Eine der am häufigsten fotografierten Sehenswürdigkeiten Schottlands ist sicherlich das Eilean Donan Castle. Es steht bei Dornie auf einer kleinen Insel in einer fjordähnlichen Meeresbucht. Praktischerweise halten direkt nebenan die Busse auf der Route zur Isle of Skye (von Glasgow via Fort William oder von Inverness). Das Innere der Burg, die im 20. Jahrhundert wieder aufgebaut wurde, fand ich nicht so spannend. Aber Abends und Morgens, wenn die Busladungen voll Touristen nicht da sind und das Licht warm und weich ist, lohnen sich Spaziergänge am Ufer.
Cuilin-Berge und Old Man of Storr (Innere Hebriden, Schottland)
Die Insel Skye ist leicht zu erreichen und bietet einige der bekanntesten Landschaftsbilder Schottlands. Sie ist aus vielen großen Halbinseln zusammengesetzt, durch langgestreckte Buchten getrennt. Im Zentrum befinden sich die Cuillin-Berge, die spektakulär aus dem Meer aufragen. Nördlich davon zieht sich auf der Halbinsel Trotternish ein kleinerer Bergrücken entlang, an dessen Ostseite Felsformationen wie der Old Man of Storr am Storr und The Table am Quiraing zu finden sind.
Ich beginne mit einer Wanderung in den Cuillin-Bergen, und zwar vom Sligachan Hotel (Bushaltestelle) auf einem Pfad durch ein U-Tal, das von Meer zu Meer quer durch das Gebirge führt, zu einem Aussichtsberg namens Sgùrr na Stri (Wegbeschreibung und Karte: Walkhighlands). Am benachbarten See Loch Coruisk habe ich zwei Nächte gezeltet. Leider war das Wetter schlechter als sein Ruf: Der Wetterbericht hatte sogar Hochwasserwarnungen ausgegeben und entsprechend schüttete es zwei Tage ohne Unterbrechung. Tropfend habe ich dann mein Zelt auf dem einzigen Flecken Erde aufgebaut, das nicht unter Wasser stand: eine Insel zwischen zwei Zweigen des Pfads …
Die Ausblicke waren dennoch die Mühe wert und die Wanderung ist auch geologisch interessant. Die Insel besteht weitgehend aus magmatischen Gesteinen aus dem Tertiär, nur auf dem Ostzipfel und an der Ostküste des Trotternish sind die älteren Sedimente zu sehen (in denen bei Staffin sogar ein Dinosaurierknochen und -spuren gefunden wurden). Die Magmen stehen im Zusammenhang mit der Bildung des Nordatlantik im Tertiär. Während sich die Kontinente trennten, kam es entlang des gesamten entstehenden Ozeans zu einem starken Magmatismus, was von Geologen als North Atlantic Igneous Province zusammengefasst wird. Die nordwestliche Hälfte der Isle of Sky wurde unter Flutlaven begraben, die durch Spalteneruptionen gefördert wurden. Etwas später drang Gabbro-Magma ein und kühlte in einem großen Pluton ab: die heutigen schwarzen Cuillin Hills, die mit ihren dunklen, scharfen Graten beeindrucken. Anschließend folgten kleinere Granitintrusionen, die heutigen Red Cuillins im Osten des kleinen Gebirges, die eher rundlich und rötlich sind.
Der Gabbro ist sehr heterogen und man kann sich bei der Wanderung regelrecht die Prozesse ansehen, die in einer sogenannten Layered Mafic Intrusion ablaufen. Genau genommen sind es unterschiedlich zusammengesetzte Kristallkumulate, je nachdem, was gerade in welcher Menge auf den Boden des Plutons „abregnete“. Ich sehe Schichten, die an Sedimentstrukturen erinnern, Schlieren und Gänge. Mal sind pegmatoide Bereiche mit großen Pyroxenkristallen zu sehen, dann überwiegt wieder Olivin (dessen Eisen an der angewitterten Gesteinsoberfläche für die rötliche Farbe sorgt).
