Basaltsäulen faszinieren immer wieder — sowohl wegen der Geologie als auch der Ästhetik (s.a. Bewegte Bergwelt). Es gibt weltweit einige berühmte Vorkommen, aber so weit muss man gar nicht fahren. Ein besonders schönes Exemplar ist der Herrenhausfelsen (Panská skála) bei Kamenický Šenov (Steinschönau) im Norden von Tschechien. Dass dieser so fotogen ist, liegt nicht zuletzt daran, dass hier zeitweise Basalt in einem Steinbruch abgebaut wurde, bevor der Rest im richtigen Moment unter Naturschutz gestellt wurde. Die Formen sind also eine Kombination aus Natur und Skulptur.
Wahrscheinlich handelt es sich hier um den Rest eines Vulkanschlots (also unterhalb des Kraters im Inneren eines kleinen Vulkans und nicht, wie es auf dem Schild heißt, um einen Lavastrom). Es ist schön zu sehen, dass die Säulen tendenziell leicht zum Zentrum hin geneigt sind, aber generell sehr steil sind. Basaltsäulen entstehen, wenn die bereits erstarrte Lava weiter abkühlt. Das Volumen nimmt dabei ab. Im kühlsten Bereich (in diesem Fall kühlte die Lava offensichtlich oben am schnellsten ab) entwickelt sich so ein Netz aus Rissen, die alle parallel zum Wärmegradienten ausgerichtet sind.
Es entstehen immer drei Brüche gleichzeitig, die wie ein Mercedesstern angeordnet sind und sich weiter ausbreiten, bis sie auf einen anderen Riss treffen. Bereits vorhandene Risse beeinflussen die Spannung in der Umgebung und damit die Ausbildung neuer Risse und „Mercedessterne“, sodass tendenziell ein Wabenmuster mit sechseckigen Säulen entsteht (aber nicht alle Säulen sind sechseckig). Mit dem weiteren Abkühlen setzen sich diese Klüfte weiter ins Innere (in diesem Fall in die Tiefe) fort. So hohe und regelmäßige Säulen wie hier kann es nur geben, wenn der Lavakörper langsam und nur von einer Seite gekühlt wird und die gesamte Geometrie sehr regelmäßig ist. Das ist insbesondere bei Vulkanschloten, Sills und Gängen der Fall, auch bei Lavaseen und manchen Lavaströmen — aber nur, wenn es sich um eine Abfolge vieler schnell hintereinander eruptierter Lavaströme handelt, insbes. bei Flutbasalten.
Der Vulkan war im Tertiär aktiv, einer Zeit, in der in ganz Mitteleuropa viele Vulkane aktiv waren, während durch Dehnung große Grabensysteme entstanden. Nicht weit von hier entstand der Egergraben auf der Südseite des Erzgebirges, es gab jedoch in ganz Nordtschechien viele kleine Vulkane. In vielen Fällen (und vermutlich auch hier) handelt es sich genau genommen nicht um Basalt, sondern um Alkaligesteine wie Tephrit oder Basanit.
Der Felsen liegt am Ostrand von Kamenický Šenov direkt an der Hauptstraße 13/E442. Diese Straße verbindet beispielsweise die Böhmische Schweiz und das Böhmische Paradies.
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