Der Vulkan Iztaccíhuatl (5230 m) ist anders als sein berühmter (und etwas höherer) Nachbar Popocatépetl nicht aktiv (zumindest gab es im Holozän noch keine Eruption) und auch nicht kegelförmig. Es handelt sich um einen langen Rücken mit einer ganzen Reihe von (mehr oder weniger erkennbaren) Kratern. Der Name bedeutet „schlafende Frau“ wobei die beiden höchsten Gipfel die Brüste darstellen sollen und die diversen Nebengipfel Kopf, Bauch und Fuß. Sie liegt ausgestreckt genau in einer Linie mit dem Popocatépetl. Da man dem großen aktiven Bruder derzeit nicht einmal nahe kommen darf, ist sie ein beliebtes Ziel, zumal man sehr schöne Blicke auf den Popocatépetl hat. (Mehr zu Vulkanen in Bewegte Bergwelt.)
Vom Nevado de Toluca kommend muss ich quer durch Mexiko-Stadt, was so lange dauert, dass ich schon fürchte, dass alles zu spät ist, zu spät, um im Büro in Amecameca (am Fuß der Passstraße) ein Permit für den Nationalpark zu bekommen, oder weil (so das Internet) die Schotterpiste vom Pass zum Ausgangspunkt La Joya nur bei Tageslicht offen sein könnte. Ich wollte die Stadt auf einer Schnellstraße umfahren , wurde aber bei der ersten Mautstelle herausgewunken, weil diese nur mit Telepass funktioniert. Dann Stunden in verstopften Straßen, durch mehrere Unfälle zusätzlich ausgebremst. Ich will statt durchs Zentrum möglichst schnell nach Süden hinaus und auf kleineren Straßen am Stadtrand entlang. Ersteres klappt halbwegs, aber später sind immer wieder Straßen gesperrt und ich irre Zickzack durch arme Viertel. Stellenweise ist die Straße in schräg gestellte Blöcke zerbrochen, ich sehe auch viele zerstörte Häuser. Vermutlich das Erdbeben.
Jedenfalls bekomme ich mein Permit zwar nicht unten, aber problemlos auf dem Pass, die Schranke ist noch offen und ich rumple hinauf zum Parkplatz La Joya, wo ich in etwas unter 4000 m Höhe eine kurze Nacht im Mietwagen verbringe.
Um 3 Uhr laufe ich im Schein der Stirnlampe los. Ein kurzes Stück flach bis zum eigentlichen La Joya, dort scharf rechts auf einem Pfad aufwärts. Der Weg schlängelt sich ansteigend um die Felsen eines (dem Kopf der Frau vorgelagerten) Bergrückens. Am letzten Joch passiere ich die Biwakschachtel (nach 2h30, in Reiseführern steht 3 bis 5 h), dann geht es steiler aufwärts.
In der Morgendämmerung ist der Popocatépetl deutlich zu sehen, er grüßt mit einer kleinen Ascheeruption. Ich mache schnaufend immer kleinere Schritte, aber die Akklimatisierung am Nevado de Toluca zahlt sich aus und bald stehe ich auf dem ersten Nebengipfel in über 5000 m Höhe (1 h 30 vom Biwak). Hier ist der Blick vielleicht am besten. Der Hauptgipfel ist aber noch weit, mehr als 2 h, es geht von einem Nebengipfel zum nächsten (dem „Bauch“). Schließlich muss man einen kleinen Gletscher überqueren, der einen Krater füllt. Er ist weitgehend flach, aber für das erste Stück sollte man Steigeisen dabei haben.
Es folgt ein geschwungener Rücken aus bunt alteriertem Gestein, über den man endlich den südlichen der beiden Hauptgipfel erreicht. Zum etwas höheren nördlichen Rücken muss man einen weiteren, diesmal völlig flachen Gletscher überqueren.
Abwärts bin ich natürlich schneller und komme nachmittags am Parkplatz an, wo ich erst mal an einem Imbiss Tacos bestelle… Und dann bleibe ich noch eine Nacht im Nationalpark, um noch ein paar Fotos der beiden Vulkane, „Popo“ und „Itzi“, zu schießen.
Links
- Iztaccíhuatl bei Global Volcanism Program
- Popocatépetl bei Global Volcanism Program
- Iztaccíhuatl bei Summit Post (praktische Infos)
- Iztaccíhuatl bei Peakbagger (GPS-Tracks)