Skopje

Kitschiges „nation building“ in der Hauptstadt von Nordmazedonien

Pseudoaltstadt in Skopje
Pseudoaltstadt in Skopje

In der mazedonischen Hauptstadt kann man nation building der schlimmsten Sorte bewundern. Am Flussufer stehen eindrucksvolle Bauten mit hohen Säulen, die vielleicht an Paris erinnern. Auf den Plätzen riesige Statuen von Alexander dem Großen und seinem Vater Philipp II. Und am Kai und auf den Brücken drängen sich Bronzestatuen von allen Persönlichkeiten, die in der Geschichte des Landes einen Hauch von Bedeutung hatten. Das Ganze wirkt wie eine Mischung aus 19. Jahrhundert und griechischer Antike, nur ist alles bei weitem jünger: Bei manchen Gebäuden ist wahrscheinlich der Putz noch nicht trocken. Gut zu dem ganzen Kitsch passen die Pseudosegelboote, die in das Flussbett gebaut worden sind.

Eine so junge Nation wie die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien muss sich natürlich erst erfinden. Die aktuelle Regierung bemüht sich sichtbar, eine nationale Identität zu stiften und die Größe des alten Mazedoniens zu betonen. Das Reich von Alexander dem Großen hat ja immerhin bis Indien gereicht. Da ist es auch unwesentlich, dass Alexander aus einer Stadt stammte, die in Griechenland liegt, in der dortigen Provinz Mazedonien. Dass die im hiesigen Mazedonien lebenden Minderheiten und die Nachbarstaaten von der pompösen Selbstfindung nicht gerade begeistert sind, wundert mich jedenfalls nicht. Auch nicht, dass die Opposition demonstriert, der Regierung Wahlfälschung vorwirft und sie zum Rücktritt auffordert. Bis dahin hat sich zumindest Skopje neu erfunden, es wird wohl niemand die neuen Gebäude abreißen und die alten Plattenbauten wieder aufbauen.