Talampaya und Ischigualasto (Valle de la Luna)

Bizarre Felsen und die ältesten Dinosaurier der Welt (Argentinien)

Talampaya, Catedral
Talampaya, „Catedral“

Ungefähr in der Mitte zwischen den Städten San Juan und La Rioja befinden sich direkt nebeneinander der Nationalpark Talampaya und (durch die Provinzgrenze getrennt) das Naturreservat Ischigualasto („Valle de la Luna“). Talampaya ist besonders reich an Postkartenansichten mit bizarren Felsformationen, insbesondere einer tief in den Sandstein eingeschnittenen Schlucht und säulen- und pilzförmigen Felsen. Den einen oder anderen „Pilz“ gibt es in Ischigualasto ebenfalls, dieses Reservat ist aber aus einem anderen Grund für seine Geologie berühmt: Hier wurden neben anderen bedeutenden Fossilien die ältesten Dinosaurier der Welt gefunden.

El Monje, Talampaya
El Monje, Talampaya

Wir parken am Visitor Center von Talampaya, da das Innere des Parks nur in einer geführten Tour betreten werden kann. Die Standardroute dauert ca. 3 h und führt im Kleinbus durch den Cañon de Talampaya hindurch und auf der anderen Seite entlang hoher Felswände („Catedral“) zu drei besonders hohen „Pilzen“ (einer heißt „El Monje“). Unterwegs steigt man mehrfach für kurze Spaziergänge aus und sieht u. a. alte in den Fels geritzte Petroglyphen. Beeindruckend sind in der Schlucht die durch Wasser in die Wände eingeschnittenen senkrechten „Kamine“. Durch die Schlucht fließt nur nach starken Regenfällen ein Fluss, aber in geringer Tiefe gibt es Grundwasser, sodass hier mitten in der Wüste viele Bäume stehen. Ein schöner Kontrast zu den roten Konglomerat-/Sandsteinfelsen (Talampaya-Formation und darüber Tarjados Formation, beide Untertrias).

Canon de Talampaya mit Kaminen
Canon de Talampaya mit Kaminen

In der Region entstand ab Ende des Perms ein Grabensystem, in das in der Trias Sedimente abgelagert wurden. In der Untertrias waren das zunächst vor allem Schwemmfächer, später gab es Flüsse und Salzseen. Zu dieser Zeit liefen bereits merkwürdige Tiere durch die Gegend, die Dinosaurier gab es aber erst ab dem Karnium in der Obertrias.

Ischigualasto
Ischigualasto

Die entsprechenden Gesteine sind vor allem in Ischigualasto aufgeschlossen. Es handelte sich um eine Landschaft mit Flüssen und vielen Seen, durch die viele merkwürdige Reptilien stapften — nicht nur die ersten Dinos. Letztere waren noch in der Unterzahl und noch ziemlich klein. Der Herrerasaurus reicht mir gerade mal bis zur Hüfte, der Eoraptor nur bis zum Knie (beide waren fleischfressende Echsenbeckensaurier). Noch etwas kleiner war der Pisanosaurus (ein pflanzenfressender Vogelbeckensaurier). Andere Reptilien ihrer Zeit entsprachen zum Teil eher dem, was sich die meisten so unter einem Dino vorstellen: Insbesondere das bis zu 9 m große Urkrokodil Saurosuchus galilei. Am häufigsten waren aber zwei andere merkwürdige Tiere. Die Rekonstruktionen des Exaeretodon sehen aus wie eine Mischung aus Wildschwein und Hyäne, knapp 2 m groß. Es handelt sich um einen Cynodont („Hundezähner“), zu dieser Gruppe gehören auch die späteren Säugetiere. Der etwa 1 m lange Hyperodapedon hingegen sah aus wie ein Riesensalamander mit einem einzelnen Hasenzahn am Oberkiefer, es handelte sich dabei aber um ein Reptil.

Originalfossilien, rekonstruierte Skelette und lebensgroße rekonstruierte Modelle gibt es sowohl im Visitor Center des Reservats als auch im sehr sehenswerten Naturkundemuseum in San Juan, in dem man sogar den Paläolontologen bei der Arbeit zusehen kann.

Ansammlung von herausgewitterten Konkretionen: Cancha de Bochas, Ischigualasto
Ansammlung von herausgewitterten Konkretionen: Cancha de Bochas, Ischigualasto

Auch das Naturreservat Ischigualasto kann nur mit Führer besichtigt werden, aber hier fährt man im eigenen Auto in einem Konvoi, der Führer sitzt im ersten Wagen (das dauert ca. 3 h). Man sieht überwiegend wellenförmig erodierte hellgraue Tonsteine, aber auch ein paar pilzförmige Formationen (deutlich kleiner als im Talampaya) wie El Hongo und El Submarino (das einmal wie ein U-Boot aussah, leider ist ein großer Teil abgebrochen). Interessant ist Cancha de Bochas („Bocciabahn“), wo unzählige schwarze Kugeln (Konkretionen) auf dem Boden herumliegen. Unter einem Schutzbau sind auch teilweise freigelegte Fossilien in situ zu sehen.

El Hongo ("Pilz"), Ischigualasto
El Hongo („Pilz“), Ischigualasto

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