Am Golf von Porto (Korsika)

Wanderungen an der schönsten Bucht der schönen Insel mit Calanche di Piana, Cabo d’Orto, Capu Rossu, Monte Senino

Golf von Porto von Monte Senino
Golf von Porto von Monte Senino

Die Bucht von Bergen gesäumte Bucht von Porto halte ich für eine der schönsten Ecken Europas, auch wenn Porto selbst relativ langweilig und sehr touristisch ist. Die Calanche di Piana, die Felslandschaft an der Straße zwischen Porto und Piana, sind sogar UNESCO-Weltnaturerbe. Die Granitfelsen sind zu bizarren Formen erodiert, wobei neben Türmen und Scharten häufig sogenannte Tafoni zu sehen sind. So wird eine spezielle Erosionsform genannt, bei der das Innere eines Granitblocks herausgewittert ist, während das Äußere teilweise als harte Schale übrig ist. (Siehe auch mein Buch Bewegte Bergwelt.)

Tafoni am Cabo d’Orto
Tafoni am Cabo d’Orto

Kaum ein Tourist lässt sich einen Spaziergang vom Parkplatz Tete du Chien (mit einem Tafoni in Form eines Hundekopfs) zum Chateau Fort entgehen (1 h hin und zurück). Noch mehr los ist 500 m weiter ab dem Restaurant Les Roches Bleues auf einem etwa 1 km langen Abschnitt der Straße, es wimmelt nur so von Fußgängern, jede Parkbucht ist belegt und Autos halten auch noch an jeder Kurve mitten auf der Straße, damit ein Foto geschossen werden kann. Zu Recht, aber umso erstaunlicher ist es, wie wenig auf dem etwas höher verlaufenden Maultierpfad los ist, der fast noch schönere Blicke auf Felsen und Meer hat. Er beginnt 300 m westlich von Les Roches Bleues neben einer Madonnastatue. Nach einem kurzen steilen Anfang geht es relativ flach weiter, dann hinunter zum einem Fußballplatz, von dem man wieder zur Straße kommt, der man nach rechts zum Ausgangspunkt folgt (1:30 h Rundweg).

Maultierweg durch die Calanche
Maultierweg durch die Calanche

Der Parkplatz an diesem Fußballplatz ist auch der Ausgangspunkt zur Besteigung des Cabo d’Orto, des Berges, der von Porto aus unbezwingbar aussieht. Wir machen einen Umweg über den Sattel Foce d’Orto, von wo eine steile, mit Steinmännern markierte Route steil durch die Felsenwelt hinaufführt und vor dem letzten Gipfelanstieg auf den Normalweg trifft. Oben haben wir einen tollen Rundumblick auf die Buchten und auf die Berge von Zentralkorsika.

Blick vom Cabo d’Orto
Blick vom Cabo d’Orto

Übrigens unterscheiden sich die Granite bei Porto von den „normalen“ kalkalkalischen Graniten, die weite Teile der Insel aufbauen. Es handelt sich um einen Ringkomplex, der durch mehrere schnell nacheinander in geringe Tiefe eindringende Magmapulse gebildet wurde. Das passierte anorogen im Perm, nach der variszischen Gebirgsbildung, während der die meisten anderen Granite der Insel entstanden. Dieser Ringkomplex besteht aus drei konzentrisch angeordneten Einheiten. Im Inneren bei Ota (ein Dorf talaufwärts von Porto) befindet sich ein Gabbro. Er ist von einem hellen Granit umgeben, der noch weitere Gabbroschlieren enthält. Da dieser helle Granit leicht verwittert, entspricht diese Einheit etwa dem Talverlauf. Der äußere Ring mit rötlichem Granit baut die steilen Berge auf beiden Seiten von Porto auf, auch Cabo d’Orto und die Calanques gehören dazu. Es ist denkbar, dass sich oberhalb des Ringkomplexes damals ein Caldera-Vulkan befand: Fast zeitgleich entstanden in der Nähe zwei Calderen, Scandola (siehe unten) und Monte Cinto.

Calanche
Calanche

Der genuesische Wachturm auf dem Capu Rossu, am südlichen Ende des Golfs von Porto, ist eine beliebte Kurzwanderung. Los geht es an einem Parkplatz an der kleinen Straße, die von Piana Richtung Plage d’Arone führt. Der Weg geht ein gutes Stück abwärts und dann in einem weiten Bogen hinauf, ist aber von der Hitze abgesehen relativ einfach (ca. 3 h hin und zurück). Beeindruckend ist der Blick das hohe Kliff hinunter. Capu Rossu ist ein kleiner peralkalischer Granit, der ebenfalls anorogen intrudierte.

Capu Rossu
Capu Rossu

Am anderen Ende des Golfs von Porto befindet sich der markante Monte Senino, den das Meer an drei Seiten umspült, da sich dahinter die Bucht von Girolata anschließt. Diese Wanderung (ca. 4 h) ist deutlich kniffliger als die anderen Routen, aber der Blick auf Meer und Berge außergewöhnlich schön. Start ist der Parkplatz am Pass Bocca a Croce an der Hauptstraße. Entlang des Rückens folgt man einem Fahrweg bis zu einem weiteren Pass und zweigt dort auf einen Pfad in den Wald ab. Es geht steil aufwärts durch einen Wald, mit immer wieder tollen Blicken auf den Golf von Girolata. Der Weg ist nicht immer deutlich zu sehen, aber gut mit Steinmännern markiert. Das letzte Stückchen auf den Gipfel der Punta Castellacciu ist leichte Kletterei. Dies war erst der Vorgipfel, aber die meisten scheinen hier umzukehren: Der weitere Weg ist kaum als Pfad auszumachen und wir brauchen immer mal wieder eine Weile, um den nächsten Steinmann zu finden. Es geht steil hinunter in den Sattel und an diesem meist auf der Südseite auf und ab zwischen Felstürmen und Abgründen. Ein kurzes Stück geht es durch eine enge schluchtähnliche Rinne, aus der man am oben ein paar Meter herausklettern muss. Dann folgt der eigentliche Gipfelanstieg, der wieder leichter ist.

Auf dieser Wanderung sieht man über den Golf von Girolata hinüber auf das Naturreservat Scandola. Geologisch handelt es sich dabei um den Rest eines Vulkans, ebenfalls aus dem Perm: Eine mit Ignimbriten, Laven, Tuffen, Laharen und Gängen gefüllte Caldera (Basalt und Rhyolith), wobei nur ein Randstück erhalten ist und wir uns den größten Teil der Caldera im Meer denken müssen. Monte Senino selbst ist ein kleiner Vulkan, der vermutlich mit dieser Caldera im Zusammenhang steht.


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