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La Palma: Ruta de los Volcanes & Ruta de la Cresteria (GR 131)

Der Wanderweg GR 131 auf La Palma kombiniert die Ruta de los Volcanes mit der Ruta de la Cresteria zu einer viertägigen Wanderung, einer Inseldurchquerung, die landschaftlich und geologisch spektakulär ist (Kanarische Inseln, Spanien)

Caldera de Taburiente
Caldera de Taburiente

Der Wanderweg GR 131 auf La Palma kombiniert die Ruta de los Volcanes mit der Ruta de la Cresteria zu einer viertägigen Wanderung: Eine Inseldurchquerung, die nicht nur landschaftlich spektakulär, sondern auch geologisch spannend ist (s.a. Bewegte Bergwelt). Der erste Teil führt zu den Vulkankratern im Süden der Insel, der zweite folgt dem Rand der Caldera de Taburiente. Wer die ganze Strecke am Stück laufen möchte, muss allerdings einen warmen Schlafsack mitbringen und sich auf einen schweren Rucksack einstellen, da es an der Ruta de la Cresteria weder Wasser, Einkaufsmöglichkeiten noch eine Unterkunft gibt. Da Zelten verboten ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als unter freiem Himmel zu schlafen. Anschließend lohnt sich noch ein Tagesausflug in das Innere der Caldera de Taburiente.

Ruta de los Volcanes

Die Ruta de los Volcanes führt über den mit Kratern übersäten Grat der Cumbre Vieja, vom an der Südspitze der Insel gelegenen Leuchtturm von Fuencaliente hinauf zum 1945 m hohen Volcan de la Deseada und weiter zum Refugio del Pilar im Zentrum der Insel (wer nicht anschließend die Ruta de la Cresteria laufen will, macht dies am besten in die entgegengesetzte Richtung, also abwärts).

Krater am Volcán Martin (Eruption 1646)
Krater am Volcán Martin (Eruption 1646)

Die Cumbre Vieja ist die aktive Riftzone eines Schildvulkanes. Das bedeutet, dass durch Dehnung Spalten aufreißen, an denen Magma aufsteigen kann. Im Gegensatz zu einem „normalen“ tektonischen Graben (engl. Rift), bei dem Dehnung dazu führt, dass eine Krustenscholle absinkt, entwickelt sich das Rift eines Vulkans durch die angehäuften Vulkangesteine zu einem schmalen Grat. Die Krater, die alle erdenklichen Formen haben, sind entlang der Spalten aneinandergereiht wie Perlen auf einer Kette.

Duraznero (Eruption 1949) und (der höchte Punkt) Deseada
Duraznero (Eruption 1949) und (der höchste Punkt) Deseada

Manche der Vulkane sehen aus bestimmten Blickwinkeln wie klassische Vulkankegel aus, was eher Zufall ist, da der Krater nicht an der Spitze des Kegels, sondern neben dem Kegel liegt, während es sich bei dem Hügel um einen Haufen ausgeworfener Schlacken handelt. Diese waren zum Teil beim Aufschlag noch so heiß, dass sie zu einem festen Gestein verschweißt wurden. An anderen Stellen floss die Masse als Lavastrom ab. Genau genommen sind diese Mini-Vulkane also unzählige Schlackenkegel des Cumbre Vieja-Vulkans, der bei jedem Ausbruch ein neues Eruptionszentrum bildet.

Saline beim Faro de Fuencaliente
Saline beim Faro de Fuencaliente

Wolken, Nebel, Regen, leider habe ich nicht so gutes Wetter, der Himmel ist farblich auf das Weiß der Salinen neben dem Leuchtturm abgestimmt. Ausgerechnet am jüngsten Schlackenkegel, dem 1971 aktiven Teneguía kauere ich mich in eine viel zu kleine Felsnische, um einen heftigen Regenschauer abzuwarten. Trotzdem laufe ich bis zur Fuente de los Roques, wo ich an einem überdachten Grillplatz eine trockene Ecke finde.

Volcan Martin im Morgenlicht Von der Montaña la Semilla Fuego
Volcan Martin im Morgenlicht von der Montaña la Semilla Fuego

Am nächsten Morgen ist es etwas besser, aber während ich auf dem Volcán Martin sitze (aktiv 1646), ziehen sich die Wolken schon wieder zusammen und Mittags auf dem höchsten Punkt, dem Volcán de la Deseada, sitze ich in dichtem Nebel und stelle mir anhand der Infotafel vor, wie schön es wäre, auf beiden Seiten das blaue Meer zu sehen und am Horizont Teneriffa, La Gomera und El Hierro. Ich mache eine lange strategische Pause und lese einige Kapitel in einem Roman. Am späten Nachmittags reißen die Wolken dann tatsächlich immer mal wieder auf und ich bleibe häufig stehen, um einen passenden Moment für ein Foto zu erwischen. Einige der Krater in diesem Abschnitt entstanden 1949: aus dem langgestreckten Kratersystem Duraznero floss ein Lavastrom aus und am Hoyo Negro kam es durch Interaktion mit Grundwasser zu heftigen Wasserdampfexplosionen, die einen besonders großen Krater hinterließen und ganze Hügel aus fein fragmentierter Asche ablagerten.

