Everest-Trek: Drei Pässe

Dreiwöchiger Trek im Khumbu Himal (Nepal) über die Pässe Renjo La, Cho La und Kongma La zum Everest Basecamp, zu den Aussichtsbergen Gokyo Ri, Ngozumba Tse, Kala Patthar und Chhukhung Ri

Everest, Nuptse, Lhotse und Ama Dablam vom See oberhalb des Kongde Hotels
Everest, Nuptse, Lhotse und Ama Dablam vom See oberhalb des Kongde Hotels

Im Khumbu Himal stehen außer dem Everest noch ein paar weitere sehr hohe und beeindruckende Berge herum und ehrlich gesagt stellen einige davon den Everest in den Schatten, wenn es um Schönheit geht. Namen von Riesen wie Lhotse, Nuptse, Makalu oder Cho Oyu sind vielen ein Begriff, genauso wie die von Schönheiten wie Ama Dablam, Cholatse oder Pumori. Andere Namen wie Kangtega oder Thamserku werden die meisten erst unterwegs kennenlernen. Trotzdem bleibt der Everest das magische Ziel, wenn auch für uns Trekker nicht der Gipfel. Es sind aber gerade die anderen Berge, die einen Trek in dieser Region zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.

Karte Everest Trek

Die meisten wandern einfach auf dem gut ausgebauten „Yak-Highway“ das Tal hinauf bis zum Everest Base Camp. Da von dort der Everest überhaupt nicht zu sehen ist, besteigen sie noch den kleinen Aussichtsgipfel Kala Patthar (5550 m) und gehen dann auf demselben Weg zurück. Das dauert etwa 2 Wochen (wegen der Akklimatisierung, die Etappen sind recht kurz) und die Strecke ist reich an Aussichten. Trotzdem sollte man mehr daraus machen und auch die anderen Täler erkunden. Die Täler des Khumbu sind wie die Finger einer Hand aufgefächert und durch hohe Pässe miteinander verbunden, die zu den besten Aussichtspunkten des Himalajas gezählt werden.

Everest und Nuptse von Namche
Everest und Nuptse von Namche

So führt nicht weit vom Everest Base Camp der Cho-La-Pass (5420 m) hinüber nach Gokyo. Dabei handelt es sich um das zweitbeliebteste Trekking-Ziel der Region: mit dem Gokyo Ri (5360 m) gibt es einen kleinen Gipfel mit großartiger Aussicht, außerdem einen riesigen Talgletscher, der vom Cho Oyu hinunterfließt und dessen Seitenmoräne eine Reihe von Bergseen aufstaut. Ein weiterer Pass, der Renjo La (5360 m), führt von hier in das Tal von Thame. Vom Tal mit dem Everest Base Camp führt ein dritter Pass, der Kongma La (5535 m) in die andere Richtung ins Tal von Chhukhung. Hier wartet der Aussichtsberg Chhukhung Ri (5550 m).

Alles zusammen ergibt eine schöne Runde, die knapp drei Wochen dauert und sicherlich zu den beeindruckendsten Treks der Welt zu zählen ist, auf dem man mit einer Fülle von wechselnden Aussichten verwöhnt wird. Meist wird dies „Three Passes Trek“ oder „Everest High Passes“ oder so ähnlich genannt. Ein Reiseveranstalter nennt es „Königsweg am Everest“, was ich etwas geschmackslos finde, da in Nepal erst kürzlich der alles andere als beliebte König vom Thron gesägt wurde. Ein Zelt ist eigentlich nicht nötig, es gibt überall Teehäuser (Hostels), aber mit Zelt kann man noch ein paar lohnende Abstecher machen. Dieses Jahr lag ungewöhnlich viel Schnee und ich war froh, dass ich trotzdem fast alles nach Plan machen konnte.

