Goldener Schnitt, Vordergrund, Linien: Viele Regeln der Fotografie gelten auch für das Fotografieren beim Trekking, einschließlich der Regel, dass man diese hin und wieder brechen sollte. Vom Bildaufbau abgesehen gibt es aber einige praktische Unterschiede, wenn man sich mehr als einen Tagesmarsch von der Zivilisation entfernt.
Gewicht
Minimales Gewicht, ohne auf das Wichtigste zu verzichten, ist auf langen Trecks die wichtigste Regel. Das gilt für die Outdoor-Ausrüstung wie Zelt und Kleidung genauso wie für die Fotoausrüstung. Oft muss man ja auch noch ein paar Kilo Essen tragen und will trotzdem während einem Anstieg von 1000 Höhenmetern noch die Landschaft genießen können … Wer ohne Träger oder Esel unterwegs ist, muss auf vieles verzichten. Während das Gewicht bei Essen, Zelt und Jacken nur begrenzt reduziert werden kann, geht es bei der Fotoausrüstung darum, einen guten Kompromiss zu finden, der auch von der eigenen Kondition abhängt. Ich schleppe für meine Spiegelreflexkamera meist drei Zoomobjektive mit, eines im Normalbereich, das fast immer auf die Kamera geschraubt ist, ein Weitwinkel und ein Tele. In der Regel lasse ich das Makroobjektiv, Fixobjektive und Blitze zu Hause. Das Makro vermisse ich dann doch manchmal… Ein Stativ sollte ebenfalls mit. Manche schwören auf Tischstative (die für das Teleobjektiv nur selten geeignet sind, aber gerade dafür bräuchte man es dringend) oder auf das Gorillapod. Mir ist das zu klein, ich benutze das Rollei Compact Traveller No. 1. Das wiegt etwa 1 kg, ist für mich aber ein guter Kompromiss, was Gewicht, Größe und Stabilität angeht und es ist auch für Makroaufnahmen knapp über dem Boden geeignet. Tagsüber hängt es meist am Rucksack.
Speicherplatz
Digitalkameras verführen dazu, lieber zweimal mehr auf den Auslöser zu drücken als einmal zu wenig. Auf einem mehrtägigen Treck kommen daher schnell dutzende Gigabyte zusammen. Ich habe immer ein paar große SD-Karten (16 und 32 GB) in der Kameratasche. Bei längeren Reisen benutze ich eine kleine Gefrierdose zur wasserdichten Aufbewahrung weiterer Speicherkarten, die ich aber während der Wanderungen meist mit allem unnötigen Gepäck in einem Hostel lasse. Anhand früherer Reisen kann man grob die täglich anfallende Datenmenge abschätzen, sollte aber großzügig aufrunden. Die Karten sind ja inzwischen relativ günstig. Die Preise sind von Land zu Land sehr unterschiedlich und in abgelegenen Orten generell hoch, unterwegs nachzukaufen empfiehlt sich nur selten.
Akkus
Auf vielen Trecks ist es unterwegs nicht möglich, die Akkus aufzuladen. Bei mehrtägigen Wanderungen gehören daher Ersatzakkus ins Gepäck (das Ladegerät kann dann in einem Hostel liegen bleiben). Mir reichen 3 Akkus für 10-14 Tage, wenn ich halbwegs Energie spare. Das ist natürlich je nach Kamera und Fotografier-Gewohnheiten verschieden. Am wichtigsten ist dabei, darauf zu verzichten, die Bilder durchzusehen! Die Versuchung ist groß, aber mit dieser Abendbeschäftigung ist schnell so viel Energie verbraucht, wie für einen ganzen Tag ausgereicht hätte. Den nervigen Pips-Ton habe ich immer abgestellt und die Helligkeit des LCD-Displays etwas reduziert. Den Live-View verwende ich nur in Ausnahmefällen. Bei extremer Kälte sollte man die Ersatzakkus warm halten, etwa in der Innentasche der Jacke. Oft geht es auch so, moderne Lithiumionenakkus sind erstaunlich kälteresistent. Wenn es mit den Batterien doch einmal knapp wird, stelle ich das LCD-Display und den Autofokus aus und fokussiere per Hand. In einigen Regionen ist es möglich, die Akkus in den Hütten aufzuladen.