Hoyo Negro: phreatomagmatischer Krater der Eruption 1949
Hoyo Negro: phreatomagmatischer Krater der Eruption 1949

In der Nähe befindet sich Nambroque, bei dem es sich untypischerweise um eine Phonolith-Staukuppe (Dom) handelt, die vor etwas mehr als 1000 Jahren aktiv war. Inzwischen ist es früher Abend und die Wolken haben sich etwas abgesenkt, sodass ich in der Sonne bin und sogar meine Fleecejacke ausziehe. Nachdem ich mich an Kratern satt gesehen habe, tauche ich durch die Wolkendecke hinab zum Refugio del Pilar (um hier zu campen, muss man vorher eine Genehmigung einholen).

Felsen am Phonolithdom Nambroque
Felsen am Phonolithdom Nambroque

Ruta de la Cresteria

Bei Sonnenaufgang sitze ich auf dem benachbarten Vulkan Birigoyo, dem nördlichsten Schlackenkegel der Cumbre Vieja, und habe einen fast wolkenfreien Blick nach Norden, auf den schmalen, niedrigen Grat Cumbre Nueva, links davon das weite Becken mit dem Ort Los Llanos, dahinter der Vulkan Bejenado und dahinter die von hohen Felswänden umrandete Caldera Taburiente, über deren Rand die Fortsetzung des GR 131, die Ruta de la Cresteria führt. Wie die spektakuläre Caldera de Taburiente entstanden ist, ist von hier aus am besten zu erklären. Dabei handelt es sich zugleich um ein unterhaltsames Kapitel der Geologiegeschichte.

Das Tal von Los Llanos und die Caldera de Taburiente vom Birigoyo
Das Tal von Los Llanos und die Caldera de Taburiente vom Birigoyo

Das spanische Wort Caldera bedeutet Kessel. In der Geologie ist damit normalerweise eine große kraterförmige Einsturzstruktur gemeint, die entstand, nachdem eine große Magmakammer bei einer Vulkaneruption entleert wurde und das „Dach“ der Magmakammer ins Innere stürzte. Schöne Beispiele sind Crater Lake (USA), Atitlansee (Guatemala), Quilotoa (Ecuador), die Somma-Caldera des Vesuv (Italien) und Santorin (Griechenland). Der Einsturzkessel hat typischerweise einen Durchmesser von einigen Kilometern, kann aber im Extremfall auch mehr als hundert Kilometer erreichen, wie der Toba-See auf Sumatra eindrucksvoll zeigt (wobei es sich um das Ergebnis wiederholter Ausbrüche handelt).

Caldera de Taburiente
Caldera de Taburiente

Namensgebend für den Begriff war die Caldera de Taburiente — obwohl es sich dabei um keine Caldera handelt. Der deutsche Geologe Leopold von Buch führte den Begriff 1825 ein, nachdem er die Kanaren besucht hatte. Das war zu einer Zeit, als der Streit zwischen Plutonisten und Neptunisten langsam beigelegt wurde, also zwischen jenen, die an Magmatismus glaubten und jenen, die auch Basalte und Granite für Ablagerungen eines Meeres hielten. Als Schüler des in Freiberg lehrenden Abraham Gottlob Werner, einem erklärten Neptunisten, war von Buch ebenfalls lange ein Neptunist, bis er die Vulkane in Italien, in der Auvergne und schießlich die Kanaren besucht hatte und seine Meinung änderte. Von Buch nannte die Caldera de Taburiente einen „Erhebungskrater“ und stellte sich die Entstehung so vor, dass Magma und Gase von unten aufstiegen und den Vulkan von innen her aufdrückten — also so ähnlich, wie es tatsächlich bei einer Caldera passiert (naja, nicht ganz). Der schottische Geologe Charles Lyell zweifelte daran, für ihn war der Kessel schlichtweg durch Erosion entstanden, er stellte 1855 den Begriff „Erosionscaldera“ dagegen. Zumindest im Fall der Caldera de Taburiente hatte Lyell recht.