Die Entstehung des Himalajas und anderer Gebirge wird in meinem Buch Bewegte Bergwelt erklärt

Das Abenteuer beginnt bereits mit dem Flug nach Lukla (man könnte auch den Bus nach Jiri nehmen und von dort in vier harten Tagesmärschen dorthin wandern, was aber nur die wenigsten machen). Kleine Propellermaschinen pendeln bei gutem Wetter auf der kurzen Strecke zwischen Kathmandu und Lukla. Durch die schmutzige Scheibe ist erst der Langtang Himal zu sehen, dann ragt prominent Gauri Shankar auf und zuletzt kommen die großen des Khumbu in Sicht. Dann tauchten wir in die Wolkendecke ein. Hin und wieder waren durch Wolkenlöcher steile Berghänge und tiefe Schluchten zu erkennen. Plötzlich tauchte direkt vor uns die kurze Landebahn auf, die einen nicht ganz so steilen Hang hinauf führt. Lukla gilt als der gefährlichste Flugplatz der Welt. Ich fand die Landung nicht so schlimm, aber die Idee, an dieser Stelle einen Flughafen zu bauen, ist schon sehr gewagt.

Flugplatz Lukla
Flugplatz Lukla

Während ich auf mein Gepäck wartete und mich dann darüber ärgerte, dass mein Benzinkocher den Flug oder vielmehr die harte Behandlung des Gepäcks auf dem Boden nicht überlebt hatte (ich konnte ihn mit einer Tube Super Glue behelfsmäßig flicken) und mein Topf völlig zerbeult war, verdichteten sich die Wolken zu einer dichten, dunkelgrauen Masse. Nach mir waren noch zwei Maschinen gelandet, die folgenden zwei Tage waren dann alle Flüge gecancelt. Das passiert übrigens relativ regelmäßig (die besten Chancen hat man früh morgens), man sollte also immer ein Paar Tage extra als Puffer einplanen!

Namche Bazaar mit Kongde
Namche Bazaar mit Kongde

Noch am selben Tag wanderte ich bis Namche Bazaar. Es ging durch das grüne Tal von Dorf zu Dorf, doch die Wolkendecke war zu deprimierend, um unterwegs zu verweilen. Namche Bazaar mit seinen hufeisenförmig angeordneten Häusern füllt ein schüsselförmiges Tälchen hoch über dem Zusammenfluss von Bhote Koshi Nadi und Dudh Koshi Nadi. Es gilt als typisches Sherpa-Dorf, ist in den letzen Jahrzehnten aber derart gewachsen, dass ich es nicht für allzu typisch halte.

Ama Dablam (vom Weg zwischen Namche und Khunde)
Ama Dablam (vom Weg zwischen Namche und Khunde)

Hier lohnt sich zur Akklimatisierung ein Spaziergang zu den Dörfern Khunde und Khumjung, mit großartigen Blicken auf Ama Dablam, Thamserku, Everest und Lhotse. Das Reizvolle ist dabei die Vegetation im Vordergrund, noch ganz anders als die karge weiß-braune Bergwelt, in die man in den nächsten Tagen eintauchen wird.

Von Namche aus geht es in das Tal von Thame, allerdings bog ich kurz vor diesem Ort ab und querte auf der anderen Talseite zurück, um das Kongde-Hotel zu erreichen. Der Weg entpuppte sich als anstrengender als gedacht, es geht gehörig auf und ab und dazu kam, dass die steile Treppe, die aus einer schattigen Schlucht führt, mit Blankeis überzogen war: selbst mit dem Fixseil eine kniffelige Angelegenheit. Das Hotel ist ziemlich teuer, aber ich hatte ja mein Zelt dabei und der Aufstieg lohnt sich für das Panorama, insbesondere wenn man auf den kleinen Felsbuckel etwas oberhalb oder zum in der Nähe davon gelegenen Karsee aufsteigt.

Blick vom Hügel oberhalb des Kongde Hotels: Taboche, Everest, Nuptse, Lhotse, Ama Dablam, Thamserku
Blick vom Hügel oberhalb des Kongde Hotels: Taboche, Everest, Nuptse, Lhotse, Ama Dablam, Thamserku