Während ich den Trotternish erkunde (mit Bus, Trampen und zu Fuß), lässt das Wetter leider noch immer zu Wünschen übrig. Der Bergrücken, der sich längs über die Halbinsel zieht, besteht aus den tertiären Flutlaven. Allerdings liegen diese schweren Gesteine auf einer schlechten Grundlage, nämlich leicht verformbaren jurassischen Sedimenten. Nach der Eiszeit sind entlang des gesamten Ostrandes des Höhenzugs ganze Hügel abgerutscht. Dabei sind sie leicht rotiert und liegen nebeneinander wie umgekippte Dominosteine. Manche sind zu bizarren Felsformationen erodiert, am bekanntesten ist der Old Man of Storr. Weiter nördlich lohnt sich am Quiraing ein Rundgang mit schönen Ausblicken. Hier findet man The Table, eine völlig flache, mit Gras bewachsene Ebene, die hinter Felsen versteckt ist.
An der Küste lohnt noch ein Halt am Kilt Rock View Point. Auf den ersten Blick ähneln die Gesteine der Steilküste den Flutlaven weiter oben, aber in diesem Fall ist das Magma als Sill zwischen die älteren Sedimentschichten eingedrungen.
Ben Nevis, der höchste Berg Schottlands (und ganz Großbritanniens, ich schreibe dies eine Woche vor dem Unabhängigkeitsreferendum) zieht viele Wanderer an. Es lohnt sich, auch die benachbarten Berge zu erkunden, wo es eine ganze Reihe weiterer Munros gibt und weniger los ist. Als Munros werden in Schottland die Berge über 3000 ft genannt und das „Munro-Bagging“, das Sammeln von Munros, ist eine Art Volkssport.
Für Wanderer gibt es zwei Möglichkeiten, den Ben Nevis zu besteigen: über die breite Touristenroute oder, was landschaftlich und bergsteigerisch wesentlich schöner ist, über die „CMD-Route“, die Überschreitung über den Nachbar-Munro Càrn Mòr Dearg und weiter über den Grat namens Càrn Mòr Dearg Arête, die Touristenroute dient dann als Abstieg.
Vom Campingplatz im Tal Glen Nevis geht es auf der Touristenroute bis zu einem Sattel mit einem kleinen See, wo die Hauptroute als Spitzkehre abzweigt. Ich gehe geradeaus weiter und folge dem Pfad, der bald in das Kar unter der Nordwand des Ben Nevis einbiegt und zu einer Hütte führt. Von dort steige ich weglos über Gras und Schotter den Hang gegenüber der Felswand auf. Die Blicke werden immer besser, einmal hebt sich die Wolkendecke sogar so weit, dass der Gipfel zu sehen ist. Eine gute Gelegenheit, auch einen Blick auf die Geologie zu werfen.
