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Trekking und Fotografie

Tips zur Fotografie beim Trekking: Ausrüstung, Akkus, Belichtung und schlechtes Wetter

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Goldener Schnitt, Vordergrund, Linien: Viele Regeln der Fotografie gelten auch für das Fotografieren beim Trekking, einschließlich der Regel, dass man diese hin und wieder brechen sollte. Vom Bildaufbau abgesehen gibt es aber einige praktische Unterschiede, wenn man sich mehr als einen Tagesmarsch von der Zivilisation entfernt.

Gewicht

Minimales Gewicht, ohne auf das Wichtigste zu verzichten, ist auf langen Trecks die wichtigste Regel. Das gilt für die Outdoor-Ausrüstung wie Zelt und Kleidung genauso wie für die Fotoausrüstung. Oft muss man ja auch noch ein paar Kilo Essen tragen und will trotzdem während einem Anstieg von 1000 Höhenmetern noch die Landschaft genießen können … Wer ohne Träger oder Esel unterwegs ist, muss auf vieles verzichten. Während das Gewicht bei Essen, Zelt und Jacken nur begrenzt reduziert werden kann, geht es bei der Fotoausrüstung darum, einen guten Kompromiss zu finden, der auch von der eigenen Kondition abhängt. Ich schleppe für meine Spiegelreflexkamera meist drei Zoomobjektive mit, eines im Normalbereich, das fast immer auf die Kamera geschraubt ist, ein Weitwinkel und ein Tele. In der Regel lasse ich das Makroobjektiv, Fixobjektive und Blitze zu Hause. Das Makro vermisse ich dann doch manchmal… Ein Stativ sollte ebenfalls mit. Manche schwören auf Tischstative (die für das Teleobjektiv nur selten geeignet sind, aber gerade dafür bräuchte man es dringend) oder auf das Gorillapod. Mir ist das zu klein, ich benutze das Rollei Compact Traveller No. 1. Das wiegt etwa 1 kg, ist für mich aber ein guter Kompromiss, was Gewicht, Größe und Stabilität angeht und es ist auch für Makroaufnahmen knapp über dem Boden geeignet. Tagsüber hängt es meist am Rucksack.

Träger am Renjo La in Nepal
Träger am Renjo La in Nepal

Speicherplatz

Digitalkameras verführen dazu, lieber zweimal mehr auf den Auslöser zu drücken als einmal zu wenig. Auf einem mehrtägigen Treck kommen daher schnell dutzende Gigabyte zusammen. Ich habe immer ein paar große SD-Karten (16 und 32 GB) in der Kameratasche. Bei längeren Reisen benutze ich eine kleine Gefrierdose zur wasserdichten Aufbewahrung weiterer Speicherkarten, die ich aber während der Wanderungen meist mit allem unnötigen Gepäck in einem Hostel lasse. Anhand früherer Reisen kann man grob die täglich anfallende Datenmenge abschätzen, sollte aber großzügig aufrunden. Die Karten sind ja inzwischen relativ günstig. Die Preise sind von Land zu Land sehr unterschiedlich und in abgelegenen Orten generell hoch, unterwegs nachzukaufen empfiehlt sich nur selten.

Am Bachalpsee
Am Bachalpsee

Akkus

Auf vielen Trecks ist es unterwegs nicht möglich, die Akkus aufzuladen. Bei mehrtägigen Wanderungen gehören daher Ersatzakkus ins Gepäck (das Ladegerät kann dann in einem Hostel liegen bleiben). Mir reichen 3 Akkus für 10-14 Tage, wenn ich halbwegs Energie spare. Das ist natürlich je nach Kamera und Fotografier-Gewohnheiten verschieden. Am wichtigsten ist dabei, darauf zu verzichten, die Bilder durchzusehen! Die Versuchung ist groß, aber mit dieser Abendbeschäftigung ist schnell so viel Energie verbraucht, wie für einen ganzen Tag ausgereicht hätte. Den nervigen Pips-Ton habe ich immer abgestellt und die Helligkeit des LCD-Displays etwas reduziert. Den Live-View verwende ich nur in Ausnahmefällen. Bei extremer Kälte sollte man die Ersatzakkus warm halten, etwa in der Innentasche der Jacke. Oft geht es auch so, moderne Lithiumionenakkus sind erstaunlich kälteresistent. Wenn es mit den Batterien doch einmal knapp wird, stelle ich das LCD-Display und den Autofokus aus und fokussiere per Hand. In einigen Regionen ist es möglich, die Akkus in den Hütten aufzuladen.

Bärentrek (Schweiz)
Bärentrek (Schweiz)

Bereit sein

Die Kamera sollte immer leicht erreichbar sein. In den Rucksack kommt sie nur bei starkem Regen, es ist viel zu umständlich und kraftraubend, ständig den Rucksack auf- und abzusetzen und bei vielen Motiven wäre man ohnehin zu langsam. Meist befestige ich die Kameratasche seitlich am Hüftgurt, und zwar so, dass sie nicht verrutscht, wenn ich den Gurt öffne. Auf Strecken mit besonders guter Aussicht hänge ich die Kamera verkehrt herum (mit dem Blitzschuh nach unten) um den Hals: Wenn ich dann einen Arm durch Halsgurt schiebe, damit sie nicht vor der Brust baumelt, drückt mir so die Kante des Gehäuses nicht in die Rippen. Die Kamera sollte von Beginn an mit brauchbaren Werten eingestellt sein, insbesondere Belichtungsmodus (z. B. Av und für Standardsituationen passende Blende) und ISO.

Licht und Wetter

Bei Landschaften und Outdoor-Fotos kommt es genauso auf das richtige Licht an wie bei anderen Genres. Mittags sehen selbst hohe Berge langweilig flach aus, während eine tiefstehende Sonne sie plastisch modelliert. Und in der Stunde vor und nach Sonnenauf- und untergang gibt es die warmen Farbtöne, orange aufleuchtende Felswände und rote Wölkchen. Die Entscheidung, ob man an einem Punkt mit guter Aussicht auf besseres Licht wartet oder lieber ein Stück weiter geht, fällt nicht immer leicht …

Wolken und Licht Laguna de los Tres am Fitz Roy
Wolken und Licht: Laguna de los Tres am Fitz Roy

Bei perfekt gutem Wetter mit wolkenfreiem blauen Himmel bekommt man leicht Bilder, die gut für eine Postkarte wären, aber trotzdem ein wenig langweilig aussehen. Ein paar Wolken machen das Bild oft interessanter, lockern als weiße Tupfer den Himmel auf oder geben einen Maßstab für die Höhe eines Berges, der über sie aufragt. Besonders dramatisches Licht gibt es mit etwas Glück bei wechselhaftem Wetter, etwa wenn sich eine schwarze Wolkenwand über den Himmel schiebt oder wenn es nach einem Schauer wieder aufreißt. Sehr starke Bewölkung kann gutes Licht für Makroaufnahmen oder Porträts geben, selbst wenn die Berge nicht mehr zu sehen sind. Nur bei starkem Dauerregen sind die Möglichkeiten eingeschränkt, es sind aber zum Beispiel stimmungsvolle Bilder in einem Wald möglichen.

Gegenlicht

Auch Gegenlicht kann großartige Aufnahmen ergeben. Dabei sollte man nie die Sonnenblende vergessen und gegebenenfalls mit einer Hand nachhelfen, um helle Flecken zu vermeiden. Bei einer tiefstehenden Sonne oder mit einem starken Weitwinkel kann man auch die Sonne mit ins Bild nehmen. Vor allem im zweiten Fall sieht es gut aus, wenn die Blende so weit wie möglich geschlossen ist (z. B. F/32), die Sonne bekommt dann regelrechte Sonnenstrahlen. Ein UV-Filter sollte abgeschraubt werden, weil er Flares verursachen kann.

Planung

Um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, sollte man die Route entsprechend planen. Wir wollen nicht zur Mittagsrast auf dem Aussichtsgipfel stehen, sondern mit dem besten Licht! Ich recherchiere schon vor der Reise die besten Aussichtspunkte und überlege anhand der Karte, ob das Licht dort morgens oder nachmittags besser ist, dann plane ich die Übernachtungen entsprechend. Manchmal zelte ich an ausgesetzten Stellen, oder ich beginne Stunden vor Sonnenaufgang mit dem Aufstieg. Regelmäßig lege ich an einem Tag eine besonders lange Strecke zurück, um bis zum Abend einen bestimmten Punkt zu erreichen, an einem anderen Tag bleibe ich stundenlang an einem Ort sitzen. Die Einteilung der Etappen ist durch die Fotografie völlig anders als in den meisten Büchern empfohlen wird. Dabei sollte man je nach Wetterlage flexibel sein. Vor allem in Regionen wie Patagonien oder Skandinavien plane ich immer zusätzliche Tage für schlechtes Wetter ein. Ich liege lieber bei strömenden Regen zwei Tage mit einem Buch im Zelt und sehe dann die Aussicht doch noch, als dass ich klatschnass weiterlaufe und mir später denke, ich müsse noch einmal herkommen. Das Gewicht des Essens setzt aber auch hier der Spontanität Grenzen.

Zelten mit Blick auf Mount Everest
Zelten mit Blick auf Mount Everest

Regen

Bei Regen bleibt die Kamera weitgehend geschützt in der Fototasche, in einer Plastiktüte oder unter der Regenjacke und wird nur für das Bild herausgeholt. Ein paar Tropfen auf der Kamera sind jedoch kein Problem. Wichtig ist die Sonnenblende, die in diesem Fall das Objektiv vor Wasser schützt. Praktisch ist auch ein Optiktuch, mit dem man (solange es trocken ist) die Linse trocknen kann.