In Thame ist ein Kloster zu besichtigen, darüber die Wand von Kongde und Tyangmoche. Talabwärts sind Kangtega, Thamserku und Kusum Kanguru gut zu sehen. Der Weg führt weiter talsaufwärts nach Lumde. Abgesehen vom Blick zurück ist hier wenig von den richtig hohen Bergen zu sehen, das weite braune Tal ist auf beiden Seiten von dunklen Felsgipfeln begrenzt. Lumde liegt auf 4370 m Höhe, es wird einige Zeit dauern, bis ich wieder in solch geringer Höhe bin … Hier sind talaufwärts doch ein paar große Berge in Sicht, neben diesen führt ein hoher Pass hinüber nach Tibet. Zu meinem ersten Pass geht es jedoch von Lumde aus nach rechts den steilen Berghang hinauf. Im Schein der Stirnlampe stieg ich bis zu einem Hügel auf und genoss frierend den Sonnenaufgang. Es sollte aber noch einige Zeit dauern, bis ich selbst die ersten wärmenden Sonnenstrahlen abbekam. Das letzte Stück kroch ich langsam wie eine Schnecke, in dieser Höhe gibt es nur halb so viel Sauerstoff, wie auf Meeresniveau. Schließlich erreichte ich den Pass Renjo La und der Blick öffnete sich auf Everest, Nuptse und Lhotse, Makalu, Cholatse und Taboche, davor der türkise See von Gokyo und der Ngozumpa-Gletscher. In die andere Richtung sind einige Berge des Rowaling Himals zu sehen. Wirklich ein beeindruckender Aussichtspunkt.

Blick vom Renjo La auf u.a. Everest, Gokyo
Blick vom Renjo La auf u.a. Everest, Gokyo

Schnell war ich unten in Gokyo, einst eine Sommeralm und heute eine Ansammlung an Hostels, hübsch an einem türkisblauen See gelegen. Mein erstes Essen hier war ungenießbar, die Nudeln schmeckten nach Kerosin. Ich aß nur zwei Gabeln und zog dann sofort in ein anderes Hostel um, zwei Tage lang musste ich regelmäßig aufstoßen, wobei mir jedes Mal der Kerosin-Geschmack wieder in den Mund kam. Mein neues Hostel hatte besseres Essen und ich hatte ein Zimmer mit großen Fenstern in zwei Richtungen. Das stellte sich allerdings wieder als Nachteil heraus, denn die einfache Verglasung bescherte mir Nächte mit unter -10 °C im Zimmer. Komplett angezogen mit Fleece- und Daunenjacke, Hose und langer Unterhose, im Schlafsack eingepackt, darüber noch eine Decke: So war mir zwar warm, aber ich musste ja noch immer atmen und die eiskalte Luft schmerzte in der Lunge. Kein Wunder, dass ich mir eine heftige Erkältung holte. Aber das gehört dazu: Fast jede Nacht wurde mein Husten durch andere Hustende beantwortet. Die Kälte brachte mich auch dazu, weit weniger Sonnenuntergänge oder gar -aufgänge zu fotografieren, als ich gedacht hatte. Da sitzt man lieber neben dem warmen gusseisernen Ofen, in dem Yak-Dung vor sich hin glüht. Übrigens ist die Luft so trocken, dass ohnehin nur selten eine deutliche Rotfärbung zu sehen ist, die Sonne erscheint morgens gleich in weißem Licht.

Blick vom Gokyo Ri auf Gokyo (am See), den Ngozumbu-Gletscher, Cholatse und Kangtega
Blick vom Gokyo Ri auf Gokyo (am See), den Ngozumbu-Gletscher, Cholatse und Kangtega

Am nächsten Tag war ich alles andere als Fit und schleppte mich nur langsam den Gokyo Ri hinauf. Der Blick von oben ist ähnlich wie vom Renjo La, wobei der Ngozumpa-Gletscher und der Cholatse besser zu sehen sind, während ich den Everest vom Renjo La aus besser fand. Nach einer weiteren kalten Nacht wanderte ich zu den anderen Seen hinauf. Kurz vor dem 5. See (Gokyo selbst ist der dritte, von unten gezählt) verstreuten sich die Spuren im Schnee und ich musste mich mühselig durch den Bruchharsch kämpfen. Von der Moräne aus hat man eine der schönsten Aussichten auf den Everest und das ohne sportlichen Aufstieg (wenn der Schnee nicht wäre), was einem im richtigen Winkel angeordneten Tal mit Gletscher zu verdanken ist.

