Fast wie ein Fjord schneidet sich die Bucht von Kotor in das Gebirge. Nur wurde die Bucht nicht durch eiszeitliche Gletscher geschaffen (siehe 2. Aufl. des Buchs Bewegte Bergwelt). Zur landschaftlichen Schönheit kommen Altstädte und alte Kirchen hinzu.
Tatsächlich besteht die Bucht aus zwei Teilen. Die äußere ist weiter und von weniger hohen Bergen umgeben. Wer vom Norden aus Kroatien kommt, kann einen ersten Halt in Herceg Novi machen, mit einer kleinen, übersichtlichen Altstadt. Sobald man bei der Weiterfahrt den Engpass zur inneren Bucht erreicht, ist gegenüber das alte Städtchen Perast zu sehen, davor zwei Inseln mit Kirchen, von denen nur eine natürlich ist. Kurz vor Perast halten wir noch in Risan und werfen einen Blick auf das römische Mosaik. Das hübsche alte Städtchen Perast besteht eigentlich nur aus der Uferpromenade und einer Parallelstraße. Die Kirchtürme erinnern an Venedig.
Wenige Kilometer weiter, in Orahova, starten wir zu einer tollen Tageswanderung. Am höchsten Punkt des Ortes folgt man dem gepflasterten Militärpfad der Habsburger in unzähligen Serpentinen aufwärts, mit immer besserem Blick. Kommt etwas oberhalb, die Ruine einer Gendarmerie in Sicht, erreicht man eine Gabelung und nimmt den Weg nach links. Man passiert (ohne Aussicht) zwei verlassene Dörfer, bahnt sich den Weg durch das Gestrüpp und erreicht schließlich einen Bergrücken, von dem die gesamte Bucht zu überblicken ist. Wenig höher erreicht man eine Festung der Habsburger. Ein sehr steiler und teilweise überwucherter Pfad führt hinunter nach Perast, von wo man den Bus zurück zum Auto nehmen kann.
Die hübsche Altstadt von Kotor liegt am Ende der Bucht auf einer dreieckigen Halbinsel, über der eine Burg thront. Der Aufstieg zur Burg lohnt sich unbedingt wegen der Ausblicke.
Von Kotor aus schraubt sich die Lovcén-Passstraße in zahlreichen Serpentinen aufwärts. Die Ausblicke sind so großartig, dass ich am liebsten in jeder Kurve anhalten würde. Wir wollen an einer Parkbucht wild campen, doch während in der Abenddämmerung das Abendessen auf dem Gaskocher steht, hält ein Auto und zwei Männer fangen an, das Gras am Straßenrand mit einer Motorsense zu schneiden. Sie wollen hier am nächsten Tag einen Anhänger parken, um Schinken zu verkaufen. Schließlich übernachten wir trotzdem an Ort und Stelle, frühstücken aber im nächsten Dorf im Wohnzimmer des Schinkenverkäufers, nach einer Besichtigung der Räucherkammer.
Auf einem der Gipfel des Lovcén-Massivs steht das monumentale Mausoleum des wichtigsten Lokalfürsten des Landes, das mich nicht sonderlich begeistert. Genausowenig wie die ehemalige Hauptstadt Cetinje, auf der anderen Seite des Passes, eine absurde Mischung aus verschlafener Kleinstadt, Dorf und Regierungsprachtgebäuden.