Staub

In Wüsten, an Vulkanen oder auf staubigen Pisten kann es passieren, dass ein Objektiv zu knirschen anfängt oder gar unscharf wird – dann ist alles zu spät. Wenn sich ein Jeep in einer Staubwolke nähert, sollte man rechtzeitig die Kamera in Sicherheit bringen: Reißverschluss der Fototasche schließen oder die Kamera in eine Plastiktüte wickeln. Beim Objektivwechsel sollte man sich mit dem Rücken in den Wind drehen und im Windschatten möglichst schnell vorgehen. Das Bajonett der Kamera dabei eher nach unten halten. Die Fototasche lieber auf eine Jacke legen, als auf einen staubigen Boden. In besonders staubigen Gegenden können Plastiktüten oder Müllsäcke hilfreich sein.

Weiße Wüste in Ägypten
Weiße Wüste in Ägypten

RAW

Ich schieße nur RAW, weil es nur so möglich ist, ein nicht perfekt belichtetes Bild zu retten oder mit einem starken Kontrast zwischen hellen und dunklen Flächen umzugehen. Das bedeutet allerdings, dass jedes Bild erst mit Software „entwickelt“ werden muss. Wer nicht gern Bilder bearbeitet, sondern das Ergebnis direkt aus der Kamera möchte, sollte die Kamera wenigstens auf RAW+JPEG einstellen, um im Zweifelsfall bei dem einen oder anderen Bild trotzdem auf die RAW-Datei zurückgreifen zu können.

Starker Kontrast zwischen Eis und Schatten Alpamayo, Peru
Starker Kontrast zwischen Eis und Schatten: Alpamayo, Peru

Schneeberge

Verschneite oder vergletscherte Berge auf der anderen Talseite sind etwas anderes als im Schnee selbst zu fotografieren. Der Kontrast zwischen leuchtend weißem Schnee und einem bewaldeten oder schattigen Tal ist oft so groß, dass die Kamera kaum damit klarkommt. Hier ist die richtige Belichtung besonders wichtig! Dies sollte nach jedem Klick mit einem Blick auf das Histogramm überprüft werden. Die Details auf verschneiten Hängen sollten sichtbar bleiben. Sehr kleine ausgefressene Stellen sind nicht unbedingt ein Problem, aber wenn eine größere Fläche blinkt, muss die Belichtung geändert werden. Im Histogramm sollte der Peak des Schnees aber nahe am rechten Rand sein, um auch in den dunklen Partien möglichst viele Details zu erhalten. Als ersten Ansatz stelle ich gern die Kamera auf Spotmessung, die Belichtungskorrektur auf +2 und messe dann auf die hellste Fläche im Bild. Eventuell lohnt es sich, die Kamera nach einem Testbild auf M zu stellen, und die Belichtung anhand es Histogramms zu korrigieren, denn bei der nächsten Messung erwischt man nie exakt dieselbe Stelle. Bei der Entwicklung aus der RAW-Datei können aus den dunklen Bereichen noch viele Details hervorgezaubert werden. Im Zweifelsfall mache ich eine Belichtungsreihe (Bracketing: im Menü AEB einstellen).

Spiegelsee

Die Reflexion einer Landschaft in einem See sieht oft sehr ansprechend aus. Bei größeren Seen hat man nur an völlig windstillen Tagen in geschützten Buchten eine Chance, besser geeignet sind kleine Karseen oder gar kleine Tümpel.

Mount Everest, Ama Dablam und Thamserku gespiegelt in einem Karsee am Kongde Ri
Mount Everest, Ama Dablam und Thamserku in einem Karsee am Kongde Ri
Mehr über Berge in meinem Buch Bewegte Bergwelt: Gebirge und wie sie entstehen

Everest-Trek: Drei Pässe

Dreiwöchiger Trek im Khumbu Himal (Nepal) über die Pässe Renjo La, Cho La und Kongma La zum Everest Basecamp, zu den Aussichtsbergen Gokyo Ri, Ngozumba Tse, Kala Patthar und Chhukhung Ri

Everest, Nuptse, Lhotse und Ama Dablam vom See oberhalb des Kongde Hotels
Everest, Nuptse, Lhotse und Ama Dablam vom See oberhalb des Kongde Hotels

Im Khumbu Himal stehen außer dem Everest noch ein paar weitere sehr hohe und beeindruckende Berge herum und ehrlich gesagt stellen einige davon den Everest in den Schatten, wenn es um Schönheit geht. Namen von Riesen wie Lhotse, Nuptse, Makalu oder Cho Oyu sind vielen ein Begriff, genauso wie die von Schönheiten wie Ama Dablam, Cholatse oder Pumori. Andere Namen wie Kangtega oder Thamserku werden die meisten erst unterwegs kennenlernen. Trotzdem bleibt der Everest das magische Ziel, wenn auch für uns Trekker nicht der Gipfel. Es sind aber gerade die anderen Berge, die einen Trek in dieser Region zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.

Karte Everest Trek

Die meisten wandern einfach auf dem gut ausgebauten „Yak-Highway“ das Tal hinauf bis zum Everest Base Camp. Da von dort der Everest überhaupt nicht zu sehen ist, besteigen sie noch den kleinen Aussichtsgipfel Kala Patthar (5550 m) und gehen dann auf demselben Weg zurück. Das dauert etwa 2 Wochen (wegen der Akklimatisierung, die Etappen sind recht kurz) und die Strecke ist reich an Aussichten. Trotzdem sollte man mehr daraus machen und auch die anderen Täler erkunden. Die Täler des Khumbu sind wie die Finger einer Hand aufgefächert und durch hohe Pässe miteinander verbunden, die zu den besten Aussichtspunkten des Himalajas gezählt werden.

Everest und Nuptse von Namche
Everest und Nuptse von Namche

So führt nicht weit vom Everest Base Camp der Cho-La-Pass (5420 m) hinüber nach Gokyo. Dabei handelt es sich um das zweitbeliebteste Trekking-Ziel der Region: mit dem Gokyo Ri (5360 m) gibt es einen kleinen Gipfel mit großartiger Aussicht, außerdem einen riesigen Talgletscher, der vom Cho Oyu hinunterfließt und dessen Seitenmoräne eine Reihe von Bergseen aufstaut. Ein weiterer Pass, der Renjo La (5360 m), führt von hier in das Tal von Thame. Vom Tal mit dem Everest Base Camp führt ein dritter Pass, der Kongma La (5535 m) in die andere Richtung ins Tal von Chhukhung. Hier wartet der Aussichtsberg Chhukhung Ri (5550 m).

Alles zusammen ergibt eine schöne Runde, die knapp drei Wochen dauert und sicherlich zu den beeindruckendsten Treks der Welt zu zählen ist, auf dem man mit einer Fülle von wechselnden Aussichten verwöhnt wird. Meist wird dies „Three Passes Trek“ oder „Everest High Passes“ oder so ähnlich genannt. Ein Reiseveranstalter nennt es „Königsweg am Everest“, was ich etwas geschmackslos finde, da in Nepal erst kürzlich der alles andere als beliebte König vom Thron gesägt wurde. Ein Zelt ist eigentlich nicht nötig, es gibt überall Teehäuser (Hostels), aber mit Zelt kann man noch ein paar lohnende Abstecher machen. Dieses Jahr lag ungewöhnlich viel Schnee und ich war froh, dass ich trotzdem fast alles nach Plan machen konnte.

Die Entstehung des Himalajas und anderer Gebirge wird in meinem Buch Bewegte Bergwelt erklärt

Das Abenteuer beginnt bereits mit dem Flug nach Lukla (man könnte auch den Bus nach Jiri nehmen und von dort in vier harten Tagesmärschen dorthin wandern, was aber nur die wenigsten machen). Kleine Propellermaschinen pendeln bei gutem Wetter auf der kurzen Strecke zwischen Kathmandu und Lukla. Durch die schmutzige Scheibe ist erst der Langtang Himal zu sehen, dann ragt prominent Gauri Shankar auf und zuletzt kommen die großen des Khumbu in Sicht. Dann tauchten wir in die Wolkendecke ein. Hin und wieder waren durch Wolkenlöcher steile Berghänge und tiefe Schluchten zu erkennen. Plötzlich tauchte direkt vor uns die kurze Landebahn auf, die einen nicht ganz so steilen Hang hinauf führt. Lukla gilt als der gefährlichste Flugplatz der Welt. Ich fand die Landung nicht so schlimm, aber die Idee, an dieser Stelle einen Flughafen zu bauen, ist schon sehr gewagt.

Flugplatz Lukla
Flugplatz Lukla

Während ich auf mein Gepäck wartete und mich dann darüber ärgerte, dass mein Benzinkocher den Flug oder vielmehr die harte Behandlung des Gepäcks auf dem Boden nicht überlebt hatte (ich konnte ihn mit einer Tube Super Glue behelfsmäßig flicken) und mein Topf völlig zerbeult war, verdichteten sich die Wolken zu einer dichten, dunkelgrauen Masse. Nach mir waren noch zwei Maschinen gelandet, die folgenden zwei Tage waren dann alle Flüge gecancelt. Das passiert übrigens relativ regelmäßig (die besten Chancen hat man früh morgens), man sollte also immer ein Paar Tage extra als Puffer einplanen!

Namche Bazaar mit Kongde
Namche Bazaar mit Kongde

Noch am selben Tag wanderte ich bis Namche Bazaar. Es ging durch das grüne Tal von Dorf zu Dorf, doch die Wolkendecke war zu deprimierend, um unterwegs zu verweilen. Namche Bazaar mit seinen hufeisenförmig angeordneten Häusern füllt ein schüsselförmiges Tälchen hoch über dem Zusammenfluss von Bhote Koshi Nadi und Dudh Koshi Nadi. Es gilt als typisches Sherpa-Dorf, ist in den letzen Jahrzehnten aber derart gewachsen, dass ich es nicht für allzu typisch halte.