Everest und Kangchung vom 5. See
Everest und Kangchung vom 5. See
5. See
5. See

Ich versuchte, bis zu den sechsten Seen beim Cho Oyo Basecamp zu wandern, aber der Schnee wurde immer schlimmer. Wenige Hundert Meter vor dem Ziel versank ich bis zum Bauch und ich musste aufgeben. Merkwürdig, ich hatte einen Koreaner getroffen, der behauptet hatte, er wäre dort gewesen, aber ich konnte nirgends seine Spur ausmachen. Außerdem hatte er gesagt, er hätte den Ngozumpa Tse (5553 m) versucht, ein weniger bekannter Aussichtsberg zwischen 5. und 6. See (auf meiner nepalesischen Karte steht dieser Name am falschen Berg, nebenbei sind diese Karten voller Fehler), hätte aber wegen des Schnees aufgegeben (ob am richtigen oder falschen weiß ich nicht).

Kangchung und Ngozumba-Gletscher vom Ngozumba Tse
Kangchung und Ngozumba-Gletscher vom Ngozumba Tse

Ich hatte diesen Berg ebenfalls vor, aber wirklich alle, die ich gefragt hatte, meinten, es sei derzeit unmöglich. Dabei sah es von Weitem so aus, als ob das meiste bereits weggetaut sei. Also wollte ich es trotzdem versuchen, nach einer Nacht im Zelt in der Nähe des 5. Sees. Kurz nach Sonnenuntergang zeigte das Thermometer meiner Uhr -8 °C an, entsprechend kalt war die Nacht. Die Feuchtigkeit meines Atems ließ Eiskristalle an den Zeltwänden wachsen, was bei jeder Bewegung für ein paar Sekunden im Zelt ein heftiges Schneegestöber auslöste. Am nächsten Morgen behauptete dann meine Uhr absurde +10 °C, wobei das Display wegen der vor Kälte geschwächten Batterie kaum noch lesbar war. Alles war gefroren, Wasser, Sonnencreme, Zahnpasta. Selbst der Benzinkocher war erst in Gang zu bekommen, nachdem er etwas im Schlafsack kuscheln durfte.

Cho Oyu und 6. Seen vom Ngozumpa Tse
Cho Oyu und 6. Seen vom Ngozumpa Tse

Mein Berg war dann leichter als gedacht. Tatsächlich war das meiste mehr oder weniger schneefrei und ich musste erst auf dem Gipfelgrat eine Spur bahnen. Offensichtlich stand ich in dieser Saison als Erster dort oben und genoss den Blick auf Cho Oyo, die sechsten Seen, Gyachung Kang (mit 7952 m der höchste 7000er), den fünften See, Everest und viele weitere Berge.

Cho Oyu, von der Überquerung des Ngozumpa-Gletschers
Cho Oyu, von der Überquerung des Ngozumpa-Gletschers

Von Gokyo aus musste ich den Ngozumpa-Gletscher queren, ein stetiges Auf und Ab, immer wieder mit tollem Blick auf den Cho Oyo. Auf der anderen Seite stieg ich zum Cho La Pass auf. Vom Pass selbst hat man keine so tolle Aussicht, aber wer sich für Geologie interessiert, sieht hier einige beeindruckende Leukogranit-Gänge im hochgradig metamorphen Sillimanit-Gneis (siehe auch mein Buch Bewegte Bergwelt). Beim Abstieg öffnet sich dann der Blick und wie zwei riesige Pyramiden erscheinen Ama Dablam und die Nordwand des Cholatse. Direkt unterhalb des Cholatse liegt Dzongla, das Ziel der Etappe.

Ama Dablam von Dzongla
Ama Dablam von Dzongla
Cholatse
Cholatse

Etwas talabwärts quert man von dort aus den Hang oberhalb eines hübschen Sees, über dem der Cholatse aufragt, wenig später biegt man in das nächste Tal ein und erreicht den Khumbu-Gletscher und den Ort Lobuche. Die Berge Pumori und Nuptse dominieren hier den Blick. Bald kommt man nach Gorak Shep, von wo aus das Everest Base Camp als Halbtagesausflug zu erreichen ist. Aber erst einmal stieg ich am Nachmittag zum Kala Patthar auf.