Der Ben Nevis ist Teil einer Caldera, die im Silur entstand [Update: Vermutlich doch keine Caldera, siehe 2. Auflage von Bewegte Bergwelt]. Eine Caldera ist eine große kraterförmige Struktur, die entsteht, wenn die Magmakammer eines Vulkans sich so weit entleert, dass es zu einem Einbrechen ihres „Dachs“ kommt. Spektakuläre Beispiele sind Santorin (Griechenland), Crater Lake (USA), Quilotoa (Ecuador) und die Tengger-Caldera (Indonesien). Im Gegensatz zu diesen Beispielen ist von der Caldera selbst am Ben Nevis nichts zu sehen, stattdessen haben wir einen Schnitt durch einen tieferen Bereich vor uns. Die Nordwand des Ben Nevis ist ein Block des „Daches“ der Magmakammer, der um etwa 600 m in die Magmakammer abgesunken ist. Er besteht überwiegend aus grauen Vulkaniten: vulkanische Brekzien und Ignimbrite, die durch Glutwolken abgelagert worden waren im unteren Teil, Andesit-Lavaströme im oberen Teil. An einer Stelle sind auch die Sedimentgesteine aufgeschlossen, die Basis unterhalb der Vulkanite. Unter diesem abgesunkenen Block und um diesen herum sind die Gesteine der ehemaligen Magmakammer zu sehen, die als innerer und äußerer Granit bezeichnet werden. Zum inneren Granit, der rötlich ist, gehört auch der Hang, den ich gerade aufsteige, wegen seiner feinen Grundmasse hätte ich das Gestein eher als Porphyr bezeichnet. Leider ist der Kontakt der Gesteine nicht gut aus der Ferne zu sehen, da alles mit Flechten bewachsen ist. Übrigens gibt es nicht weit von hier eine zweite Caldera, in der ein etwas höheres Niveau aufgeschlossen ist, nämlich Glen Coe. Dort wurde sogar Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals detailliert beschrieben, wie eine Caldera entsteht. Leider komme ich wegen des schlechten Wetters nicht mehr dazu, diese anzusehen …
Nahe des Gipfels Càrn Dearg Meadhonach erreiche ich den Bergrücken. Nun geht es auf einem Pfad weiter zum Càrn Mòr Dearg und über den anschließenden Grat, in einem Bogen um das Kar herum. Ich lasse mir sehr viel Zeit, da es laut Wetterbericht am Abend aufklaren sollte. Das passiert dann tatsächlich, während ich über Blöcke zum Gipfel des Ben Nevis aufsteige. Der Blick insbesondere auf die Marmores im Süden ist großartig. Ich mache mich so spät an den Abstieg, dass ich erst in der Dämmerung am Zelt ankomme.
Ich schließe eine dreitägige Wanderung über die Nachbarberge rund um das Hochtal Glen Nevis an, über die Marmores im Süden und die Grey Corries im Norden (Karte siehe obiger Link). Leider nicht gerade bei gutem Wetter. Vom Parkplatz an den Lower Falls folge ich das Tal nach SSO hinauf zu einem kleinen See und weiter in den Sattel. Nach einem Abstecher zum Gipfel Sgùrr a’ Mhàim wandere ich von Gipfel zu Gipfel der Marmores: Sgùrr an Iubhair, Am Bodach, Stob Coire a’ Chàirn, Binnein Mòr. Nur stecke ich meist in den dichten Wolken und muss einmal sogar den Kompass herausholen, nur in den kurzen Momenten mit Sicht kann ich ahnen, was ich verpasse.
Ich passiere einen See und quere den Hang unterhalb des Sgùrr Eilde Mòr. Nun schlängel ich mich durch Moore in das Tal, wo ich den Fluss nahe des Häuschens Luibeilt quere. Das Wetter ist inzwischen ganz gut und ich erreiche den Gipfel Stob Bàn. Gipfel für Gipfel geht es nun über den Rücken der Grey Corries: Stob Choire Claurigh, Stob a’ Choire Lèith, Stob Coire Cath na Sìne, Stob Coire an Laoigh und Sgùrr Choinnich Mòr. Dann geht es wieder hinab ins Tal Glen Nevis. Bei strömendem Regen passiere ich den oberen Wasserfall und die kurze Schlucht und erreiche die Straße.
Was Geologie angeht, wandert man über die ehemaligen Sedimente des „Ur-Atlantiks“ Iapetus. Schottland war damals Teil des Kontinents Laurentia (Nordamerika, Grönland). An dessen Rand wurden vor 750 bis 500 Millionen Jahre vor allem Tonsteine und Sandsteine, vereinzelt auch Kalkstein abgelagert. Die Kontinente auf der anderen Seite des Ozeans, Avalonia (England, Wales) und Baltica (Skandinavien, Baltikum), näherten sich und kollidierten schließlich. Vor 430 Millionen Jahren (Silur) war der Iapetus-Ozean verschwunden und die Kollision hatte das gewaltige Kaledonische Gebirge aufgeschoben. Die ehemaligen Sedimente wurden dabei in metamorphe Gesteine umgewandelt und verfaltet: Tonsteine zu Schiefer, Sandsteine zu Quarzit und Kalkstein zu Marmor. Der harte Quarzit fällt wegen seiner weißen Farbe auf, einige der Gipfel der Marmores und der Grey Corries bestehen daraus.
