Etwa 100 km östlich von Konya gibt es bei Karapinar eine Reihe von kleinen, aber feinen Vulkanen: mehrere Schlackenkegel, Lavafelder, Tuffringe und Maare (s.a. Bewegte Bergwelt). Die letzten Ausbrüche fanden zwischen 6000 und 3000 Jahre vor heute statt.
Wirklich phantastisch schön ist der Kratersee Meke Gölü. Im Inneren eines Tuffrings umgibt ein flacher, teilweise ausgetrockneter Salzsee einen im Zentrum aufragenden Schlackenkegel. In einem Exkursionsführer finde ich Datierungen, das Maar bildete sich bei einem Ausbruch vor 4 Millionen Jahren. Das aufsteigende Magma traf dabei auf sehr viel Grundwasser, es kam zu Wasserdampfexplosionen, was einen eliptischen Krater mit 1800×1600 m Durchmesser bildete. Das Magma fragmentierte zu feinem Material, das einen Tuffring um den Krater bildete und in Druckwellen aus Asche und heißen Gasen (Surge) in die Umgebung waberte. Der zweite Ausbruch mit der Bildung des Schlackenkegels fand erst wesentlich später statt, vor 9000 Jahren. Diesmal war nicht so viel Grundwasser vorhanden. Kleine Explosionen schleuderten Lavafetzen aus dem Schlot, die sich zu einem 300 m hohen Vulkankegel ansammelten. Neben diesem gibt es noch drei kleine Hügel aus rhyolitischem Tuff, die als Inselchen im See liegen.
Das stark salzige Wasser des Sees hat sehr hohe Gehalte an K, Na, Ca, SO4 und Cl. Da im Konya-Becken sehr viel Wasser aus Brunnen gepumpt wird, sinkt der Grundwasserspiegel und das Verhältnis zwischen einsickerndem und verdunstendem Wasser verändert sich. In den letzten Jahren sank der Wasserspiegel des Sees stark und das Wasser wurde immer saliner. Dies führte dazu, dass am Grund des Sees eine weiße Salzschicht ausfiel. Das Wasser färbte sich rot, weil sich im immer salzigeren Wasser Halobakterien besonders wohl fühlen. 2014 trocknete der See sogar ganz aus (Hurriyet). Bei unserem Besuch war ein großer Teil der Salzfläche mit Wasser bedeckt.
Fast alle Quellen im Internet sagen, dass Meke Gölü „stinkender See“ bedeutet und tatsächlich müffelt der See, was an zahlreichen Solfataren liegt. Nach besagtem Exkursionsführer leitet sich der Name aber von einem Vogel ab, dem Blässhuhn, das auf türkisch „sakarmeke“ heißt.
Von Karapinar folgt man 8 km der Hauptstraße Richtung Eregli. Dann zweigt ein kleines beschildertes Sträßchen zum Meke Gölü ab, dessen nördlichen Kraterrand man nach 2 km erreicht. Der südliche Rand ist höher und bietet entsprechend bessere Blicke. Ein weiterer großer Schlackenkegel liegt in der Nachbarschaft.
Auf der anderen Seite der Hauptstraße liegt nach weiteren 2 km der kreisrunde Maarsee Aci Gölü. Dieser sieht zwar nicht so phantastisch aus, aber es handelt sich trotzdem um ein Prachtexemplar wie aus einem Lehrbuch. Tatsächlich dient er in einem Fachbuch über Vulkanseen als Musterbeispiel eines Maars.
Update: Mein Foto vom Meke Gölü ist das Titelbild der 5. Auflage des Lehrbuchs Grundlagen der Geologie von Bahlburg und Breitkreuz.