Travertin (Süßwasserkalk, „Tufa“) ist ein Gestein, das manchmal an Quellen abgelagert wird. Es handelt sich um einen beliebten Baustein, da er feucht leicht zu bearbeiten ist, trotzdem haltbar ist und zudem eine geringe Dichte hat. Häufig sind Hohlräume, die entstanden sind, indem Pflanzenmaterial (Wurzeln usw.) eingeschlossen wurde.
Zur Ausfällung kommt es übrigens nicht durch Abkühlung des Wassers, sondern durch die Entgasung von CO2, das im Wasser als „Kohlensäure“ gelöst war. Damit verringert sich im Wasser die Löslichkeit von Kalk, der daher ausfällt. Das passiert oft bevorzugt an Steilstufen, wo die Entgasung verstärkt wird, was wiederum die Steilstufen zu regelrechten Staudämmen oder Felswänden aufbauen kann. Voraussetzung ist also, dass Wasser mit hohem CO2-Gehalt (das von Magmatismus, metamorphen Reaktionen oder direkt aus dem Erdmantel stammen kann) in einer Region mit Kalksteinen im Untergrund durch Lösung an Kalk gesättigt wird. Ob es sich um ein heißes Thermalwasser oder um kaltes Wasser handelt, ist dabei egal.
Das Gestein ist weltweit relativ häufig, kommt aber meist nur in relativ kleinen Volumen vor, da es nur in der unmittelbaren Nähe entsprechender Quellen abgelagert wird – und da ein guter Teil bereits verbaut wurde. Daher freue ich mich immer wieder über relativ naturbelassene Beispiele, wie hier in Bagni San Filippo in der Südtoskana. Der leuchtend weiße Felsen ist sehr junger Travertin, der noch immer neu gebildet wird (wobei das Wasser aus einem Rohr kommt). In diesem Fall handelt es sich um Thermalwasser am Monte Amiata, einem Vulkan, der im späten Pleistozän aktiv war (ein Subduktionszonenvulkan mit sehr Kalium-reichen Magmen). Schön zum Planschen, und das Schild „Danger, no climbing no bathing“ scheint kaum jemanden zu interessieren.
Rund um den Berg gibt es noch viele weitere Thermalquellen. Und im Nachbarort von San Filippo, in Abbadia San Salvatore, befindet sich übrigens eine bedeutende Quecksilberlagerstätte. Das Hydrothermalsystem, das diese Lagerstätte gebildet hat, ist sogar noch immer aktiv, was mir von keinem anderen Bergbaurevier bekannt ist. Quecksilber, das einzige Metall, das bei Normbedingungen flüssig ist, ist so flüchtig, dass es in Hydrothermalsystemen meist verloren geht (dann gibt es heiße Quellen, deren Wasser einen erhöhten Hg-Gehalt hat, was eher nicht zum Baden einlädt), während die anderen im hydrothermalen Wasser gelösten Metalle bereits in größerer Tiefe ausgefällt werden. Ausführlicher ist das im Buch Die Welt der Rohstoffe nachzulesen.
Um Travertin zu sehen, muss man natürlich nicht nach Italien fahren (wo Tivoli als bekannteres Vorkommen zu nennen wäre). Spontan fallen mit Bad Cannstatt (Stuttgart), der Uracher Wasserfall (Schwäbische Alb), Pamukkale (Türkei) und die Plitzwicer Seen (Kroatien) ein.