Lesenswert:
Stephenson, D., Goodenough, K., 2007. Ben Nevis and Glencoe. A Landscape Fashioned by Geology. Scottish Natural Heritage. PDF
Brandungspfeiler und Steinkreise auf den Inseln im Norden von Schottland
Die Inseln unmittelbar nördlich des schottischen Mainlands, zwischen Nordsee und Nordatlantik, sind aus zwei Gründen ein lohnendes Ziel. Es gibt Steinkreise, Gräber und Dörfer aus dem Neolithikum (und auch Reste aus der Eisenzeit) für alle, die sich für Frühgeschichte interessieren. Und die Steilküste bietet interessante Küstenformen, darunter einige schöne Brandungspfeiler (engl.: sea stacks). Der größte ist der Old Man of Hoy – etwa 3 mal so hoch wie das einzige deutsche Beispiel, die Lange Anna auf Helgoland. Da die Orkneys mit der Ausnahme von Hoy nur sanft gewellt sind, trifft man hier übrigens mehr Radfahrer als Wanderer.
Ich beginne mit einer Wanderung entlang der Westküste der Hauptinsel (Mainland), von Skara Brae nach Stromness, was als lange Tageswanderung möglich ist (Karte: siehe Link unten, dann bis zur Westküste scrollen). Skara Brae ist die Ruine eines Dorfes aus dem Neolithikum, sehr beeindruckend, mit dem kleinen Museum und einem rekonstruierten Haus. Von hier folge ich dem Schild „Footpath“ ein Stück den Strand entlang und dann hinauf an die Steilküste. Man erreicht Yattna Geo, eine schluchtähnliche Bucht. Solche Buchten, auf schottisch Geo genannt, gibt es hier einige, sie entstanden dort, wo Steilküste leichter durch Wellen erodiert werden konnte, etwa an Verwerfungen. Etwas weiter, auf dem höchsten Punkt, öffnet sich der Blick nach Süden bis zur bergigen Insel Hoy, vor deren Felswänden der Old Man of Hoy zu sehen ist. Einen knappen Kilometer weiter kommt man zum Ramna Geo, der 50 m tief und 300 m lang ist. (Hier ist eine Fundstelle von Fischfossilien, sammeln ist aber verboten).
Was man auf den Oakneys an Steinen sieht, sind überwiegend Sandsteine, aber auch Tonsteine und anderes. Das ganze wurde im Devon am Rand des Kaledonischen Gebirges abgelagert, durch Flüsse, auf Schwemmfächer, durch Wind zu Dünen zusammengeweht in einer Sandwüste, aber auch in einem großen See, Lake Orcadie genannt, dessen Größe schwankte.
Wenig weiter passiert man die Ruine eines massiven Turms, Broch of Borwick. Es handelt sich um einen Turm der Pikten, die hier während der Eisenzeit lebten (die Römer bauten ihretwegen den Hadrianwall). Direkt daneben steht mein erster Brandungspfleiler, der aber ziemlich klein ist.
Wenig später erreicht man Yesnaby, mit einem kleinen Parkplatz neben Bunkern aus dem 2. Weltkrieg. Nahe der Kante sind schöne Stromatolithe zu finden, die Ablagerungen von Cyanobakterien, die an der flachen Küste des Sees lebten.
Die folgenden Buchten zeigen besonders interessante Küstenformen, mit Pfeilern und Toren. Der bekannteste Brandungspfeiler in dieser Gegend ist Yesnaby Castle, an dessen Felswand schön die Schichten der ehemaligen Sanddünen zu erkennen sind. Ich hatte mir das Ding allerdings größer vorgestellt.