Ama Dablam (vom Weg zwischen Namche und Khunde)
Ama Dablam (vom Weg zwischen Namche und Khunde)

Hier lohnt sich zur Akklimatisierung ein Spaziergang zu den Dörfern Khunde und Khumjung, mit großartigen Blicken auf Ama Dablam, Thamserku, Everest und Lhotse. Das Reizvolle ist dabei die Vegetation im Vordergrund, noch ganz anders als die karge weiß-braune Bergwelt, in die man in den nächsten Tagen eintauchen wird.

Von Namche aus geht es in das Tal von Thame, allerdings bog ich kurz vor diesem Ort ab und querte auf der anderen Talseite zurück, um das Kongde-Hotel zu erreichen. Der Weg entpuppte sich als anstrengender als gedacht, es geht gehörig auf und ab und dazu kam, dass die steile Treppe, die aus einer schattigen Schlucht führt, mit Blankeis überzogen war: selbst mit dem Fixseil eine kniffelige Angelegenheit. Das Hotel ist ziemlich teuer, aber ich hatte ja mein Zelt dabei und der Aufstieg lohnt sich für das Panorama, insbesondere wenn man auf den kleinen Felsbuckel etwas oberhalb oder zum in der Nähe davon gelegenen Karsee aufsteigt.

Blick vom Hügel oberhalb des Kongde Hotels: Taboche, Everest, Nuptse, Lhotse, Ama Dablam, Thamserku
Blick vom Hügel oberhalb des Kongde Hotels: Taboche, Everest, Nuptse, Lhotse, Ama Dablam, Thamserku

In Thame ist ein Kloster zu besichtigen, darüber die Wand von Kongde und Tyangmoche. Talabwärts sind Kangtega, Thamserku und Kusum Kanguru gut zu sehen. Der Weg führt weiter talsaufwärts nach Lumde. Abgesehen vom Blick zurück ist hier wenig von den richtig hohen Bergen zu sehen, das weite braune Tal ist auf beiden Seiten von dunklen Felsgipfeln begrenzt. Lumde liegt auf 4370 m Höhe, es wird einige Zeit dauern, bis ich wieder in solch geringer Höhe bin … Hier sind talaufwärts doch ein paar große Berge in Sicht, neben diesen führt ein hoher Pass hinüber nach Tibet. Zu meinem ersten Pass geht es jedoch von Lumde aus nach rechts den steilen Berghang hinauf. Im Schein der Stirnlampe stieg ich bis zu einem Hügel auf und genoss frierend den Sonnenaufgang. Es sollte aber noch einige Zeit dauern, bis ich selbst die ersten wärmenden Sonnenstrahlen abbekam. Das letzte Stück kroch ich langsam wie eine Schnecke, in dieser Höhe gibt es nur halb so viel Sauerstoff, wie auf Meeresniveau. Schließlich erreichte ich den Pass Renjo La und der Blick öffnete sich auf Everest, Nuptse und Lhotse, Makalu, Cholatse und Taboche, davor der türkise See von Gokyo und der Ngozumpa-Gletscher. In die andere Richtung sind einige Berge des Rowaling Himals zu sehen. Wirklich ein beeindruckender Aussichtspunkt.

Blick vom Renjo La auf u.a. Everest, Gokyo
Blick vom Renjo La auf u.a. Everest, Gokyo

Schnell war ich unten in Gokyo, einst eine Sommeralm und heute eine Ansammlung an Hostels, hübsch an einem türkisblauen See gelegen. Mein erstes Essen hier war ungenießbar, die Nudeln schmeckten nach Kerosin. Ich aß nur zwei Gabeln und zog dann sofort in ein anderes Hostel um, zwei Tage lang musste ich regelmäßig aufstoßen, wobei mir jedes Mal der Kerosin-Geschmack wieder in den Mund kam. Mein neues Hostel hatte besseres Essen und ich hatte ein Zimmer mit großen Fenstern in zwei Richtungen. Das stellte sich allerdings wieder als Nachteil heraus, denn die einfache Verglasung bescherte mir Nächte mit unter -10 °C im Zimmer. Komplett angezogen mit Fleece- und Daunenjacke, Hose und langer Unterhose, im Schlafsack eingepackt, darüber noch eine Decke: So war mir zwar warm, aber ich musste ja noch immer atmen und die eiskalte Luft schmerzte in der Lunge. Kein Wunder, dass ich mir eine heftige Erkältung holte. Aber das gehört dazu: Fast jede Nacht wurde mein Husten durch andere Hustende beantwortet. Die Kälte brachte mich auch dazu, weit weniger Sonnenuntergänge oder gar -aufgänge zu fotografieren, als ich gedacht hatte. Da sitzt man lieber neben dem warmen gusseisernen Ofen, in dem Yak-Dung vor sich hin glüht. Übrigens ist die Luft so trocken, dass ohnehin nur selten eine deutliche Rotfärbung zu sehen ist, die Sonne erscheint morgens gleich in weißem Licht.

Blick vom Gokyo Ri auf Gokyo (am See), den Ngozumbu-Gletscher, Cholatse und Kangtega
Blick vom Gokyo Ri auf Gokyo (am See), den Ngozumbu-Gletscher, Cholatse und Kangtega

Am nächsten Tag war ich alles andere als Fit und schleppte mich nur langsam den Gokyo Ri hinauf. Der Blick von oben ist ähnlich wie vom Renjo La, wobei der Ngozumpa-Gletscher und der Cholatse besser zu sehen sind, während ich den Everest vom Renjo La aus besser fand. Nach einer weiteren kalten Nacht wanderte ich zu den anderen Seen hinauf. Kurz vor dem 5. See (Gokyo selbst ist der dritte, von unten gezählt) verstreuten sich die Spuren im Schnee und ich musste mich mühselig durch den Bruchharsch kämpfen. Von der Moräne aus hat man eine der schönsten Aussichten auf den Everest und das ohne sportlichen Aufstieg (wenn der Schnee nicht wäre), was einem im richtigen Winkel angeordneten Tal mit Gletscher zu verdanken ist.

Everest und Kangchung vom 5. See
Everest und Kangchung vom 5. See
5. See
5. See

Ich versuchte, bis zu den sechsten Seen beim Cho Oyo Basecamp zu wandern, aber der Schnee wurde immer schlimmer. Wenige Hundert Meter vor dem Ziel versank ich bis zum Bauch und ich musste aufgeben. Merkwürdig, ich hatte einen Koreaner getroffen, der behauptet hatte, er wäre dort gewesen, aber ich konnte nirgends seine Spur ausmachen. Außerdem hatte er gesagt, er hätte den Ngozumpa Tse (5553 m) versucht, ein weniger bekannter Aussichtsberg zwischen 5. und 6. See (auf meiner nepalesischen Karte steht dieser Name am falschen Berg, nebenbei sind diese Karten voller Fehler), hätte aber wegen des Schnees aufgegeben (ob am richtigen oder falschen weiß ich nicht).

Kangchung und Ngozumba-Gletscher vom Ngozumba Tse
Kangchung und Ngozumba-Gletscher vom Ngozumba Tse

Ich hatte diesen Berg ebenfalls vor, aber wirklich alle, die ich gefragt hatte, meinten, es sei derzeit unmöglich. Dabei sah es von Weitem so aus, als ob das meiste bereits weggetaut sei. Also wollte ich es trotzdem versuchen, nach einer Nacht im Zelt in der Nähe des 5. Sees. Kurz nach Sonnenuntergang zeigte das Thermometer meiner Uhr -8 °C an, entsprechend kalt war die Nacht. Die Feuchtigkeit meines Atems ließ Eiskristalle an den Zeltwänden wachsen, was bei jeder Bewegung für ein paar Sekunden im Zelt ein heftiges Schneegestöber auslöste. Am nächsten Morgen behauptete dann meine Uhr absurde +10 °C, wobei das Display wegen der vor Kälte geschwächten Batterie kaum noch lesbar war. Alles war gefroren, Wasser, Sonnencreme, Zahnpasta. Selbst der Benzinkocher war erst in Gang zu bekommen, nachdem er etwas im Schlafsack kuscheln durfte.

Cho Oyu und 6. Seen vom Ngozumpa Tse
Cho Oyu und 6. Seen vom Ngozumpa Tse

Mein Berg war dann leichter als gedacht. Tatsächlich war das meiste mehr oder weniger schneefrei und ich musste erst auf dem Gipfelgrat eine Spur bahnen. Offensichtlich stand ich in dieser Saison als Erster dort oben und genoss den Blick auf Cho Oyo, die sechsten Seen, Gyachung Kang (mit 7952 m der höchste 7000er), den fünften See, Everest und viele weitere Berge.

Cho Oyu, von der Überquerung des Ngozumpa-Gletschers
Cho Oyu, von der Überquerung des Ngozumpa-Gletschers

Von Gokyo aus musste ich den Ngozumpa-Gletscher queren, ein stetiges Auf und Ab, immer wieder mit tollem Blick auf den Cho Oyo. Auf der anderen Seite stieg ich zum Cho La Pass auf. Vom Pass selbst hat man keine so tolle Aussicht, aber wer sich für Geologie interessiert, sieht hier einige beeindruckende Leukogranit-Gänge im hochgradig metamorphen Sillimanit-Gneis (siehe auch mein Buch Bewegte Bergwelt). Beim Abstieg öffnet sich dann der Blick und wie zwei riesige Pyramiden erscheinen Ama Dablam und die Nordwand des Cholatse. Direkt unterhalb des Cholatse liegt Dzongla, das Ziel der Etappe.

