Felstürme aus weißem Kalkstein sind typisch für die sogenannte Fränkische Schweiz — d.h. die Nördliche Fränkische Alb. Damit unterscheidet sich diese Landschaft nordöstlich von Nürnberg deutlich von den weiter südwestlich gelegenen Teilen der Fränkischen Alb und von der Schwäbischen Alb, wo eher relativ gleichförmige weiße Kalksteinfelsen den Albtrauf und manche Täler säumen. Manche werden vielleicht an das Elbsandsteingebirge (Sächsische Schweiz und Böhmische Schweiz) mit seinen Türmen aus Sandstein erinnert, dessen geologische Entstehung jedoch nicht vergleichbar ist. Tatsächlich sollte man eher in Südostasien oder China nach ähnlichen Beispielen suchen (s.a. mein Buch Bewegte Bergwelt: Gebirge und wie sie entstehen).
Wie auch in der übrigen Fränkischen Alb und in der Schwäbischen Alb handelt es sich bei den weißen Felsen um ehemalige Riffe aus der Jurazeit, genauer gesagt aus dem Malm. Anders als an heutigen Korallenriffen dominierten damals Schwämme mit Kalkskeletten die Riffe.
In der Unterkreide lag die Region wieder trocken und es herrschte ein tropisches Klima mit üppigem Pflanzenwachstum. Weil die Huminsäuren des Bodens zu einer deutlich schnelleren Auflösung des darunterliegenden Kalksteins führen als bei freiliegenden Felsen, werden Täler und Ebenen immer tiefer und es bleiben Felskegel dazwischen stehen. Besonders spektakuläre Beispiele von tropischem Kegelkarst sind Halong Bay in Vietnam, die Küste bei Phuket und Krabi in Thailand und die Region um Guilin in China, aber auch Viñales in Kuba oder in einem weniger fortgeschrittenen Stadium die Chocolate Hills auf Bohol (Philippinen).
Ganz so beeindruckend wie die genannten Beispiele sind die Türme der Fränkischen Schweiz vielleicht nicht, aber immerhin locken sie Kletterer und Touristen an. Am schönsten sind möglicherweise die Felsen im Dorf Tüchersfeld, wenige Kilometer von Pottenstein entfernt. Aber es ist auch erstaunlich, dass sie überhaupt so lange überlebt haben. Das haben wir einem erneuten Vorstoß des Meeres zu verdanken: Schon in der Oberkreide war das Relief völlig unter Sand begraben. Seither wurde der Sand wieder weitgehend ausgeräumt. Die Sandsteine des Elbsandsteingebirges wurden übrigens erst in der Oberkreide abgelagert.