Eine wilde Landschaft im Hohen Kaukasus (s.a. Bewegte Bergwelt), mit tiefen Tälern, grünen Bergen, Schieferfelsen und kleinen Bergdörfern mit mittelalterlichen Wehrtürmen. Das Christentum hat in dieser abgelegenen Region an der Grenze zu Tschetschenien und Dagestan nie richtig Fuß fassen können, vielmehr ist es mit der alten Naturreligion verschmolzen. So sind immer wieder Schreine zu sehen, kleine Steintürme mit einem Quarzbrocken auf der Spitze, manchmal auch mit Tierhörnern verziert. Diese werden noch immer verehrt, wobei die alten Götter durch christliche Varianten wie Sankt Georg ersetzt sind. Allerdings dürfen Frauen nur aus der Entfernung mitmachen und den heiligen Orten nicht zu nahe kommen.
Die einzige Straße nach Tusheti ist eine Jeeppiste, die in haarsträubend engen und steilen Serpentinen von der georgischen Weinregion Kakheti über den Abanopass führt. Auf dieser kommt man zum größten Ort, Omalo, der hoch über dem Zusammenfluss der beiden wichtigsten Flüsse liegt. Die meisten Touristen lassen sich mit dem Jeep nach Omalo fahren, wandern dann einige Tage von Dorf zu Dorf und lassen sich wieder abholen. In fast allen Dörfern gibt es einfache Homestays.
Omalo besteht aus zwei Ortsteilen. Der neuere Teil besteht aus verstreuten Höfen am Rand eines Plateaus, hier sind die günstigeren Homestays. Weiter oben liegt in einer Kuhle versteckt der alte Ort, darüber eine Ansammlung von Verteidigungstürmen.
Dartlo dürfte das schönste Dorf in Tusheti sein. Zu Fuß ist es eine kurze Tageswanderung von Omalo entlang der Jeeppiste, hinab in das nördliche der beiden Täler. Neben den hübschen Häusern aus Schieferplatten und zwei Türmen schneidet sich eine steile Schlucht in den Hang. Oberhalb ist das verlassene Dorf Kvavlo zu sehen, das einen besonders hohen Turm hat. Kvavlo und das auf gleicher Höhe in der Nähe liegende Dorf Dano können von Dartlo aus in einer sehr lohnenden Halbtageswanderung besucht werden. In Dano gibt es einen besonders schönen mit Tierhörnern verzierten Schrein.
Wer Zeit, Kondition und ein Zelt hat, kann weiter Fluß aufwärts wandern, einen hohen Pass überqueren und nach etwa einer Woche das Dorf Shatili in Chewsuretien erreichen, das ebenfalls für seine Türme bekannt ist und mit Jeeps erreicht werden kann. Eine andere Möglichkeit wäre, kurz nach dem nächsten Dorf, Chesho, in südliche Richtung zu einem Pass aufzusteigen, der einen in das andere Haupttal der Region bringt, in dem man wieder nach Omalo wandern kann.
Wir wandern stattdessen von Dartlo talabwärts und erreichen nach wenigen Stunden das ein paar hundert Meter oberhalb des Flusses liegende Dorf Chigho. Von dort müssen wir in das Tal absteigen, einen kleinen Seitenfluss überqueren und ein paar Hundert Meter auf einen Bergrücken aufsteigen. Auf der anderen Seite erreichen wir Diklo. Nicht weit von hier befinden sich die Ruinen der alten Festung von Diklo, hoch über der Schlucht, die hinunter nach Dagestan führt. Ein Grenzer, von der Kalaschnikow abgesehen in Zivil, passt auf, dass man nicht in die verbotene Pufferzone eindringt.
Von Diklo geht es in einer guten Stunde leicht absteigend nach Shenako, einem der größten Dörfer der Region. Zurück nach Omalo ist es nicht mehr weit, nur ist eine Schlucht im Weg, sodass man nochmals etwa zwei Stunden läuft, wenn man auf Anhieb den Weg findet. Dabei darf man sich nicht an die Straße halten, da diese den reißenden Fluss in einer Furt quert. Sobald die Straße am oberen Rand der Schlucht ankommt, sucht man einen kaum sichtbaren Pfad abwärts und erreicht eine nicht gerade vertrauenerweckende Hängebrücke. Der Weg hinauf nach Omalo war stellenweise völlig überwuchert.
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