Ama Dablam von Dzongla
Ama Dablam von Dzongla
Cholatse
Cholatse

Etwas talabwärts quert man von dort aus den Hang oberhalb eines hübschen Sees, über dem der Cholatse aufragt, wenig später biegt man in das nächste Tal ein und erreicht den Khumbu-Gletscher und den Ort Lobuche. Die Berge Pumori und Nuptse dominieren hier den Blick. Bald kommt man nach Gorak Shep, von wo aus das Everest Base Camp als Halbtagesausflug zu erreichen ist. Aber erst einmal stieg ich am Nachmittag zum Kala Patthar auf.

Panorama vom Kala Patthar
Panorama vom Kala Patthar

Der berühmte Aussichtsberg oberhalb von Gorak Shep ist in Wirklichkeit nur ein Schutthügel zu Füßen des Pumori. Gegenüber ist wie eine spitze Pyramide der Nuptse im Profil zu sehen und links daneben, durch seine eigene Westschulter halb verdeckt, eine riesige dunkle Pyramide, breit und mächtig, deren Gipfel den Nuptse um einen Kilometer überragt: Mount Everest. Die Sherpa, Tibeter und Chinesen nennen das Ding Qomolangma (Chomolungma), für sie ist es die Mutter der Erde. Die Nepalesen haben es daraufhin Sagamartha, Mutter des Universums, genannt. Wobei ehrlich gesagt der Everest vom anderen Basecamp in Tibet aus beeindruckender aussieht. Wie auch immer, zum Glück war es nahezu Windstill und ich konnte bis zum Sonnenuntergang warten, bis das letzte rote Licht von der Spitze des Everest verschwunden war (ich verstehe nicht, warum die Gruppen fast alle zum Sonnenaufgang hier hinauf kommen, wenn alles im Gegenlicht ist).

Everest usw. vom Kala Patthar
Everest usw. vom Kala Patthar

Auch wenn vom Everest Base Camp aus der Everest selbst nicht zu sehen ist, lohnt sich die Wanderung hier her, der Talkessel ist auch aus diesem Blickwinkel sehr beeindruckend. Ich folgte vom Camp aus (in dem derzeit keine Zelte standen, wegen des Schnees war dies keine brauchbare Saison) dem Zugangsweg bis in die Nähe der eisigen Zacken des Khumbu-Eisbruchs.

Pumori
Pumori

Zurück in Lobuche ging es mir um den dritten Pass, den Kongma La. Es ist zwar schneller, diesen Pass durch das Tal zu umgehen, aber der Blick ist das Ziel. Fast alle sagten mir, der Pass sei wegen des Schnees geschlossen, aber ich hatte von einer Gruppe gehört, die sich drei Tage vorher über den Pass gewühlt hatte, und ich traf in Lobuche drei Sherpas, die gerade über den Pass gekommen waren. Also überquerte ich am Morgen den Khumbu-Gletscher, ohne den genauen Weg zu wissen, somit brauchte ich zwei Stunden, um mich zwischen Eishügeln und Schmelzwasserseen vorwärts zu tasten. Dann ging es ein steiles Tälchen hinauf, zum Glück gab es wirklich eine Spur, und mittags saß ich auf dem Pass und blickte über die zugefrorenen blauen Seen hinüber auf Makalu und Baruntse, links von mir Nuptse und Lhotse. Genau gleichzeitig kamen drei Wanderer aus der anderen Richtung, ansonsten traf ich erst am Abend in Chhukhung wieder auf Menschen.

Vom Kongma La, mit Makalu und Baruntse
Vom Kongma La, mit Makalu und Baruntse

Dort wollen die meisten den Island Peak besteigen (wozu man ein Permit braucht). Ich begnügte mich mit dem Chhukhung Ri, auf dem man direkt unterhalb der Südwand von Nuptse und Lhotse steht. Am Nuptse beeindruckt geologisch interessierte der perfekt angeschnittene Leukogranit-Pluton.

Nuptse und Lhotse vom Chhukhung Ri
Nuptse und Lhotse vom Chhukhung Ri

Beim Island Peak Basecamp warf ich einen Blick auf den See Imja Tsho, der erst in den letzen 50 Jahren entstanden ist, weil sich der Gletscher rasant zurückgezogen hat.

Klimawandel: der See Imja Tsho ist nur ein halbes Jahrhundert alt
Klimawandel: der See Imja Tsho ist nur ein halbes Jahrhundert alt

Talabwärts machte ich in Dingboche halt, um mit dem Nangkar Tshang (5075 m) einen letzten Aussichtsberg zu besteigen. Diesmal beeindrucken vor allem Cholatse, Taboche, Ama Dablam und Kangtega.

Kangtega
Kangtega
Taboche und Cholatse vom Nangkar Tshang
Taboche und Cholatse vom Nangkar Tshang
Ama Dablam vom Nangkar Tshang
Ama Dablam vom Nangkar Tshang

Danach musste ich nur noch den Yak-Highway hinunter laufen: Über Pangboche (wo sich ein kurzer Abstecher zum Kloster lohnt) erreichte ich durch einen niedrigen Bergwald das Kloster Tangboche, das aussichtsreich auf einem Hügel liegt, der quer im Tal steht (eine alte Endmoräne). Das wichtigste Kloster der Region ist leider 1989 abgebrannt und dann wieder aufgebaut worden. Ich kam gerade rechtzeitig zu einem Festival, Mani Rimdu, das mit einer endlos langen Tanzvorführung in wechselnden Kostümen begangen wird. Selbst Touristen bekamen ihr Fett weg, eine Figur tanzte mit einer riesigen Papp-Kamera. Außer vielen Sherpas waren auch viele Touris da und die Hostels platzten aus allen Nähten, aber ich hatte ja zum Glück mein Zelt.

Ama Dablam und eine Stupa bei Pangboche
Ama Dablam und eine Stupa bei Pangboche
Tengboche mit Kongde
Tengboche mit Kongde

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Von Namche wiederholte ich die Runde zu Khunde und Khumjung, diesmal mit Bergen statt Wolkenbergen im Hintergrund. Und im Hotel eine heiße Dusche! Die Solarduschen weiter oben mögen zwar vielleicht in der Hauptsaison funktionieren, aber Ende November ist es dann doch zu kalt. Man stelle sich bei einer Tageshöchsttemperatur von vielleicht -5 °C eine zugige Wellblechschachtel mit der Aufschrift „Hot Shower“ vor, der Betonboden mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Da probiert man nicht einmal aus, ob überhaupt flüssiges Wasser aus dem Hahn kommt.

In Lukla hatte ich perfektes Wetter, trotzdem ging ein paar Stunden kein einziger Flug – schlechtes Wetter in Kathmandu, auch das kommt vor. Aber mit einem halben Tag Verzögerung kam ich doch in der Hauptstadt an.


Update: Praxistips

Da ich zu diesem Trek regelmäßig Fragen bekomme noch ein paar Tips für die Planung:

  • Zur besseren Akklimatisierung ist es besser, gegen den Uhrzeigersinn zu laufen. Wer wie ich unmittelbar vorher auf einem anderen Trek in einer ähnlichen Höhe war, kann im Uhrzeigersinn laufen.
  • Lieber mehr Tage für Akklimatisierung planen als weniger. Bei diesem Trek sind diese Ausflüge richtige Highlights!
  • Sobald der erste Pass geschafft ist, geht alles viel schneller. Also kein Stress am Anfang, 3 Wochen sind einschließlich der Akklimatisierungsausflüge ausreichend.
    • Z. B. sind EBC und Kalar Patthar von Gorak Shep aus nur halbe Tage (wenn man gut akklimatisiert ist).
    • Von Gorak Shep nach Dzongla ist ein kurzer halber Tag. Von dort ist ein sehr langer Tag über den Pass nach Gokyo möglich, besser man bleibt nach dem Pass noch eine Nacht östlich des Gletschers, man kann trotzdem am nächsten Tag noch auf den Gokyo Ri.
    • Von Lumde (unterhalb Renjo La) kann man in 3 Tagen bis Lukla laufen.
  • Mehrere volle Akkus für die Kamera mitnehmen, es gibt oberhalb von Namche nur noch Solarstrom und der reicht nicht unbedingt für alle Wanderer.
  • Ein Zelt ist nicht notwendig, es gibt genug Unterkünfte. Ausnahme ist der (entsprechend selten bestiegene) Aussichtsberg Ngozumpa Tse, wer auf diesen will muss eine Nacht im Zelt verbringen und dieses 3 Wochen durch die Gegend schleppen.
  • Sobald die Sonne weg ist ist es sehr kalt. Warmer Schlafsack und warme Kleidung sind selbstverständlich notwendig.
  • Da die Flüge Lukla-Kathmandu oft wegen schlechter Sicht gecancelt werden, bleiben regelmäßig Menschen ein paar Tage in Lukla hängen. Den Heimflug entsprechend planen.

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Langtang-Trek & Gosainkund

Das Langtang-Tal in der von Kathmandu aus am nächsten gelegenen Bergkette ist Ziel des beliebten Treks in Nepal. Hier lohnen Aussichtspunkte wie Tsergo Ri, Kyanjin Ri und das Morimoto-Basecamp, mit Blicken auf große Gletscher und einige Sechstausender. Ein Abstecher führt zu den Bergseen Gosainkund.

