Höher gibts nicht: mit 807 m freiem Fall ist der Salto Angel mit Abstand der höchste Wasserfall der Welt (zusammen mit den unteren Kaskaden addiert sich die Höhe fast zu einem Kilometer). In der Perspektive vom Mirador direkt unterhalb nimmt man diese Höhe allerdings kaum wahr.
Als sich am nächsten Morgen der Nebel lichtete und der Fall auch vom Fluss aus zu sehen war, fand ich den Blick von hier trotz leichtem Nebelschleier fast beeindruckender. Es wirkt fast, als stürze der Fall vom höchsten Punkt des Tepui hinab.
Den Wasserfall zu erreichen, ist bereits ein Abenteuer für sich. Zunächst fliegen wir in einer fünfsitzigen Cessna von Ciudad Bolivar nach Camaina.
Hier fächert sich der Rio Carrao in mehrere Läufe auf, die jeweils in einer Kaskade über eine Felswand stürzen. Bei einer davon, dem Salto Sapo, führt wie ein Tunnel ein Weg zwischen der donnernden Wasserwand und dem überhängenden Fels hindurch, auf dem man klatschnass wird.
Von Camaina geht es in einem Boot vier Stunden flussaufwärts. Von den Felswänden der Tepui ist an diesem Tag nicht viel zu sehen: Es regnet derart wie aus Kübeln, dass der Regen kaum von dem in Stromschnellen ins Boot schwappenden Wasser zu unterscheiden ist. Zum Glück war das Wetter am folgenden Tag besser, sodass wir die Landschaft auf dem Rückweg bewundern konnten.
Leider hatten wir den schlechtesten Guide, den man sich vorstellen kann. Im Kommandoton scheuchte er uns herum, hatte aber sonst nicht viel zu sagen. Nachdem er einen unserer Gruppe, der ein paar Minuten zu spät am Boot war, „Scheißkopf“ genannt hatte, ignorierten wir einfach seine Kommandos… Dazu kommt, dass wir am Salto Angel weniger Zeit hatten, als wir am Flugplatz warten mussten, bis wir abgeholt wurden. Daher bin ich mir nicht sicher, ob in diesem Fall meine Begeisterung über die Landschaft oder meine Abneigung gegen gehetzte Touren überwiegt.