Die kleine Insel Staffa ist ein schwarzer Felsklotz, dessen Wand in der unteren Hälfte aus großen perfekt geformten Basaltsäulen besteht, während die obere Hälfte ein Geflecht aus kleinen gebogenen Säulchen ist. In diese Felswand hat das Meer einige kleine und größere Höhlen gebrochen, wobei die größte unter dem Namen Fingal’s Cave bekannt ist. Die ca. 60 Mio. Jahre alten Laven gehören zu einem größeren, damals auf Land gelegenen Vulkankomplex, dessen Überreste weite Teile der heutigen Inseln Mull und Skye aufbauen. Dieser war wiederum Teil einer größeren Vulkanregion, die auch bis zum Giant’s Causeway in Nordirland reichte (s.a. Bewegte Bergwelt).
Entdeckt wurde die Insel schon wesentlich früher (die Wikinger gaben ihr ihren Namen), aber „auf die Karte“ und in die Bücher brachte sie der Botaniker und Forschungsreisende Joseph Banks, dessen Schiff 1772 bei einer Islandexpedition wegen eines Sturms bei der Nachbarinsel Mull Anker warf. Jemand erzählte Banks von den Felsformationen auf Staffa und als er sie am nächsten Tag besuchte war er von Fingal’s Cave so begeistert, dass er sie als „one of the greatest natural curiosities in the world“ bezeichnete.
Mehr und mehr Naturforscher, Künstler und Schriftsteller und der eine oder andere König kamen daraufhin vorbei. Felix Mendelssohn Bartholdy ließ sich zur Ouvertüre Die Hebriden inspirieren, romantische Maler malten die Höhle aus allen Perspektiven und schon in frühen 19. Jahrhundert gab es einen regelrechten Massentourismus.
Wie Basaltsäulen entstehen, habe ich vor einem Jahr am Beispiel Panská skála erklärt, ein anderes beeindruckendes Beispiel habe ich in Armenien fotografiert. Doch jedes Vorkommen hat seinen eigenen Formenschatz und seine eigene Stimmung, bei Staffa dank des rauen Atlantiks.
Zwischen Mai und Anfang August brühtet zudem auf der Insel eine Kolonie Papageitaucher (Puffins), die mich schon einmal in Island begeistert haben. Diese an Land etwas tollpatschigen Vögel sehen fast aus wie fliegende Pinguine mit buntem Schnabel.
Von Orban aus gibt es organisierte Tagesausflüge zu drei Inseln, wobei nicht nur für mich Staffa das Highlight ist. Es geht zunächst mit der Fähre hinüber nach Mull und dann mit Bussen auf einer einspurigen Straße nach Fionnphort zum am anderen Ende der Insel. Kleine Boote fahren von hier bei einer Seehundkolonie vorbei nach Staffa, wo man nahe der Höhle an Land geht und eine viel zu kurze Stunde auf der Insel verbringt. Anschließend setzt uns das Boot auf der Insel Iona ab, wo es noch ein altes Kloster zu besichtigen ist, von dem aus einst irische Mönche Schottland christianisiert hatten. Eine kurze Fährfahrt führt zurück nach Fionnphort, wo die Busse warten.