Gangchempo
Stupa bei Kyanche Gompa mit Gangchempo

Von Kathmandu aus ist der Langtang Himal die näckhstgelegene Bergkette des Hohen Himalaja (s.a. mein Buch Bewegte Bergwelt). Trotzdem ist es zum Ausgangspunkt des Treks eine sechsstündige Busfahrt. Es ging über ein schmales Sträßchen, das sich in nicht endenwollenden Kurven die Berghänge auf- und abschlängelt. Wegen der Feiertage war der Bus unfassbar voll, nicht nur jeder Stehplatz war doppelt und dreifach besetzt, sondern auch das Dach. Wegen der mangelnden Beinfreiheit musste ich die Knie nach oben klappen, wobei mir fast die Beine einschliefen. Und irgendwann hatte ich noch ein Kind auf dem Schoss sitzen, das nicht mehr stehen konnte und das sich die ganze Zeit eine Plastiktüte vor das Gesicht hielt, obwohl es sich schon längst leergekotzt hatte …

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An der steilsten Stelle blieb der Bus im Schlamm stecken. Die Straße war vom Regen der letzten Woche völlig aufgeweicht. Es forderte die gemeinsame Kraft der Passagiere, um den Bus aufwärtszuschieben. Es war zwar Mitte Oktober, normalerweise die trockenste Zeit in Nepal, aber ein Taifun, der Indien und Bangladesh unter Wasser gesetzt hatte, führte auch in Nepal zu heftigen Regenfällen. Aber alle Nepalis waren überzeugt, dass es jetzt wirklich vorbei war mit dem Regen.

Gosainkund
Gosainkund

Ich wollte zunächst zu den Gosainkund-Seen wandern und schloss mich spontan zwei Franzosen an, die dasselbe Ziel hatten. Am Vormittag des zweiten Tages erreichten wir Laurebina, einen hervorragenden Aussichtspunkt, und sahen zu, wie die letzten Berge (von denen bis hier nur hin und wieder etwas zu sehen war) in den aufziehenden Wolken verschwanden.

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Wir quartierten uns in eines der beiden Teehäuser ein und ich wanderte am Nachmittag noch nach Gosainkund hinauf, zu den Seen, die Hindus als heilig gelten. Auf den Bergen im Hintergrund lag bis zum Ufer hinunter Neuschnee, was ziemlich hübsch aussah. Dahinter könnte man über einen Pass ins Helambu-Gebiet wechseln und in ein paar Tagen bis Kathmandu wandern. Genau das hatten die beiden Franzosen vor, ich wollte hingegen in die andere Richtung ins Langtang-Tal.

Ganesh Himal von Laurebina
Ganesh Himal von Laurebina

Bei Sonnenaufgang hatten wir von Laurebina eine großartige Sicht auf Langtang Lirung, den höchsten Berg der Umgebung, gegenüber auf Ganesh Himal und dazwischen auf Berge, die bereits zu Tibet gehören. Links davon sind, weit entfernt, auch Manaslu und Annapurna zu sehen.

Hängebrücke auf dem Weg ins Langtang-Tal
Hängebrücke auf dem Weg ins Langtang-Tal

Von hier aus musste ich erst mehr als 2000 m absteigen, um im Langtang-Tal auf eine ähnliche Höhe wieder aufzusteigen. Der Weg führt mal aussichtsreich über Wiesen, mal durch dichten Rhododendron-Wald. Je tiefer ich kam, desto heißer war es und bald tropfte mir regelrecht der Schweiß von der Stirn. Endlich erreichte ich den türkisgrünen Fluss, den ich durch eine dicht bewaldete Schlucht wieder hinauf folge. Jetzt war ich auf einer der beliebtesten Trekking-Routen in Nepal, entsprechend viele Touristen und Träger traf ich.
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Nach einer Nacht in Rimche ging es weiter, bald schimmerte auch zum ersten Mal eine weiße Wand aus Eis zwischen den Baumstämmen hindurch. Es sind aber noch mehrere Stunden Fußmarsch, bis sich das Tal weitet und mehr von den Bergen zu sehen ist. Inzwischen hatte ich mich mit einem nepalesischen Student angefreundet, der ebenfalls eine schwere Fotoausrüstung herumschleppte.

Langtang Lirung (7234 m) im Mondlicht
Langtang Lirung (7234 m) im Mondlicht

Wirklich spektakulär wird die Landschaft etwa ab dem Dorf Langtang. Hier wanderten wir immer wieder an Mani-Mauern entlang, aus Schiefertafeln aufgehäuft, in die Mantren in tibetischer Schrift gehauen sind. Wie bei einer Stupa geht man immer links daran vorbei. Mehrfach sind auch mit Wasser angetriebene Gebetsmühlen zu sehen. Doch kurz, bevor wir am Nachmittag in Kyanche Gompa ankamen, verschwanden die Berge in Wolken, wie jeden Nachmittag. Die meisten Trekker besteigen von hier aus einen der Aussichtspunkte und machen sich dann schon wieder auf den Rückweg. Dabei lohnt es sich, den oberen Teil des Tales zu erkunden.

Kimshung (6760 m) und Dragboche (Yansa Tsenji, 6562 m) vom Kyanjin Ri
Kimshung (6760 m) und Dragboche (Yansa Tsenji, 6562 m) vom Kyanjin Ri

Am nächsten Morgen wollte ich vor Sonnenaufgang zu einem der Aussichtspunkte starten, den Kyanjin Ri (4773 m). Eigentlich wollte mein Zimmergenosse mitkommen, aber als ich ihn weckte, grummelte er nur „zu müde“ und drehte sich um. Also stieg ich allein auf, bei Sonnenaufgang saß ich auf einem Hügel hoch oberhalb des Dorfes, eine Stunde später auf dem Gipfel. Hier sind vor allem zwei Gletscher zu sehen, die als steile Eisbrüche von Langtang Lirung und Kimshung hinab fließen. Allerdings war ich enttäuscht, wie wenig von den Gletschern überhaupt noch übrig ist, ich hatte deutlich spektakulärere Fotos gesehen!

Langtang Lirung (7234 m) vom Kyanjin Ri
Langtang Lirung (7234 m) vom Kyanjin Ri

Zurück im Teehaus war unser Zimmer verschlossen und ich hatte keine Ahnung, wo mein neuer Freund steckte. So war mein Plan, einen Tagesmarsch das Tal hinauf zum Morimoto-Basecamp zu wandern, zwangsläufig auf den folgenden Tag verschoben … stattdessen bestieg ich auf der anderen Talseite einen Hügel, auf dem auch einige Gebetsfahnen flatterten und von dem ich einen tollen Überblick über das Tal hatte. Abends war das Schlüsselproblem dann gelöst.

Pemthang Karpo Ri (6830 m) und Langshisa Ri (6413 m)
Pemthang Karpo Ri (6830 m) und Langshisa Ri (6413 m)

Die Wanderung das Tal weiter hinauf ist sehr spektakulär. Immer wieder kommt ein neuer Bergriese in Sicht, der in einer steilen Eiswand direkt über dem Talboden aufragt. Die meisten sind Sechstausender, was im Vergleich mit dem Everest ja fast winzig ist, aber die steilen Wände, mit denen sie ins Tal abfallen, sind sehr beeindruckend.

Oberes Langtangtal bei Langshisa Kharka
Oberes Langtangtal bei Langshisa Kharka

Ich passierte Langshisa Kharka, eine Alm, die manche Trekker noch als Tagesausflug erreichen, und stieg dann auf einem wenig begangenen Pfad zu der Moräne eines großen Talgletschers auf.

Langshisa Ri (6413 m)
Langshisa Ri (6413 m)

Hier oben lag bereits einiger Schnee, die letzte Fußspur verschwand irgendwann und ich baute mein Zelt auf einer flachen Stelle auf, wo auf der Karte „Morimoto-Basecamp“ steht. Nachts hatte ich gemütliche -8 °C im Zelt, draußen war es noch eisiger. Ich brauchte am Morgen dann auch einige Zeit, die Heringe aus dem harten Schnee wieder auszugraben.

am Morimoto Basecamp, mit Gangchempo (6387 m) und Ponggen Dopku (5930 m)
am Morimoto Basecamp, mit Gangchempo (6387 m) und Ponggen Dopku (5930 m)

Der Blick über den Talgletscher hinauf auf die steilen Bergwände ist sehr beeindruckend.

auf dem Gletscher am Morimoto Basecamp, mit Punkt 6480 und Pemthang Karpo Ri (6830 m)
auf dem Gletscher am Morimoto Basecamp, mit Punkt 6480 und Pemthang Karpo Ri (6830 m)

Zurück in Kyanche Gompa wollte ich noch Tsergo Ri (4984 m) besteigen, den besten der Aussichtspunkte: ein rundlicher Berg, um den das Tal eine Schleife macht, was einem eine beeindruckende Rundumsicht ermöglicht.

Langtang Lirung (7234 m), Kimshung (6760 m) und Dragpoche (Yansa Tsenji, 6562 m) vom Tsergo Ri
Langtang Lirung (7234 m), Kimshung (6760 m) und Dragpoche (Yansa Tsenji, 6562 m) vom Tsergo Ri

Übrigens sind Tsergo Ri und die benachbarten „Hügel“ die Massen eines gewaltigen Bergsturzes, eines der größten überhaupt, wobei vor etwa 40000 Jahren die gesamte Bergflanke des Yansa Tsengi (Dragpoche) abgerutscht ist. Freilich ist bereits ein guter Teil der Bergsturzmassen wieder erodiert worden.

Tsergo Ri (Mitte) besteht aus den Massen eines gigantischen Bergsturzes, der vom Dagpoche (Yansa Tsenji, 6562 m, links) abgerutscht ist
Tsergo Ri (Mitte) besteht aus den Massen eines gigantischen Bergsturzes, der vom Dagpoche (Yansa Tsenji, 6562 m, links) abgerutscht ist

Ich war bereits gut an die Höhe angepasst und kam gut vorwärts. Im oberen Drittel stapfte ich in einer guten Spur durch Schnee. Kaum hatte ich einige Fotos geschossen und etwas gegessen, rückten dichte Wolken heran, ausgerechnet an diesem Tag ein paar Stunden früher als sonst. Bald steckte ich in dichtem Nebel.