Entlang der zweiten Hälfte des Wegs bis Stromness ist die Steilküste höher, aber auch, mit einer Ausnahme, eintöniger. Diese Ausnahme ist ein weiterer Brandungspfleiler, North Gaulton Castle. Aus einer bestimmten Perspektive sieht er sehr fragil aus, mit einer regelrechten Wespentaille. Mit Stromness kommt schließlich Scapa Flow in Sicht, eine Wasserfläche, die von den südlichen der Orkney-Inseln umschlossen ist. Es handelt sich um einen riesigen natürlichen Hafen mit langer Geschichte, insbesondere für die britische Marine während der Weltkriege.
Leicht mit dem Bus zu erreichen ist das „Herz des neolithischen Orkney“ (Karte). Die wichtigsten Stätten liegen auf einem Damm, der die zwei großen Seen im Zentrum der Hauptinsel voneinander trennt. Es gibt zwei Steinkreise: Von den Stones of Stenness stehen noch drei große Steine, ein kleiner sowie Reste eines Dolmen und einer Feuerstelle. Der Ring of Brodgar ist ein wenig jünger, hat einen Durchmesser von 104 m und es stehen noch 27 Steine, die aber kleiner sind als bei ersterem. Oft wird ersterer mit Leben, zweiterer mit Tod assoziiert. Zwischen beiden Steinkreisen wird seit 2003 eine neu entdeckte Siedlung ausgegraben, bei der es sich wohl um eine Art Tempel- und Pilgerort handelte. Eine kleine Siedlung war noch Barnhouse, direkt hinter den Stones of Stennes und ansonsten passiert man während des kurzen Spaziergangs noch einige weitere Stelen.
Nur einen Kilometer entfernt befindet sich neben der Straße nach Kirkwall ein sehenswerter Grabhügel, Maes Howe. Es lohnt sich unbedingt, an einer Tour ins Innere teilzunehmen und den Theorien der Archäologen zu lauschen. Es ist empfehlenswert, einen Platz zu reservieren! Das Grab ist fast 5000 Jahre alt. Die Kammer im Inneren ist aus gewaltigen Steinblöcken gemauert, die perfekt zusammengefügt sind. Auch die Wikinger sind einmal hier gewesen, sie haben in der Kammer Schutz vor einem Sturm gesucht und vor lauter Langeweile Runen in die Wände geritzt. Zum Beispiel „Bjorne Thorsson ritzte diese Runen sehr hoch“.
Die Insel Hoy kann leicht von Stromness aus als Tagesausflug erreicht werden, aber allein die schöne Bucht von Rackwick mit Gratiscampingplatz am Strand ist ein Argument für mindestens eine Übernachtung. Vom Fähranleger geht es entweder per Minibus oder in 2 h zu Fuß auf die andere Seite der Insel nach Rackwick. Der Fußweg führt hübsch über einen flachen Pass zwischen den beiden hohen Bergen hindurch und an einem Moorbach entlang. Der Old Man of Hoy, mit 137 m der höchste Brandungspfeiler und quasi die Ikone der Insel, ist von hier und zurück eine 3 h Wanderung (Karte), bzw. entsprechend mehr, wenn man die Pfade entlang der Steilküste erkundet. Entgegen der üblicherweise enormen Zeiträume geologischer Prozesse ist die Erosion an einer Steilküste relativ schnell: Vor 250 Jahren gab es den Old Man noch nicht, sondern stattdessen eine kleine Halbinsel, die von den hohen Wellen bei heftigen Stürmen angenagt wurde. Auf alten Gemälden ist zu sehen, dass der Pfeiler Anfangs breiter war und ein kleines Felstor an der Basis hatte, im 19. Jahrhundert ist dann die der Küste zugewandte Hälfte kollabiert. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass auch der Rest von den Wellen einverleibt wird.
Wie ein blauer Teppich bedecken die blühenden Hasenglöcken (Hyazinthen, blue bells) derzeit den Boden im Hallerbos (Bois de Halle), einem Wald wenig südlich von Brüssel.