Bereit sein
Die Kamera sollte immer leicht erreichbar sein. In den Rucksack kommt sie nur bei starkem Regen, es ist viel zu umständlich und kraftraubend, ständig den Rucksack auf- und abzusetzen und bei vielen Motiven wäre man ohnehin zu langsam. Meist befestige ich die Kameratasche seitlich am Hüftgurt, und zwar so, dass sie nicht verrutscht, wenn ich den Gurt öffne. Auf Strecken mit besonders guter Aussicht hänge ich die Kamera verkehrt herum (mit dem Blitzschuh nach unten) um den Hals: Wenn ich dann einen Arm durch Halsgurt schiebe, damit sie nicht vor der Brust baumelt, drückt mir so die Kante des Gehäuses nicht in die Rippen. Die Kamera sollte von Beginn an mit brauchbaren Werten eingestellt sein, insbesondere Belichtungsmodus (z. B. Av und für Standardsituationen passende Blende) und ISO.
Licht und Wetter
Bei Landschaften und Outdoor-Fotos kommt es genauso auf das richtige Licht an wie bei anderen Genres. Mittags sehen selbst hohe Berge langweilig flach aus, während eine tiefstehende Sonne sie plastisch modelliert. Und in der Stunde vor und nach Sonnenauf- und untergang gibt es die warmen Farbtöne, orange aufleuchtende Felswände und rote Wölkchen. Die Entscheidung, ob man an einem Punkt mit guter Aussicht auf besseres Licht wartet oder lieber ein Stück weiter geht, fällt nicht immer leicht …
Bei perfekt gutem Wetter mit wolkenfreiem blauen Himmel bekommt man leicht Bilder, die gut für eine Postkarte wären, aber trotzdem ein wenig langweilig aussehen. Ein paar Wolken machen das Bild oft interessanter, lockern als weiße Tupfer den Himmel auf oder geben einen Maßstab für die Höhe eines Berges, der über sie aufragt. Besonders dramatisches Licht gibt es mit etwas Glück bei wechselhaftem Wetter, etwa wenn sich eine schwarze Wolkenwand über den Himmel schiebt oder wenn es nach einem Schauer wieder aufreißt. Sehr starke Bewölkung kann gutes Licht für Makroaufnahmen oder Porträts geben, selbst wenn die Berge nicht mehr zu sehen sind. Nur bei starkem Dauerregen sind die Möglichkeiten eingeschränkt, es sind aber zum Beispiel stimmungsvolle Bilder in einem Wald möglichen.
Gegenlicht
Auch Gegenlicht kann großartige Aufnahmen ergeben. Dabei sollte man nie die Sonnenblende vergessen und gegebenenfalls mit einer Hand nachhelfen, um helle Flecken zu vermeiden. Bei einer tiefstehenden Sonne oder mit einem starken Weitwinkel kann man auch die Sonne mit ins Bild nehmen. Vor allem im zweiten Fall sieht es gut aus, wenn die Blende so weit wie möglich geschlossen ist (z. B. F/32), die Sonne bekommt dann regelrechte Sonnenstrahlen. Ein UV-Filter sollte abgeschraubt werden, weil er Flares verursachen kann.
Planung
Um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, sollte man die Route entsprechend planen. Wir wollen nicht zur Mittagsrast auf dem Aussichtsgipfel stehen, sondern mit dem besten Licht! Ich recherchiere schon vor der Reise die besten Aussichtspunkte und überlege anhand der Karte, ob das Licht dort morgens oder nachmittags besser ist, dann plane ich die Übernachtungen entsprechend. Manchmal zelte ich an ausgesetzten Stellen, oder ich beginne Stunden vor Sonnenaufgang mit dem Aufstieg. Regelmäßig lege ich an einem Tag eine besonders lange Strecke zurück, um bis zum Abend einen bestimmten Punkt zu erreichen, an einem anderen Tag bleibe ich stundenlang an einem Ort sitzen. Die Einteilung der Etappen ist durch die Fotografie völlig anders als in den meisten Büchern empfohlen wird. Dabei sollte man je nach Wetterlage flexibel sein. Vor allem in Regionen wie Patagonien oder Skandinavien plane ich immer zusätzliche Tage für schlechtes Wetter ein. Ich liege lieber bei strömenden Regen zwei Tage mit einem Buch im Zelt und sehe dann die Aussicht doch noch, als dass ich klatschnass weiterlaufe und mir später denke, ich müsse noch einmal herkommen. Das Gewicht des Essens setzt aber auch hier der Spontanität Grenzen.
