Längs über die gesamten Pyrenäen von einem Meer zum anderen wandern: Das ist so grandios, wie es klingt. Es geht durch ein wunderschönes Hochgebirge mit hohen Felswänden, ein paar kleinen Gletschern und dazu Tausenden Bergseen. Und im Gegensatz zu den Alpen ist die Landschaft nicht mit Bergbahnen, Skipisten und Hotels zugebaut.
Dabei hat man sogar die Auswahl zwischen drei Fernwanderwegen. Die meisten nehmen den französischen GR10 (neben dem GR20 auf Korsika einer der bekanntesten Treks in Frankreich). Ungefähr parallel verläuft auf der anderen Seite der Grenze der spanische GR11. Dazwischen (bzw. manchmal einem der GRs folgend) führt die deutlich anstrengendere Haute randonnée pyrénéenne (HRP) in ca. 40 Tagen wechselnd durch Frankreich, Spanien und Andorra; immer am Hauptkamm des Gebirges. Anders als die GRs ist der HPR aber nicht durchgehend markiert. Häufig geht es über unmarkierte Wege (und man muss herausfinden, welches der richtige Abzweig ist), manchmal auch einfach querfeldein, über steile Wiesen oder Blockhalden. Also nur etwas für geübte Trekker mit gutem Orientierungssinn, die sich sicher in alpinem Gelände bewegen können. Für diese ist der HRP ein wunderschön wilder und vergleichsweise einsamer Trek, den ich zu den schönsten in Europa zählen würde. Ein paar Gipfel wie Vignemale und Pico de Aneto kann man ohne großen Aufwand mitnehmen (wenn man Steigeisen dabei hat).
Etappen im Detail
Ich teile meinen Bericht in 5 Segmente, die jeweils etwas mehr als eine Woche lang sind:
HRP Teil 1: Vom Strand zu den Bergen
Zwischen Hendaye und Lescun führt der HRP über grüne Hügel und schließlich durch eine skurrile Karstlandschaft.
HRP Teil 2: Durch den Pyrenäen-Nationalpark
Auf dem HRP von Lescun nach Parzán mit Vignemale, Gavarnie und Pic du Midi d’Osseau.
HRP Teil 3: Über hohe Pässe
Zwischen Parzán und Salardú befinden sich die höchsten Berge der Pyrenäen und die höchsten Pässe des HRP.
HRP Teil 4: Auf einsamen Pfaden nach Andorra
Von Salardú nach L’Hospitalet-pres-I’Andorre führt der HRP durch die hinterste Ecke von Katalonien und durch Andorra.
HRP Teil 5: Die letzten Berge vor dem Mittelmeer
Zwischen L’Hospitalet-pres-I’Andorre und Banyuls-sur-Mer führt der HRP über Pic Carlit und Canigou und dann über zahlreiche Hügel zum Mittelmeer.
Ausrüstung
Ich hatte alles Gepäck (außer Isomatte) inklusive Zelt, Kocher und Essen für bis zu 7 Tage in einem 60-Liter-Rucksack. Ein Zelt ist unbedingt empfehlenswert, ohne müsste man einige Umwege machen. Außerdem sind die Biwakplätze zum Teil sehr schön. In Frankreich ist zelten grundsätzlich erlaubt, wenn es nicht explizit verboten ist. Im Pyrenäen-Nationalpark darf man (mit Zelt) zwischen 19 und 9 Uhr biwakieren (mindestens 1 h von Straßen entfernt). In Spanien und Andorra wird das Biwakieren oben in den Bergen in der Regel geduldet.
Ich hatte den Führer von Tom Martens, The Pyrenean Haute Route (Cicerone). Ich habe mich aber etwas über dieses Buch geärgert. Allein schon das Gewicht: 390 g. Wie kann man nur auf die Idee kommen, einen Wanderführer mit Marginalien zu drucken? Ohne das viele weiße Papier und in etwas kleinerem Format hätte man locker 100 g sparen können. Ein paar dumme Fehler enthält er auch.
Außerdem hatte ich den sehr knappen, aber guten HRP Pocket Guide von Whiteburn’s Wandering auf dem Handy.
Als Karte hatte ich nur Maps.me mit importiertem GPS-Track (siehe Pocket Guide) auf dem Handy, was an manchen Tagen sehr hilfreich war.
Verpflegung kann man alle paar Tage kaufen. Maximal muss man Essen für 7 Tage tragen, es ist in diesen Abschnitten aber auch möglich, unterwegs zu einem Ort abzusteigen. Oft sind das kleine Läden, manche mit guter Auswahl, andere nicht. Hin und wieder trifft man auf der spanischen Seite auf größere Supermärkte, die aber vor allem darauf spezialisiert sind, Schnaps und Schokolade an französische Schnäppchenjäger zu verkaufen. Die Auswahl an Proviant für Wanderer ist in den kleinen Läden eher besser. Manche der kleinen Läden verkaufen Gaskartuschen (Schraubkartuschen und Campinggaz): Col Bargargui, (Lescun gab es nur Campinggaz), Candanchu, Gavarnie, Bolquere.
Wasser ist vor allem am Anfang und am Ende problematisch, man muss hin und wieder mehrere Liter Wasser laden. Im zentralen Bereich kann man dafür häufig nachfüllen. Ich hatte ein 3-l-Trinksystem plus eine 1-l-Flasche; außerdem Micropur-Tabletten.