Natur an der Mittelmeerküste von Andalusien (Spanien)
Wunderschöne abgelegene Buchten, Vulkangesteine, leere Strände — naja, das Wetter war auch nicht gerade das beste. Aber wie so oft gefallen mir die wolkigen Fotos dann sogar besser als die mit blauem Himmel, die ich am letzten Tag geschossen habe.
Cabo de Gata ist ein Naturschutzgebiet nahe Almeria. Der Name kommt übrigens nicht vom spanischen Wort für Katze, sondern von Achat, den es hier gibt. Die Vulkane waren in mehreren Phasen im Tertiär aktiv, in einem Becken innerhalb der Betischen Gebirge (das im gleichen Zeitraum entstandene Gebirge zieht sich wie ein Hufeisen durch Andalusien und Nordmarokko, dazu gehören u.a. die Sierra Nevada und das Rifgebirge). Es handelt sich überwiegend um typische Subduktionszonenvulkanite (Andesit, Dazit, Rhyolit). Die explosiven Vulkane befanden sich im flachen Meer, zum Teil als Inseln, aber weitgehend unter Wasser. Es gibt mehrere Calderen, Lavadome, Tuffe (überwiegend Ignimbrite), Agglomerate (aus Lavabomben und Asche) und Hyaloklastite (Brekzien, typisch für Eruptionen im flachen Wasser, es kommt zu einer starken Alteration durch das Meerwasser, wodurch neue Minerale, insbesondere Zeolithe entstehen). Zum Teil sind anschließend auf den Vulkanen noch Korallenriffe gewachsen.
Der Leuchtturm am eigentlichen Cabo de Gata steht beispielsweise auf einem Lavadom, also Lava, die zähflüssig aus dem Schlot gepresst wurde. Der benachbarte Lavadom bildet die Felsen im Meer, außerdem sind an der Küste spektakuläre Säulen zu sehen. Die Säulen entstehen durch die Volumenabnahme beim Abkühlen, was vor allem bei Basalt häufig beobachtet werden kann, hier handelt es sich aber um Andesit.
Zwei schöne große Lavadome sind die beiden Gipfel Los Frailes, die am besten vom Mirador La Ilseta zu sehen sind. Sie befinden sich im Zentrum einer großen Caldera.
Am Rand einer weiteren Caldera ist durch die Hydrothermalsysteme der Vulkane eine bedeutende Goldlagerstätte entstanden. Rodalquilar ist eine hochsulfidierte epithermale Lagerstätte, was das bedeutet, ist am Besten in meinem Buch Die Welt der Rohstoffe nachzulesen. Industriell wurde hier nur ein Jahrzehnt lang in den 1950ern abgebaut, die Aufbereitung erfolgte mithilfe von Zyanid.
Die wundervolle Alhambra und die Altstadt (Andalusien, Spanien)
Granada, ein wundervoller Name für eine wundervolle Stadt. Am beeindruckensten ist hier natürlich die Alhambra, die ich zu den absoluten Highlights Europas zählen würde. Allein schon der Blick von einem der Aussichtspunkte des benachbarten Stadteils Albayzin: Die massiven Mauern und Zinnen, die Paläste und im Hintergrund strahlend weiß die Sierra Nevada.
Das Herz des Komplexes ist der um 1300 erbaute Nasridenpalast mit seinen Innenhöfen, Sälen und Bädern. Ich habe ja schon einiges an islamischer Architektur gesehen, wenn ich eine Topliste anlegen müsste, würde ich diesen Palast vermutlich auch aufzählen (Nein, ich weigere mich, eine Liste zu machen). Das besondere ist natürlich, dass dieses Glanzstück erhalten geblieben ist und in den folgenden Jahrhunderten kaum verändert wurde. Die katholischen Eroberer haben in stellenweise ihr Wappen in den feinen Stuck eingefügt, aber immerhin so behutsam, dass es kaum stört.
Natürlich fließt hier ein ständiger Strom an Touristen hindurch. Die Anzahl ist limitiert, man sollte daher im Internet ein Ticket reservieren, das man in Granada im Buchladen der Alhambra abholen kann. Man muß auch die Zeit, zu der man den Nasridenpalast betritt, festlegen, der Rest ist flexibel.
