Abgelegen und weniger bekannt: Südlich der Cordillera Blanca setzen sich die Anden in der Cordillera Huayhuash fort (s.a. Bewegte Bergwelt). Eine spektakuläre Bergkette aus weiß gezackten Eisgipfeln, darunter Yerupaja, der zweithöchste von Peru. Darum eine Reihe blauer, grüner, türkiser Seen, in denen sich die Berge spiegeln.
Abgelegen und unbekannt heißt aber noch lange nicht Einsamkeit, im Gegenteil tummeln sich Wanderer und Eselkarawanen auf dem Huayhuash-Trek und die Dörfer, die oft nur aus 3 Lehmhütten bestehen, erheben Wegzoll oder Campinggebühren. Meist kommt morgens ein Kontrolleur vorbei, mit breitkrempigem Hut trägt er ein großes altes Radio vor sich her, Antenne voraus, aus dem Musik oder Fußball plärrt…
Ich wandere in 10 Tagen allein, ohne Führer oder Esel, um die Bergkette, fast durchgehend in 4000 bis 5000 m Höhe. Der Ausgangspunkt ist Llamac, der Bus dorthin fährt um 5 Uhr morgens in Huaraz los. In der Mittagshitze schleppe ich meinen Rucksack über den ersten Pass, der mich zum ersten See bringt, Laguna Jahuacocha. Darüber ragt wie ein Schwalbenschwanz der Doppelgipfel Jirishanca auf. Weiter geht es über die Punta Rondoy, ein Pass mit großartigen Ausblicken. Im Norden der Bergkette dominieren wild verfaltete Kalksteine, so auch am nächsten Pass, der mich zur Laguna Mitucocha bringt, auf der Rückseite des Jirishanca.
Über dem nächsten See, Carhuacocha, ragen die höchsten Berge der Gegend auf, die zum Teil aus Granit bestehen. Ich Zelte mit umwerfendem Panorama auf der Moräne am Ende des Sees. Vom Aufstieg zum nächsten Pass blicke ich zurück auf drei unterschiedlich gefärbte Gletscherseen: türkis, blau und weiß, der unterste ist nämlich randvoll mit Eis gefüllt, das regelmäßig vom darüber hängenden Gletscher hinunter kracht. Allerdings ziehen dichte Wolken auf und die nächsten zwei Tage sehe ich nicht mehr viel.
Im Süden der Bergkette ändert sich die Landschaft, die Berge sind vergletscherte Ruinen erloschener Vulkane. Ich sehe hellgraue, schwarze und rote Lavagesteine, bunte Tuffhügel und weiße Gletscher. Dahinter die nächste Bergkette, die Cordillera Raura.
Ein hoher Pass mit guten Ausblicken bringt mich wieder auf die Westseite. Ich nehme Anlauf und laufe gleich am selben Tag noch über den höchsten und vielleicht schönsten Pass, Paso San Antonio, und genieße den Blick auf weitere Lagunas und die höchsten Gipfel. Auf der anderen Seite rutsche ich den steilen Hang hinunter und muss mich zusammenreißen, dabei nicht auf die Berge zu schauen.
Es folgt ein langer Abstieg zum Dorf Huayllapa, der einzige Ort auf dem Trek, in dem es Lebensmittel zu kaufen gibt. Kurz vor dem Ende, denn es sind nur noch 2 Pässe bis zur Laguna Jahuacocha. An dieser schließt sich der Kreis. Ich bekomme Forelle mit Kartoffeln angeboten und sitze daher am Abend in einer der winzigen, verrauchten Hütten mit Strohdach, die vollgestopft ist mit Wolle, Getränken (für die Gringos) und Holz. Die Señora brät auf dem Holzfeuer einen weiteren Fisch für ihren Sohn…
Am letzten Tag muss ich nur noch nach Llamac laufen, wo um 12 Uhr der Bus nach Huaraz fährt.