Panorama vom Kala Patthar
Panorama vom Kala Patthar

Der berühmte Aussichtsberg oberhalb von Gorak Shep ist in Wirklichkeit nur ein Schutthügel zu Füßen des Pumori. Gegenüber ist wie eine spitze Pyramide der Nuptse im Profil zu sehen und links daneben, durch seine eigene Westschulter halb verdeckt, eine riesige dunkle Pyramide, breit und mächtig, deren Gipfel den Nuptse um einen Kilometer überragt: Mount Everest. Die Sherpa, Tibeter und Chinesen nennen das Ding Qomolangma (Chomolungma), für sie ist es die Mutter der Erde. Die Nepalesen haben es daraufhin Sagamartha, Mutter des Universums, genannt. Wobei ehrlich gesagt der Everest vom anderen Basecamp in Tibet aus beeindruckender aussieht. Wie auch immer, zum Glück war es nahezu Windstill und ich konnte bis zum Sonnenuntergang warten, bis das letzte rote Licht von der Spitze des Everest verschwunden war (ich verstehe nicht, warum die Gruppen fast alle zum Sonnenaufgang hier hinauf kommen, wenn alles im Gegenlicht ist).

Everest usw. vom Kala Patthar
Everest usw. vom Kala Patthar

Auch wenn vom Everest Base Camp aus der Everest selbst nicht zu sehen ist, lohnt sich die Wanderung hier her, der Talkessel ist auch aus diesem Blickwinkel sehr beeindruckend. Ich folgte vom Camp aus (in dem derzeit keine Zelte standen, wegen des Schnees war dies keine brauchbare Saison) dem Zugangsweg bis in die Nähe der eisigen Zacken des Khumbu-Eisbruchs.

Pumori
Pumori

Zurück in Lobuche ging es mir um den dritten Pass, den Kongma La. Es ist zwar schneller, diesen Pass durch das Tal zu umgehen, aber der Blick ist das Ziel. Fast alle sagten mir, der Pass sei wegen des Schnees geschlossen, aber ich hatte von einer Gruppe gehört, die sich drei Tage vorher über den Pass gewühlt hatte, und ich traf in Lobuche drei Sherpas, die gerade über den Pass gekommen waren. Also überquerte ich am Morgen den Khumbu-Gletscher, ohne den genauen Weg zu wissen, somit brauchte ich zwei Stunden, um mich zwischen Eishügeln und Schmelzwasserseen vorwärts zu tasten. Dann ging es ein steiles Tälchen hinauf, zum Glück gab es wirklich eine Spur, und mittags saß ich auf dem Pass und blickte über die zugefrorenen blauen Seen hinüber auf Makalu und Baruntse, links von mir Nuptse und Lhotse. Genau gleichzeitig kamen drei Wanderer aus der anderen Richtung, ansonsten traf ich erst am Abend in Chhukhung wieder auf Menschen.

Vom Kongma La, mit Makalu und Baruntse
Vom Kongma La, mit Makalu und Baruntse

Dort wollen die meisten den Island Peak besteigen (wozu man ein Permit braucht). Ich begnügte mich mit dem Chhukhung Ri, auf dem man direkt unterhalb der Südwand von Nuptse und Lhotse steht. Am Nuptse beeindruckt geologisch interessierte der perfekt angeschnittene Leukogranit-Pluton.

Nuptse und Lhotse vom Chhukhung Ri
Nuptse und Lhotse vom Chhukhung Ri

Beim Island Peak Basecamp warf ich einen Blick auf den See Imja Tsho, der erst in den letzen 50 Jahren entstanden ist, weil sich der Gletscher rasant zurückgezogen hat.

Klimawandel: der See Imja Tsho ist nur ein halbes Jahrhundert alt
Klimawandel: der See Imja Tsho ist nur ein halbes Jahrhundert alt

Talabwärts machte ich in Dingboche halt, um mit dem Nangkar Tshang (5075 m) einen letzten Aussichtsberg zu besteigen. Diesmal beeindrucken vor allem Cholatse, Taboche, Ama Dablam und Kangtega.