Gangchempo (6387 m) vom Tsergo Ri
Gangchempo (6387 m) vom Tsergo Ri

Als ich am Abend am warmen Ofen saß und es draußen schneite, war ich froh, nicht mehr in meinem Zelt einen Tagesmarsch von jeder Zivilisation entfernt zu liegen.

Nun musste ich nur noch das Tal wieder hinab wandern, was im gemütlichen Tempo zwei Tage dauert. Winterlich stapfte ich im Schnee los, etwas weiter unten ging es durch herbstliche Farben und ein paar Stunden später währe ich in der grünen Schlucht im Sommer angekommen, wenn es nicht geregnet hätte: Der Regen war alles andere als tropisch heiß. Und dann nochmals die lange Busfahrt, zum Glück war es diesmal nicht so voll. Schon saß ich statt in frischer Bergluft im Smog von Kathmandu und bereitete mich auf den nächsten Trek zum Everest vor.

Gangchempo
Gangchempo

Fazit: Dies ist nicht zu unrecht einer der beliebtesten Treks in Nepal, er bietet beeindruckende Aussichten (wobei man unbedingt sowohl Tsergo Ri als auch Langshisa Kharka besuchen sollte) und eine abwechslungsreiche Route. Weit beeindruckender sind allerdings die Everest-Region und Annapurna Basecamp.


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Von Kandersteg nach Grindelwald: Trekking im Berner Oberland

5-Tageswanderung in der Schweiz: Kandersteg über Oeschinensee, Blümlisalphütte, Sefinafurgga nach Mürren (Bahn); Kleine Scheidegg, Eigertrek, Grindelwald (Seilbahn), First bis Schynige Platte

Eiger, Mönch und Jungfrau sind, so großartig sie auch sind, nur die bekanntesten Berge im Berner Oberland. In ihrer Nachbarschaft gibt es eine ganze Reihe weiterer faszinierender Gipfel, die ich alle bisher nur vom Vorbeifahren oder aus der Ferne kannte. Grund genug, einmal fünf Tage am Fuß dieses Gebietes entlangzuwandern. Als Route wähle ich etwa die Hälfte des „Bärentreks“ (mit kleinen Abweichungen), nämlich von Kandersteg über Oeschinensee, Blümlisalphütte, Sefinafurgga nach Mürren; per Bahn auf die andere Talseite zur Kleinen Scheidegg und von dort zu Fuß über den Eiger-Trek und weiter bis Grindelwald. Zusätzlich wähle ich den Panoramaweg First-Schynige Platte oberhalb von Grindelwald.

Eiger, Mönch und (unter dem Mond) Jungfraujoch
Eiger, Mönch und (unter dem Mond) Jungfraujoch

Die beste Zeit für diese schöne Route ist Juli bis September. Im August verschwinden die Berge natürlich oft am Nachmittags in Wolken, man muss eventuell mit Sommergewittern rechnen und kann die Nordwände dann auch nicht im besten Licht (Abendsonne) fotografieren. Übernachten kann man in Berghütten bzw. Hotels mit Matratzenlager. Was ich mit Bergbahnen abkürze, könnte man natürlich auch laufen, aber…

Oeschinensee mit Doldenhorn
Oeschinensee mit Doldenhorn

Kandersteg kennen viele von der Autoverladung am Lötschbergtunnel (leicht per Bahn zu erreichen). Von hier folgt man den Schildern zum türkisgrünen Oeschinensee, der malerisch unter den Felswänden von Blümlisalp und Doldenhorn liegt. Bis hier ist es eher ein Spaziergang, nun geht es wirklich aufwärts zur Blümlisalphütte. Dabei sollte man unbedingt von der Alm Oberbärgli einen Abstecher auf den hangparallelen Pfad nach Westen machen, die Blicke auf den See sind großartig. Am weiteren Anstieg zur Hütte kommt immer mehr von der stark vergletscherten Nordwestseite der Blümlisalp in Blick. An der Hütte angekommen hat man schon 1600 Höhenmeter geschafft, ganz ordentlich für den ersten Tag. Für einen noch besseren Blick auf den Berg kann man noch ein kleines Stück weiter aufsteigen.

Blümlisalp
Blümlisalp

Am nächsten Morgen geht es hinab ins Kiental. Fast 1000 m tiefer kann man entweder (dem Bärentrek folgend) weitere 400 m bis zur Griesalp absteigen, um von dort den nächsten Pass, die Sefinafurgga, in Angriff zu nehmen, oder man zweigt talaufwärts in Richtung Gspaltenhornhütte ab, von der ebenfalls ein Weg auf den Pass führt. Ich entscheide mich für die zweite Option, keine Ahnung, was schöner und was anstrengender ist. Ich treffe jedenfalls am unteren Rand des Gamchigletschers auf mehrere große Eistore, die das schmelzende Eis zurückgelassen hat und die von Bächen durchflossen werden. Kontinuierlich tropft Schmelzwasser von den Toren und immer wieder kullern Felsblöcke hinab. Hier kann man wirklich dem Gletscher beim Schmelzen zusehen, es wird nicht lange dauern, bis das Eis hier unten verschwunden ist. Um die kleine Schlucht im Gletscherrest zu überwinden, geht es über eine Aluleiter. Auf der anderen Seite steigt man wieder hinauf. Kurz vor der Hütte zweigt der Weg zum Pass ab, die meisten Höhenmeter sind schon geschafft. Vom Pass hat man theoretisch einen guten Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau, die aber in meinem Fall in Wolken gehüllt sind. Nun ist es nicht mehr weit zur Rotstockhütte.

Klimawandel...
Klimawandel

Von dort geht es mal flach, mal absteigend nach Mürren, oft mit tollen Ausblicken auf die hohen Berge auf der andere Talseite, insbesondere die Jungfrau, und zurück auf die berüchtigte Nordostwand des Gspaltenhorns. Im Dorf angekommen nehme ich den Zug (der flach nach Grütschalp fährt, von wo man die Seilbahn hinab nach Lauterbrunnen nimmt). Bei guter Sicht empfiehlt sich stattdessen, zu Fuß nach Grütschalp oder Lauterbrunnen zu gehen. Dann nehme ich faul die Bahn hinauf zur Kleinen Scheidegg und stehe zum Sonnenuntergang auf dem nahen Gipfelchen des Lauberhorns. Die Nordwand des „Dreigestirns“ Eiger, Mönch und Jungfrau ist zum Greifen nah, etwas weiter all die anderen wie Wetterhorn, Gspaltenhorn und wie sie alle heißen. Unter einem das weite Tal von Grindwald und das enge U-Tal von Lauterbrunnen.

Eiger, Mönch und (unter dem Mond) Jungfraujoch
Eiger, Mönch und (unter dem Mond) Jungfraujoch

Der Bärentrek wäre von hier aus parallel zur Zahnradbahn nach Grindelwald. Ich steige stattdessen das kleine Stück zum Bahnhof Eigergletscher auf und nehme den „Eiger-Trek“, der direkt unterhalb der Eigernordwand entlangführt. Vereinzelt sind Kletterer zu sehen (ich meine nicht die am kleinen Klettersteig am Rotstock, dem Felsbuckel zu Beginn des Wegs) und ich versuche die Route der Erstbesteigung nachzuverfolgen. Wie immer sieht die Wand, wenn man direkt darunter steht, gar nicht so hoch aus, weil sie durch die Perspektive in die Breite gezerrt wird und die Höhe kaum abzuschätzen ist. Merkwürdig auch, mitten in der Felswand die Fenster des Bahnhofs Eigerwand zu entdecken. Während die meisten Wanderer nun nach Alpiglen ab- und dort in die Bahn einsteigen, folge ich den Wegweiser zur Gletscherschlucht. Mehr oder weniger hangparallel geht es bis zum engen Tal, an dessen Ende die Eiswand der Fiescherhörner aufragt. Die Gletscherschlucht selbst ist der unterste Teil des Tals, an deren Eingang hat man bereits die Talsole von Grindelwald erreicht.

Bachalpsee mit Wetterhorn, Schreckhorn, Finsteraarhorn, Fiescherhörner
Bachalpsee mit Wetterhorn, Schreckhorn, Finsteraarhorn, Fiescherhörner

Einen regnerischen Tag lang bleibe ich in Grindelwald und regeneriere meine Beine. Anschließend folgt die letzte Etappe, der aussichtsreiche Weg von First zur Schynigen Platte. Die Tageswanderung gehört nicht ohne Grund zum Pflichtprogramm der Grindelwald-Touristen, was natürlich bedeutet, dass man nicht ganz alleine ist. Schon während der Fahrt mit der Seilbahn nach First kommt das Schreckhorn von seiner schönsten Seite in Sicht, ein wunderschöner Berg, den man bisher kaum wahrgenommen hat (und direkt dahinter, quasi als Anhängsel, ein weiterer 4000er, das Lauteraarhorn). Links davon die mächtige Nordwand des Wetterhorns und auf der anderen Seite die Nordwand des Eigers, der von First aus fast interessanter aussieht als von der Kleinen Scheidegg. Während man auf dem flachen Weg zum Bachsee spaziert, kommt noch das Finsteraarhorn in Sicht, ein spitzes Dreieck und der höchste Gipfel, der auf dieser Wanderung zu sehen ist. Ein Bild vom Bachsee, in dem sich Wetterhorn, Schreckhorn und Finsteraarhorn spiegeln, hat sicher jeder Bergfreund schon einmal gesehen.