Regen
Bei Regen bleibt die Kamera weitgehend geschützt in der Fototasche, in einer Plastiktüte oder unter der Regenjacke und wird nur für das Bild herausgeholt. Ein paar Tropfen auf der Kamera sind jedoch kein Problem. Wichtig ist die Sonnenblende, die in diesem Fall das Objektiv vor Wasser schützt. Praktisch ist auch ein Optiktuch, mit dem man (solange es trocken ist) die Linse trocknen kann.
Staub
In Wüsten, an Vulkanen oder auf staubigen Pisten kann es passieren, dass ein Objektiv zu knirschen anfängt oder gar unscharf wird – dann ist alles zu spät. Wenn sich ein Jeep in einer Staubwolke nähert, sollte man rechtzeitig die Kamera in Sicherheit bringen: Reißverschluss der Fototasche schließen oder die Kamera in eine Plastiktüte wickeln. Beim Objektivwechsel sollte man sich mit dem Rücken in den Wind drehen und im Windschatten möglichst schnell vorgehen. Das Bajonett der Kamera dabei eher nach unten halten. Die Fototasche lieber auf eine Jacke legen, als auf einen staubigen Boden. In besonders staubigen Gegenden können Plastiktüten oder Müllsäcke hilfreich sein.
RAW
Ich schieße nur RAW, weil es nur so möglich ist, ein nicht perfekt belichtetes Bild zu retten oder mit einem starken Kontrast zwischen hellen und dunklen Flächen umzugehen. Das bedeutet allerdings, dass jedes Bild erst mit Software „entwickelt“ werden muss. Wer nicht gern Bilder bearbeitet, sondern das Ergebnis direkt aus der Kamera möchte, sollte die Kamera wenigstens auf RAW+JPEG einstellen, um im Zweifelsfall bei dem einen oder anderen Bild trotzdem auf die RAW-Datei zurückgreifen zu können.
Schneeberge
Verschneite oder vergletscherte Berge auf der anderen Talseite sind etwas anderes als im Schnee selbst zu fotografieren. Der Kontrast zwischen leuchtend weißem Schnee und einem bewaldeten oder schattigen Tal ist oft so groß, dass die Kamera kaum damit klarkommt. Hier ist die richtige Belichtung besonders wichtig! Dies sollte nach jedem Klick mit einem Blick auf das Histogramm überprüft werden. Die Details auf verschneiten Hängen sollten sichtbar bleiben. Sehr kleine ausgefressene Stellen sind nicht unbedingt ein Problem, aber wenn eine größere Fläche blinkt, muss die Belichtung geändert werden. Im Histogramm sollte der Peak des Schnees aber nahe am rechten Rand sein, um auch in den dunklen Partien möglichst viele Details zu erhalten. Als ersten Ansatz stelle ich gern die Kamera auf Spotmessung, die Belichtungskorrektur auf +2 und messe dann auf die hellste Fläche im Bild. Eventuell lohnt es sich, die Kamera nach einem Testbild auf M zu stellen, und die Belichtung anhand es Histogramms zu korrigieren, denn bei der nächsten Messung erwischt man nie exakt dieselbe Stelle. Bei der Entwicklung aus der RAW-Datei können aus den dunklen Bereichen noch viele Details hervorgezaubert werden. Im Zweifelsfall mache ich eine Belichtungsreihe (Bracketing: im Menü AEB einstellen).
Spiegelsee
Die Reflexion einer Landschaft in einem See sieht oft sehr ansprechend aus. Bei größeren Seen hat man nur an völlig windstillen Tagen in geschützten Buchten eine Chance, besser geeignet sind kleine Karseen oder gar kleine Tümpel.