Kangtega
Kangtega
Taboche und Cholatse vom Nangkar Tshang
Taboche und Cholatse vom Nangkar Tshang
Ama Dablam vom Nangkar Tshang
Ama Dablam vom Nangkar Tshang

Danach musste ich nur noch den Yak-Highway hinunter laufen: Über Pangboche (wo sich ein kurzer Abstecher zum Kloster lohnt) erreichte ich durch einen niedrigen Bergwald das Kloster Tangboche, das aussichtsreich auf einem Hügel liegt, der quer im Tal steht (eine alte Endmoräne). Das wichtigste Kloster der Region ist leider 1989 abgebrannt und dann wieder aufgebaut worden. Ich kam gerade rechtzeitig zu einem Festival, Mani Rimdu, das mit einer endlos langen Tanzvorführung in wechselnden Kostümen begangen wird. Selbst Touristen bekamen ihr Fett weg, eine Figur tanzte mit einer riesigen Papp-Kamera. Außer vielen Sherpas waren auch viele Touris da und die Hostels platzten aus allen Nähten, aber ich hatte ja zum Glück mein Zelt.

Ama Dablam und eine Stupa bei Pangboche
Ama Dablam und eine Stupa bei Pangboche
Tengboche mit Kongde
Tengboche mit Kongde

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Von Namche wiederholte ich die Runde zu Khunde und Khumjung, diesmal mit Bergen statt Wolkenbergen im Hintergrund. Und im Hotel eine heiße Dusche! Die Solarduschen weiter oben mögen zwar vielleicht in der Hauptsaison funktionieren, aber Ende November ist es dann doch zu kalt. Man stelle sich bei einer Tageshöchsttemperatur von vielleicht -5 °C eine zugige Wellblechschachtel mit der Aufschrift „Hot Shower“ vor, der Betonboden mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Da probiert man nicht einmal aus, ob überhaupt flüssiges Wasser aus dem Hahn kommt.

In Lukla hatte ich perfektes Wetter, trotzdem ging ein paar Stunden kein einziger Flug – schlechtes Wetter in Kathmandu, auch das kommt vor. Aber mit einem halben Tag Verzögerung kam ich doch in der Hauptstadt an.


Update: Praxistips

Da ich zu diesem Trek regelmäßig Fragen bekomme noch ein paar Tips für die Planung:

  • Zur besseren Akklimatisierung ist es besser, gegen den Uhrzeigersinn zu laufen. Wer wie ich unmittelbar vorher auf einem anderen Trek in einer ähnlichen Höhe war, kann im Uhrzeigersinn laufen.
  • Lieber mehr Tage für Akklimatisierung planen als weniger. Bei diesem Trek sind diese Ausflüge richtige Highlights!
  • Sobald der erste Pass geschafft ist, geht alles viel schneller. Also kein Stress am Anfang, 3 Wochen sind einschließlich der Akklimatisierungsausflüge ausreichend.
    • Z. B. sind EBC und Kalar Patthar von Gorak Shep aus nur halbe Tage (wenn man gut akklimatisiert ist).
    • Von Gorak Shep nach Dzongla ist ein kurzer halber Tag. Von dort ist ein sehr langer Tag über den Pass nach Gokyo möglich, besser man bleibt nach dem Pass noch eine Nacht östlich des Gletschers, man kann trotzdem am nächsten Tag noch auf den Gokyo Ri.
    • Von Lumde (unterhalb Renjo La) kann man in 3 Tagen bis Lukla laufen.
  • Mehrere volle Akkus für die Kamera mitnehmen, es gibt oberhalb von Namche nur noch Solarstrom und der reicht nicht unbedingt für alle Wanderer.
  • Ein Zelt ist nicht notwendig, es gibt genug Unterkünfte. Ausnahme ist der (entsprechend selten bestiegene) Aussichtsberg Ngozumpa Tse, wer auf diesen will muss eine Nacht im Zelt verbringen und dieses 3 Wochen durch die Gegend schleppen.
  • Sobald die Sonne weg ist ist es sehr kalt. Warmer Schlafsack und warme Kleidung sind selbstverständlich notwendig.
  • Da die Flüge Lukla-Kathmandu oft wegen schlechter Sicht gecancelt werden, bleiben regelmäßig Menschen ein paar Tage in Lukla hängen. Den Heimflug entsprechend planen.

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