Das zweite Highlight ist Generalife, ein kleiner Sommerpalast neben der Alhambra. Der schönste Teil der eigentlichen Stadt ist das hügelige Albayzin mit seinen Gässchen und Aussichten. In der eigentlichen Innenstadt interessieren vor allem die monumentale Kathedrale und die benachbarte Capilla Real (mit den Gräbern der katholischen Könige) — ein starker Kontrast zur zierlichen Architektur der Nasriden.
Ronda ist ein hübsches kleines Städtchen in den Bergen von Andalusien. Es liegt auf einem Bergrücken, wobei sich quer durch die Stadt eine senkrechte Schlucht zieht. Über diese spannt sich das Wahrzeichen des Ortes, eine massive Brücke aus dem 18. Jahrhundert. Ansonsten gibt es weiß leuchtende Häuser, ein paar Kirchen und vor allem immer wieder schöne Ausblicke auf die umgebende Landschaft.
Wo Rohstoffe wie Erdöl oder Erze für Metalle gefunden werden und wie viel es davon gibt, ist ökonomisch, technologisch und auch geopolitisch von großer Bedeutung. Um beispielsweise zu verstehen, warum diese Rohstoffe bevorzugt in bestimmten Regionen vorkommen, muss man sich mit den geologischen Prozessen beschäftigen, durch die entsprechende Lagerstätten entstehen. Und wer neue Hightech-Materialien entwickelt, interessiert sich vielleicht auch für die Versorgungslage der benötigten Rohstoffe… „Über Erz und Öl: Das neue Buch „Die Welt der Rohstoffe““ weiterlesen
Vortrag von Florian Neukirchen, Diplom-Mineraloge und Sachbuchautor, Berlin.
Im Rahmen der Sonderausstellung Edle Steine im Naturmuseum Sankt Gallen (Schweiz) halte ich einen Vortrag, der an mein Buch Edelsteine angelehnt ist.
Mittwoch 19. März, 19 Uhr
Edelsteine im Lichte von Naturwissenschaft und Technik
Naturmuseum Sankt Gallen
Ihre besonderen Eigenschaften machen manche Edelsteine auch für die Technik und für die Forschung interessant. Der Vortrag beginnt mit einem kurzen Überblick über die vielfältigen technischen Anwendungen von Diamant, Saphir und anderen Mineralen, anschließend geht es um die Bildung von Edelsteinen und um die erstaunlichen Erkenntnisse, die mit ihrer Hilfe gewonnen werden konnten. Wie eine Kapsel, die geheime Dokumente birgt, enthalten sie Informationen über aus einer fernen Vergangenheit und über unerreichbare Tiefen der Erde. Diamanten beispielsweise helfen dabei, die Entstehungsgeschichte der ersten Kontinente zu entschlüsseln. Die meist sehr alten Kristalle wurden im Laufe der Erdgeschichte hin und wieder von Magmen an die Oberfläche gebracht. Erstaunlicherweise sind sie dabei nicht verbrannt, schließlich handelt es sich um reinen Kohlenstoff. Winzig kleine Diamanten wurden aber auch in einem Gneis im Erzgebirge und in Meteoriten gefunden … Besonders hilfreich für Geologen ist Zirkon, denn kein anderes Mineral kann so gut datiert werden. Es gibt sogar Zirkonkristalle, die älter sind als jedes Gestein auf der Erde. Sie stammen aus der Zeitspanne kurz nach der Geburt unseres Planeten, dem Hadaikum. Aus ihnen gewonnene Daten veränderten grundlegend unsere Vorstellung davon, wie die Erde damals aussah. Sehr spezielle Bedingungen lassen Edelsteine entstehen. Wir werden uns an diesem Abend vor allem auf die Entstehung von Diamant konzentrieren, aber auch Aquamarin und Smaragd, Saphir und Rubin ansprechen.