dann passiert man die gewaltige Felsnadel Guglia (Campanile Basso). Leider war die Pedrotti-Hütte total überfüllt (kein Wunder, Samstag und dann noch das erste perfekt schöne Wetter), aber ich finde ein schönes Plätzchen zum biwakieren… Und am nächsten Morgen bin ich sogar motiviert, nochmal auf den Bocchette Centrale zu gehen, um die Guglia mit Sonne im Rücken zu sehen.

Nahe Brentei-Hütte
Nahe Brentei-Hütte

Von der Pedrotti-Hütte geht es über zwei kurze Steige, Sentiero Brentari und Sentiero dell’Ideale, zur Zwölfapostelhütte. Der erste ist hinauf ein Pfad, der sich durch Geröll schraubt, der Steig ist daher eher ein hinabklettern. Der unterste Teil ist etwas knifflig, da der Gletscher inzwischen derart abgeschmolzen ist, dass man über eine Felsplatte und eine improvisierte Aluleiter absteigen muss. Der Aufstieg auf dem Gletscher hinauf zum Einstieg des dell’Ideale ist meistens nur mit Steigeisen möglich, bei mir war die Oberfläche aber so aufgefirnt, dass es auch ohne ging. Der folgende Klettersteig ist landschaftlich hübsch, klettermäßig fand ich ihn nicht so toll. Statt dem dell’Ideale könnte man auch zur Agostini-Hütte hinunter und von dort über die Via ferrata Ettore Castiglioni (die wohl überwiegend aus Leitern besteht) zur Zwölfapostelhütte.

Brenta vom Lago Ritort
Brenta vom Lago Ritort

Das wars schon. Statt direkt ins Tal abzusteigen, wandere ich zur wirklich schön gelegenen Brentei-Hütte und von dort hinab nach Madonna di Campiglio. Dort steige ich noch auf der gegenüberliegenden Talseite zum Lago Ritort auf, von dem man einen tollen Blick auf die Felstürme der Brenta hat. Die Gesteine sind auf dieser Seite keine Karbonate, sondern Granit oder genauer gesagt Tonalit (der seinen Namen übrigens vom nicht weit entfernten Tonalepass hat). Hier befindet man sich bereits in der Adamello-Intrusion, die neben dem Bergell die einzige große Granitintrusion ist, die während der alpinen Gebirgsbildung entstanden ist. Durch das Tal verläuft eine der großen Störungszonen der Alpen (Judikarien-Linie).


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