In der Megacity Ciudad de Mexico interessieren mich neben dem historischen Zentrum und quirligen Märkten vor allem die zahlreichen erstklassigen Museen. Allein im Nationalmuseum für Anthropologie verbringe ich einen kompletten Tag und bewundere Kunstwerke der Azteken, Tolteken, Zapoteken, Mixteken, Olmeken, Mayas, von Teotihuacán usw. Wie viele Hochkulturen es in Zentralamerika gab, war mir vor dieser Reise nicht bewusst. Ihre Skulpturen, Keramiken, Fresken und Schmuckstücke sind beeindruckend schön und vielfältig, zum Teil auch ganz schön gruselig.
Noch mehr von den Azteken sehe ich im Museum am Templo Mayor. Die Reste des wichtigsten Tempels ihrer Hauptstadt Tenochtitlán wurden am Zócalo direkt neben der Kathedrale ausgegraben. Immer wieder haben die Azteken die Pyramide mit einer größeren überbaut, entsprechend sind wie Zwiebelschalen die Grundmauern von 7 Pyramiden zu sehen.
Die Kathedrale nebenan (Renaissance, Barock) beeindruckt auch, wobei ihr die blutige Geschichte nicht anzusehen ist. In der Umgebung sind immer wieder Gebäude mit schiefen Wänden zu sehen, die ehemalige Seelandschaft gibt eindeutig keinen guten Baugrund ab.
Ein Tag in südlichen Stadtteilen dreht sich um Frida Kahlo und Diego Rivera. Ich beginne mit der Casa Azul, in der Frida Kahlo einen großen Teil ihres Lebens lebte, zeitweise auch Diego Rivera (und kurz auch Leo Trotzki). Ein großzügiger Altbau mit großem grünem Innenhof, mit einigen Bildern der beiden, Fotos, der Rollstuhl vor der Staffelei…
Ein paar Straßen weiter befindet sich das viel spartanischere Haus von Leo Trotzki. Es war von einer hohen Mauer mit Wachturm umgeben und hatte gepanzerte Türen, was bekanntlich nicht half. Trotzki hatte ein damals sicherlich hochmodernes Diktiergerät, ein großer Kasten, der das Diktat auf Wachstrommeln aufzeichnete, ein ähnlicher Kasten im Sekretariat spielte es wieder ab. Ansonsten ist die Einrichtung sehr einfach, auch was die Ausstattung des Museums betrifft.
Im Nachbarstadtteil befindet sich das Museo Casa Estudio Diego Rivera y Frida Kahlo, wo er lange wohnte und sie kurz. Besichtigen konnte ich nur sein Atelier. Es handelt sich um drei interessante frühmoderne Häuser — viel Glas, außen Wendeltreppen aus Beton, eine Brücke zwischen seinem und ihrem Haus — gebaut von einem befreundeten Architekten, der im dritten Haus wohnte.
Weiter südlich spaziere ich über den Campus der Universität (UNAM), die fast 10-mal mehr Studierende hat als sogenannte Massenuniversitäten bei uns. Die moderne Architektur der 1950er galt als wegweisend, interessant ist insbesondere die mit Mosaiken verkleidete Bibliothek.
Mit einem Vorortzug fahre ich noch weiter nach Süden zum Museo Dolores Olmedo. In einer ehemaligen Hacienda ist eine sehr gute Sammlung mit Bildern von Diego Rivera und Frida Kahlo zu sehen.
Beeindruckend sind auch die Murales (Wandbilder) von Diego Rivera in repräsentativen Gebäuden im Zentrum, beispielsweise im Nationalpalast oder im Bildungsministerium. In Letzterem dreht sich ein ganzer Zyklus um den Klassenkampf: bewaffnete Arbeiter, die unter roten Fahnen ihr Schicksal in die Hand nehmen. Erstaunlich, dass er in einem Regierungsgebäude derartige Propagandabilder voller roter Sterne malen konnte: Wenige Jahre nach der mexikanischen Revolution, in der zwar Pancho Villa und Emiliano Zapata für „Land und Freiheit“ kämpften, letztlich aber doch nur eine bürgerlich-liberale Republik herausgekommen ist.
Das Museo Soumaya zeigt, was herauskommt, wenn ein Superreicher mit seiner Privatsammlung angeben will. Die Architektur ist gewollt spektakulär (zu gewollt) und der Inhalt sieht teuer aus, aber zusammengewürfelt. Es gibt großartige Kunst (z.B. El Greco, Filippo Lippi, Rufino Tamayo, Rodin) zwischen sehr vielen mittelmäßigen Bildern (auch wenn z.T. ein Name wie Degas darunter steht). Muss wirklich eine ganze Etage voller Venedigbilder sein? Eine weitere voller chinesischer Elfenbeinschnitzereien, eine voller Silberlöffel und Münzen?
Besser gefallen mir: Museo Jumex, Museo Rufino Tamayo, Museo del Arte Moderno, Museo Mural Diego Rivera, Palacio de Bellas Artes.
Sehr beeindruckend finde ich zudem die vier riesigen Meteoriten, die am Eingang des Palacio de Minería stehen, der größte mehr als 14 t schwer.
Doch auch die Umgebung von Mexico City hat einiges zu bieten. Ein richtiges Highlight ist ein Tagesausflug „zu den Pyramiden“, nach Teotihuacán. Dies war die erste richtige Großstadt in Amerika, vom 1. bis zum 8. Jh. Die um 150 gebaute Sonnenpyramide ist die weltweit drittgrößte (nach Cholula und der Cheopspyramide).
Etwas kleiner und fast schöner ist die Mondpyramide. Es gibt freilich viel mehr zu sehen, die vom Plattformen umgebenen Plätze, Reliefs an Säulen und Wänden, sehr interessante Fresken und eine kleine Stufenpyramide, aus deren Wänden immer wieder der Kopf der gefiederten Schlange ragt.
Allein war ich hier nicht gerade: Ich hatte zufällig einen Feiertag erwischt und die alte Hauptstraße war voll wie ein Marktplatz. Nachmittags schob sich ohne Pause auf ganzer Treppenbreite eine Schlange zur Spitze der großen Pyramide hinauf und wieder hinunter, ihr Schwanz reichte an der Basis entlang ein Viertel um die Pyramide herum. Oder war dies Quetzalcóatl, die gefiederte Schlange?
Tula war die Metropole der Tolteken, zeitlich zwischen Teotihuacán und den Azteken. Zu sehen gibt es vor allem die auf der kleinen Pyramide stehenden vier riesigen Atlanten, so genannt, weil sie einst das Dach des Tempels trugen (nur die mittleren sind original, der linke steht im Nationalmuseum in Mexiko-Stadt).
Für Krieger sind sie sehr merkwürdig gekleidet: Mit einer sehr kurzen Schürze und nacktem Hintern. Dazu ein Schild in Schmetterlingsform vor der Brust und ein hoher Federschmuck auf dem Kopf.
Auf dem Weg nach Tula lohnt ein Halt in Tepotzotlán, wo es mal wieder eine prachtvolle Barockkirche gibt und daneben ein Kloster (Museum).
Schließlich mache ich noch einen Tagesausflug nach Taxco (mehr als 3 h entfernt). Und als letzte Höhepunkte besteige ich die Berge Nevado de Toluca und Iztaccíhuatl.
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