Yucatán bietet viele erstklassige Sehenswürdigkeiten. Da auch noch die Flüge nach Cancún sehr günstig sind, ist die Stadt idealer Ausgangs- oder Endpunkt einer Reise durch Mexiko (am besten in Kombination mit einem günstigen Inlandsflug).
Übrigens gönnt sich der kleine Bundesstaat Quintana Roo seine eigene Zeitzone: Den Touristen zuliebe gilt hier das ganze Jahr über die Sommerzeit.
Ich fahre von Cancún gleich weiter nach Tulum. Der Ort ist für seine Maya-Ruinen berühmt, die sehr schön direkt am Meer liegen. Dazu gibt es einen weißen Strand und in der Umgebung sehr viele Cenotes zum Schnorcheln oder Tauchen, die einen eigenen Artikel wert sind.
Eine Autostunde entfernt liegt die Maya-Ruine Cobá im Wald. Sie ist nicht so gut erhalten, interessant ist eher die Kombination mit dem Wald und der Blick von der großen Pyramide. Das im Reiseführer beschworene „Indiana-Jones-Feeling“ will sich nicht so richtig einstellen, dafür ist zu viel los. Die einzelnen Pyramiden und Tempel liegen weit auseinander, viele mieten daher ein Fahrrad. Zu Fuß brauche ich etwa 3 h, um alles zu sehen. Anschließend teile ich ein Taxi nach Valladolid.
Das hübsche Kolonialstädtchen Valladolid ist von tollen Cenotes umgeben und zudem ein guter Ausgangspunkt für Chichén Itzá. Die berühmte Maya-Ruine (mit starkem Einfluss der Tolteken) war beeindruckend und enttäuschend zugleich. Zum Glück war ich früh da (das erste Colectivo von Valladolid kommt kurz vor der Öffnung an), so konnte ich die ersten 2 h genießen. Aber leider darf man alles nur noch mit Abstand ansehen, man darf nirgends hinauf oder hinein. Besonders schade ist das beim Tempel der Krieger: Auf der Plattform liegt ein Chac Mool, der mit einem Teller in der Hand auf Opfer wartet, direkt dahinter zwei merkwürdig geformte Säulen, die aussehen, als ob sie zweimal geknickt wurden, sie stellen die gefiederte Schlange dar. Dieses Bild habe ich schon so oft gesehen, dass ich ganz Mexiko damit assoziiere, aber mit eigenen Augen sehen konnte ich es nicht.
Mit der Zeit füllt sich die Anlage mit Menschenmassen und entlang der Wege steht ein Stand mit Souvenirs neben dem anderen, sodass man sich eher wie auf einem Markt fühlt. Trotzdem beeindrucken die vielen Details der (z.T. blutrünstigen) Reliefs, die majestätische Pyramide, der große Ballspielplatz (und die Vorstellung, einen schweren Kautschukball ohne Hände oder Füße zu benutzen durch den Ring befördern zu müssen), der verspielte Puuc-Stil am sogenannten Kloster (überall Elefantenrüssel, obwohl die Mayas doch gar keine Elefanten kannten! Es handelt sich um die Nase des Regengottes Chak).
Die Ruhe, die Chichén Itzá fehlt, finde ich in Ek’Balam, eine halbe Stunde per Colectivo nördlich von Valladolid. Die Ruine ist viel kleiner und weniger gut erhalten, man sieht neben ein paar Tempeln und einer Pyramide auch formlose, mit Wald bewachsene Berge aus Steinen. Die Pyramide ist erstaunlich asymmetrisch. Sie hat überall Türen zu kleinen Räumen, die auf halber Höhe noch grandios mit Stuck umformt sind. Eine Tür ist ein riesiges zähnefletschendes Jaguarmaul, darüber stehen detailreiche Figuren. Und in der Nähe mal wieder ein Cenote zum Abkühlen…
Mérida ist eine lebhafte Großstadt, die trotz hübscher Kolonialbauten alles andere als museal wirkt. Einstöckige Kolonialhäuser dominieren die Straßen, dazwischen ein paar Hochhäuser, viel billiger Beton, ein paar prunkvolle Paläste und Kirchen. Werkzeugläden und Shops voller aus China importiertem Plunder, schäbige Garagen, über der Straße verknotete Stromleitungen, ein Gewusel von Menschen und trotzdem recht entspannt.
In der Nähe besuche ich die Maya-Ruinen Uxmal und Kabah (das quasi ein Vorort von Uxmal war). Beide sind deutlich älter als Chichén Itzá und sind in dem für diese Gegend typischen „barocken“ Puuc-Stil gebaut: viele Chak-Nasen usw. Uxmal ist grandios, gefällt mir besser als Chichén Itzá und wird trotzdem von weit weniger Touristen besucht. Ist ja auch weiter weg von Cancún…
Die herausgeputzte Altstadt von Campeche wirkt musealer als Mérida, trotzdem kommen kaum Touristen. Im Stadttor und den Bastionen der Mauer sitzen Piratenpuppen neben Kanonen, man glaubt fast, die Mauer wurde von und nicht gegen Piraten gebaut.