Bachalpsee
Bachalpsee

Nun geht es auf dem breiten Weg aufwärts und man erreicht das Faulhorn, von dieser Seite nichts weiter als ein Grasbuckel. Also nicht gerade eine alpinistische Herausforderung, aber eine schöne Aussicht auf ziemlich viele 4000er gleichzeitig, die man von der Terrasse des Restaurants beim Mittagessen genießen kann. Während man sich beim Weiterweg um einen Bergrücken schlängelt, verschwinden die hohen Berge zeitweise und tauchen dann aus einem anderen Winkel wieder auf. Nun ist es nicht mehr weit zur Schynigen Platte, wo man sich mit einer klassischen Ansicht von Eiger, Mönch und Jungfrau von der Bergwelt verabschieden und die Zahnradbahn hinab nach Wilderswil (bei Interlaken) nehmen kann.

Noch mehr Hörner (mit Schreckhorn und Finsteraarhorn)
Noch mehr Hörner (mit Schreckhorn und Finsteraarhorn)

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Bagni San Filippo

Travertin in der Südtoskana (Italien)

Travertin (Süßwasserkalk, „Tufa“) ist ein Gestein, das manchmal an Quellen abgelagert wird. Es handelt sich um einen beliebten Baustein, da er feucht leicht zu bearbeiten ist, trotzdem haltbar ist und zudem eine geringe Dichte hat. Häufig sind Hohlräume, die entstanden sind, indem Pflanzenmaterial (Wurzeln usw.) eingeschlossen wurde.

Travertin in Bagni San Filippo
Travertin in Bagni San Filippo

Zur Ausfällung kommt es übrigens nicht durch Abkühlung des Wassers, sondern durch die Entgasung von CO2, das im Wasser als „Kohlensäure“ gelöst war. Damit verringert sich im Wasser die Löslichkeit von Kalk, der daher ausfällt. Das passiert oft bevorzugt an Steilstufen, wo die Entgasung verstärkt wird, was wiederum die Steilstufen zu regelrechten Staudämmen oder Felswänden aufbauen kann. Voraussetzung ist also, dass Wasser mit hohem CO2-Gehalt (das von Magmatismus, metamorphen Reaktionen oder direkt aus dem Erdmantel stammen kann) in einer Region mit Kalksteinen im Untergrund durch Lösung an Kalk gesättigt wird. Ob es sich um ein heißes Thermalwasser oder um kaltes Wasser handelt, ist dabei egal.

Das Gestein ist weltweit relativ häufig, kommt aber meist nur in relativ kleinen Volumen vor, da es nur in der unmittelbaren Nähe entsprechender Quellen abgelagert wird – und da ein guter Teil bereits verbaut wurde. Daher freue ich mich immer wieder über relativ naturbelassene Beispiele, wie hier in Bagni San Filippo in der Südtoskana. Der leuchtend weiße Felsen ist sehr junger Travertin, der noch immer neu gebildet wird (wobei das Wasser aus einem Rohr kommt). In diesem Fall handelt es sich um Thermalwasser am Monte Amiata, einem Vulkan, der im späten Pleistozän aktiv war (ein Subduktionszonenvulkan mit sehr Kalium-reichen Magmen). Schön zum Planschen, und das Schild „Danger, no climbing no bathing“ scheint kaum jemanden zu interessieren.

Rund um den Berg gibt es noch viele weitere Thermalquellen. Und im Nachbarort von San Filippo, in Abbadia San Salvatore, befindet sich übrigens eine bedeutende Quecksilberlagerstätte. Das Hydrothermalsystem, das diese Lagerstätte gebildet hat, ist sogar noch immer aktiv, was mir von keinem anderen Bergbaurevier bekannt ist. Quecksilber, das einzige Metall, das bei Normbedingungen flüssig ist, ist so flüchtig, dass es in Hydrothermalsystemen meist verloren geht (dann gibt es heiße Quellen, deren Wasser einen erhöhten Hg-Gehalt hat, was eher nicht zum Baden einlädt), während die anderen im hydrothermalen Wasser gelösten Metalle bereits in größerer Tiefe ausgefällt werden. Ausführlicher ist das im Buch Die Welt der Rohstoffe nachzulesen.

Um Travertin zu sehen, muss man natürlich nicht nach Italien fahren (wo Tivoli als bekannteres Vorkommen zu nennen wäre). Spontan fallen mit Bad Cannstatt (Stuttgart), der Uracher Wasserfall (Schwäbische Alb), Pamukkale (Türkei) und die Plitzwicer Seen (Kroatien) ein.

Moho

Da ich gerade nicht mit aktuellen Fotos aufwarten kann, einmal ein Bild von einem Handstück, das schon seit Langem in meinem Zimmer herumliegt. Es ist eines meiner Lieblingsstücke, weil ich jeden Geowissenschaftler, der bei mir zu Besuch ist, mit der Frage quälen kann, was er hier sieht. Zwei unterschiedliche Gesteine, richtig, und das obere mit dem roten Granat in grünem Omphazit ist fraglos Eklogit. Die braune Farbe des unteren Gesteins ist nur die verwitterte Oberfläche, auf der sich aber der pinke Granat und der grüne Chromdiopsid deutlich abheben. Unverwittert auf den übrigen Flächen sieht das Gestein ziemlich schwarz aus. Das rostbraun ist die typische Verwitterungsfarbe von Olivin und das Gestein ist ein Granatperidotit, also ein Stück des Erdmantels.

Moho

Und genau das ist der Grund, warum ich die Frage so gern stelle: Ungefähr so muss (zumindest manchmal) die Mohorovičić-Diskontinuität aussehen, die Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel. Eklogit ist ein metamorphes Hochdruckgestein, das in großer Tiefe aus Basalt entsteht. Das passiert vor allem bei der Subduktion ozeanischer Kruste. Aber wenn die kontinentale Kruste durch eine Gebirgsbildung stark verdickt ist, kann auch ihr unterster Teil in Eklogit umgewandelt werden.

Die Moho – kaum ein Geologe versucht, den vollen Namen auszusprechen – wurde 1910 vom kroatischen Geophysiker Andrija Mohorovičić durch die Auswertung von Erdbebenwellen entdeckt. Da Erdkruste und Erdmantel aus unterschiedlichen Gesteinen von unterschiedlicher Dichte bestehen, laufen Erdbebenwellen darin mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und sie werden an der Moho gebeugt. Allerdings ist die Lage der Moho nicht immer ganz eindeutig, etwa können Klumpen von Mantel- und Krustengesteinen durcheinander kommen. Ein weiterer Aspekt wirft einen gewissen Schatten auf mein Handstück, denn nicht alle Krustengesteine haben eine geringe Dichte – und zwar vor allem nicht der Eklogit. In diesem Fall hätte die Moho der Seismologen nicht mit der Moho der Mineralogen übereingestimmt.

Tatsächlich ist ziemlich sicher, dass sich mein Handstück niemals so an der Basis der Kruste befunden hat. Es stammt aus der Olivinmine Åheim in Norwegen, die in der sogenannten Ultrahochdruckprovinz nördlich des Nordfjords liegt. Die ganze Region besteht aus Gesteinen, in denen Ultrahochdruckminerale gefunden wurden, die ein tiefes Abtauchen in einer Subduktionszone beweisen: zum Beispiel Coesit, der in den Eklogiten in Form winziger Einschlüsse im Granat vorkommt. Das häufigste Gestein der Provinz sind Gneise, kontinentale Kruste, die ebenfalls bis in mindestens 140 km Tiefe abgetaucht sind, was mikroskopisch kleine Diamanten beweisen. Durch tektonische Bewegungen sind in diese Gneise unzählige Klumpen von Eklogit und Peridotit eingearbeitet, mit Durchmessern zwischen einem Meter und wenigen Kilometern. Und weitere tektonische Bewegungen folgten auf dem langen Rückweg zur Erdoberfläche (wie steht in meinem Buch Bewegte Bergwelt). Keine Ahnung, wo auf diesem Weg die beiden Gesteine meines Handstücks zusammenfanden.

Rammelsberg

Alte Stollen in der riesigen SEDEX-Lagerstätte im Harz

Aufbereitungsanlage und Förderturm am Rammelsberg
Aufbereitungsanlage und Förderturm am Rammelsberg

Ein wichtiger Typ von hydrothermalen Lagerstätten sind Sedimentär-exhalative Lagerstätten (SEDEX), die an heißen Quellen am Meeresboden entstehen, und zwar in Sedimentbecken weit ab von Vulkanismus. Das heiße Wasser tritt entlang von Verwerfungen aus und vermischt sich mit dem kalten Meerwasser, was schlagartig zur Ausfällung von Sulfiden wie Pyrit, Galenit (Bleiglanz) und Sphalerit (Zinkblende) und von Sulfaten wie Anhydrit und Baryt führt. Da typischerweise gleichzeitig Tonminerale sedimentiert werden, entsteht ein Tonstein, der große Mengen an Sulfiden enthält. Mehr als die Hälfte aller bekannten Reserven von Blei und Zink sowie bedeutende Mengen an Silber befinden sich in solchen SEDEX-Lagerstätten.

Zu den weltweit bedeutendsten Beispielen dieses Lagerstättentyps zählt der Rammelsberg bei Goslar, am Nordrand des Harzes. In den eingefalteten Tonsteinen aus dem Devon gibt es hier zwei große Erzkörper (Altes und Neues Lager), die knapp 30 Millionen Tonnen Erz mit einem ungewöhnlich hohen Erzgrad enthielten (14 % Zink, 6 % Blei, 2 % Kupfer, 140 g/t Silber, 1 g/t Gold). Sporadischer Abbau begann wohl schon in der Bronzezeit. Ab der ersten schriftlichen Erwähnung 968 wurde mehr als 1000 Jahre lang kontinuierlich Bergbau betrieben. Anfangs ging es vor allem um Kupfer (aus dem zum Beispiel viele Bronzekunstwerke der Romanik entstanden) und Silber, später auch um die anderen Metalle und um Baryt. In der Nazizeit ermöglichten ein neuer Schacht, eine neue Aufbereitungsanlage und der Einsatz von Zwangsarbeit eine deutliche Steigerung der Förderate. Der Abbau wurde 1988 eingestellt, die Lagerstätte ist vollständig erschöpft. Seither sind die tiefen Bereiche des Bergwerks geflutet (wobei die Abbauhohlräume sowieso mit Versatz verfüllt wurden, damit man auch die dazwischen stehenden Säulen abbauen konnte), der trockene Teil kann in einem sehenswerten Besuchsbergwerk besichtigt werden.

Mehr über SEDEX im Allgemeinen und den Rammelsberg im Besonderen wird in meinem Buch über Rohstoffe zu lesen sein, an dem ich gerade arbeite. Das war für mich auch ein Grund, auf der Durchreise in Goslar Halt zu machen. Ich mache drei Führungen mit, besichtige ausgiebig das Museum und bin so einen ganzen Tag lang beschäftigt. Eine Führung führt durch den 200 Jahre alten Röderstollen. Durch diesen wurde Wasser in den Berg geleitet, das vier unterirdische Wasserräder antrieb. Zwei davon hoben große Eimer voll Erz aus tieferen Sohlen, die anderen beiden trieben Pumpen an, mit denen das Grubenwasser aus den tieferen Sohlen gepumpt wurde. Bei der nächsten Führung fahre ich mit der Grubenbahn in einen etwas moderneren Teil des Bergwerks. Rund um den Richtschacht wurde hier eine Ausstellung eingerichtet, in der Bohrgeräte und Fördermaschinen vorgeführt werden. Bei der letzten Führung geht es durch die Aufbereitungsanlage, vorbei an riesigen Backenbrechern, Kugelmühlen, Flotationszellen und Maschinen zum Trocknen der Erzkonzentrate — eine riesige Ansammlung von rostigem Metall.


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Schuhverbrauch

Bisher habe ich alle vier, fünf Jahre ein neues Paar Wanderschuhe gekauft, doch das aktuelle Paar hat nicht mal ein Jahr überlebt. Der Schwachpunkt ist immer eine Naht. Ich habe verschiedene Marken und Modelle versucht, sie unterscheiden sich vor allem darin, welche Naht als Erstes aufgibt. Zum Glück gibt es Kleber, mit dem man es wenigstens bis zum Ende einer Reise schafft …

Nun, ich war dieses Jahr wirklich viel unterwegs und es waren auch einige Vulkane dabei, was das schlimmste ist, was man einem Schuh antun kann. Und auf Geröllfeldern bremse ich so wenig wie möglich. Ich muss nur über die Worte des Verkäufers lachen, die ich noch genau im Ohr habe: „Die Naht aufgeplatzt? Das habe ich noch nie gehört. Ich garantiere ihnen, diese Stiefel halten Jahrzehnte.“ Ich würde dem Verkäufer gern das Ergebnis nach 10 Monaten zeigen. Der Geröllschutz ist an mehreren Stellen abgelöst und in Fetzen und die Naht darunter so weit aufgerissen, dass ich einen Finger hineinstecken kann.

Patagonien

Zwei Monate auf dem südlichen Zipfel Südamerikas

Puerto Varas
Blick über den See auf den perfekt geformten Vulkan Osorno.

Puyehue
Auf den Spuren der jüngsten Vulkaneruption.

Villarrica und Huerquenes
Ein Blick in den Krater des Villarrica und eine Wanderung zu Seen und Araukarien.

Conguillio Nationalpark mit Besteigung des Llaima
Auf den Gipfel eines Vulkans und Wanderungen durch den Nationalpark zu seinen Füßen.

Bariloche
Unterwegs im Hinterland des „argentinischen Sankt Moritz“.

Trek zu Cerro Torre und Fitz Roy
Auf der Jagd nach dem besten Licht an den schönsten Aussichtplätzen.

Perito-Moreno-Gletscher
Ein Spaziergang am vielleicht faszinierendsten Gletscher der Welt.

Torres del Paine
Der Cirquit, eine komplette Umrundung der Torres del Paine einschließlich des „W“, ist der bekannteste Trek in Patagonien.

Punta Arenas
Pinguine, Wracks und Krater.

Ushuaia
Wanderungen am „Ende der Welt“: Aussichten, Buchten und Moore im Feuerland-Nationalpark.

Cueva de los Manos
Frühgeschichte in einer schönen Schlucht.

Nationalpark Perito Moreno und Trek zum Cerro San Lorenzo
Einsame wilde Natur, Patagonien, wie man es sich vorstellt.

Der versteinerte Wald von Sarmiento
Versteinerte Holzstämme in der patagonischen Steppe.

Cerro Castillo
Am trutzigen Märchenschloss an der Carretera Austral.

Cerro Castillo

Wie ein Märchenschloss sieht der bekannteste Berg an der Carretera Austral im abgelegenen Süden Chiles aus; auf einer Wanderung sind Bergseen und Aussichtspunkte zu entdecken

Cerro Castillo
Cerro Castillo

In für Diktatoren typischem Größenwahn wollte Pinochet eine Straße durch den kaum besiedelten Süden Chiles bauen. In den Städten Punta Arenas und Puerto Natales ist sie nie angekommen und wird es wohl auch nie, bei all den Fjorden und Bergen, die da im Weg sind. Heute verbindet die weit über 1000 km lange und nur teilweise asphaltierte Carretera Austral die wenigen Kleinstädte und verstreute winzige Dörfer des mittleren Patagoniens mit dem Rest des Landes.

Villa Castillo
Villa Castillo
Andenfuchs
Andenfuchs

Der bekannteste Berg in dieser Region ist der Cerro Castillo, der mit seinen Felszinnen wirklich wie eine Burg aussieht. Bei strahlendem Wetter steige ich vom Dorf Villa Castillo zum unter der Felswand und einem Hängegletscher gelegenen See auf. Es ist heiß und windstill, nur die unzähligen Pferdebremsen, die mich umschwirren, nerven furchtbar. Mit großartigem Blick zelte ich dort oben. Ich wollte vor allem den Berg im Licht des Sonnenaufgangs fotografieren. Als ich am Morgen aus dem Zelt krabble, sieht es zunächst gut aus, der Sonnenaufgang beginnt vielversprechend mit rosa Wölkchen und endet enttäuschend, denn genau im falschen Moment tauchen hinter dem Berg schwarze Wolken auf und wenige Minuten später regnet es. Patagonien … Zwei Stunden später ist der Himmel wieder so blau, als wäre nichts geschehen.

Hängegletscher am Cerro Castillo
Hängegletscher am Cerro Castillo

In einem halben Tag quere ich weitgehend weglos am Waldrand entlang über Schotterfelder, um an die Rückseite des Berges zu gelangen. Erstaunlich resistent, diese Südbuchen, am obersten Rand sind es zwar nur noch Büsche, aber diese wachsen wirklich so weit oben wie nur möglich. Die messerscharfe Linie des Waldrandes ist hier tatsächlich der oberste Rand der Vegetation. Ich zelte in einem von Felsbergen umgebenen Talkessel und erkunde ein paar kleine Seen. Der Cerro Castillo sieht von dieser Seite weniger beeindruckend aus als die benachbarten Felsburgen.

See oberhalb Campamento Nueva Zelandes
See oberhalb Campamento Nueva Zelandes

Einen Tag später ist noch immer perfektes Wetter und ich beschließe, erneut zur Laguna Castillo aufzusteigen, für eine zweite Chance. Es hätte wegen des Wochenendes sowieso keinen Bus gegeben, ich währe also nur trampend weitergekommen. Diesmal bekomme ich mein Foto … Und schließlich verbringe ich einen heißen Sommernachmittag in Villa Castillo, mit Eis und kaltem Bier. Die Einheimischen stöhnen über die Hitze und ich hätte gern eine kurze Hose gehabt. Das war mein letzter Tag in Patagonien. Etwas untypisch vielleicht, aber insgesamt war das Wetter auf dieser Reise deutlich besser, als sein Ruf. Ich habe in den zwei Monaten sogar weniger Regen abbekommen, als im Sommer in den 2 Wochen Dolomiten!

Cerro Castillo
Cerro Castillo

Um von Argentinien aus hier herzukommen, hatte ich die Grenze zwischen den Dörfern Los Antiguos und Chile Chico überquert. Beide liegen am Ufer des zweitgrößten Sees Südamerikas, der in Argentinien Lago Buenos Aires und in Chile Lago General Carrera heißt. Obwohl dieser östlich der Anden liegt, fließt sein Wasser in den Pazifik: Der Rio Baker durchschneidet die Bergkette, und zwar genau zwischen dem Nördlichen und dem Südlichen Patagonischen Inlandeis. Die beiden Dörfer liegen auf Sichtweite zueinander und sind doch sehr verschieden. Los Antiguos ist flach und besteht, vom winzigen Ortskern ausgenommen, aus weit verstreuten Höfen. Viel zu sehen gibt es nicht, aber es gibt gerade frische Kirschen. Chile Chico ist hingegen ein kompakter Ort am Rand der Berge und hier lohnt es sich, ein wenig die Steilküste zu erkunden. Das tiefblaue Wasser, die Buchten und Inselchen sehen fast Mediterran aus. Eigentlich wird hier auch Obst angebaut, aber an den Gemüse- und Obsttheken der Läden sehe ich ausser Zwiebeln und ein paar nicht mehr ganz frischen Tomaten und Paprikas nur leere Kisten.

bei Chile Chico
Bei Chile Chico

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