Caldera de Taburiente
Caldera de Taburiente

Tatsächlich hat Erosion der Caldera de Taburiente maßgeblich ihre Form gegeben, allerdings war die Form durch einen gewaltigen Bergsturz, einem sogenannten Flankenkollaps, schon vorgegeben. Dass Vulkane fragile Gebilde sind, wissen wir seit dem Ausbruch des Mount St. Helens (USA) von 1980, bei dem ein guter Teil des Kegels abrutschte und einen „Krater“ mit hufeisenförmigem Rand hinterließ. Etwas Ähnliches passierte vor etwa 560000 Jahren mit La Palma, die Spitze des Vulkans rutschte nach Westen hin ins Meer ab und hinterließ das Becken von Los Llanos (Cumbre Nueva und der Nordrand der Caldera de Taburiente sind das Hufeisen dieses Flankenkollapses). Übrigens ist es durchaus möglich, dass sich ein derartiger Bergsturz an der Cumbre Vieja wiederholt, deren Westflanke ebenfalls relativ instabil ist. Das könnte auch einen Tsunami auslösen, der die Atlantikküste Amerikas bedroht, allerdings ist es unwahrscheinlich dass dieses Szenario in absehbarer Zeit eintrifft.

Herausgewitterter Gang in der Calderawand
Herausgewitterter Gang in der Calderawand

Schließlich wuchs im Inneren des Hufeisens ein neuer Vulkan, der Bejenado. Zwischen diesem und dem nördlichen Rand des Hufeisens blieb nur ein schmales Tal, in dem verstärkte Erosion einsetzte, gleichzeitig versetzte rückschreitende Erosion die Felskante nach hinten: Die „Erosionscaldera“ Taburiente entstand. Die Felsen des Talkessels wirken wie eine Falle für Wolken, was das ganze noch verstärkt.

Um den Talkessel zu erreichen, muss ich also nur noch den Grat der Cumbre Nueva entlangwandern, erst flach und dann immer steiler ansteigend, wobei sich die sechs Liter Wasser im Rucksack bemerkbar machen (das Schild „kein Trinkwasser“ am Refugio del Pilar habe ich zwangsläufig ignoriert). Bei der Punta de los Roques erreiche ich die Caldera de Taburiente, die leider wieder bis zum Rand mit Wolken gefüllt ist. Zum Glück schwappen die Wolken langsam hoch und runter, sodass ich beim Weitergehen doch noch Einblicke in den Hexenkessel bekomme, auf in Wolken gehüllte Felstürme, die mich an die Landschaften der chinesischen Malerei erinnern.

Caldera de Taburiente
Caldera de Taburiente

Auf einem der Gipfel am Calderarand, dem Pico de la Sabina, sind Petroglyphen zu sehen, die die Guanchen in den Fels graviert haben — hinter einem massiven Stahlzaun, weil ein paar Idioten unbedingt ihre Namen daneben ritzen mussten. Die Guanchen waren das Hirtenvölkchen, das vor den Spaniern da war und im 15. Jahrhundert den eindringenden Welteroberern erstaunlichen Widerstand entgegensetzte.

Caldera de Taburiente
Caldera de Taburiente

Nach einer Nacht auf der Punta de la Cruz passiere ich die weißen Kuppeln des Observatoriums und erreiche den höchsten Punkt der Insel, Roque de los Muchachos. Von hier beginnt der lange Abstieg, mehr als 2000 Höhenmeter, immer am Grat entlang, wovon ich allerdings nicht viel mitbekomme, da ich bald im Nebel verschwinde. Unter den Wolken angekommen, habe ich nur noch Siedlungen und in Folie verpackte Bananenplantagen im Blick. Zuletzt geht es durch Weinberge, vorbei an Kakteen, Fincas, Obstgärten, Schrott, Betonmischern, Plantagen, bis ich über einen netten Steinpfad, der sich den Steilhang zur Küste hinunterwindet, Puerto Tazacorte erreiche, wo in einem Restaurant ein Bier auf mich wartet.

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Los Brecitos und Barranco de las Angustias

Am nächsten Tag lockert die Bewölkung auf und da ich noch nicht genug von der Caldera habe, beschließe ich auch einen Blick in das Innere zu werfen, ein weiteres geologisches Schmankerl. Dazu nehme ich ein Taxi zum Aussichtspunkt Los Brecitos, knapp unterhalb der Felswand, um von dort durch den steilen Kiefernwald ins Zentrum des Kessels zum Camp Casas de Taburiente und anschließend durch die Schlucht Barranco de las Angustias wieder hinaus zu wandern.

Im Inneren der Caldera de Taburiente
Im Inneren der Caldera de Taburiente

Dabei geht es durch das Innere eines über den Meeresspiegel angehobenen (und dabei verkippten) Tiefseeberges, die Gesteine sind also älter als die Insel La Palma. Alles unterhalb der markanten Felswand der Caldera sind submarine magmatische Gesteine (abgesehen von den aus den Felswänden heruntergestürzten Massen, deren Bruchstücke aus den über dem Meeresspiegel eruptierten Vulkaniten bestehen, und dann gibt es auch noch Sedimente eines Sees, den der Vulkan Bejenado zeitweise aufgestaut hatte …). Auf dem Weg zum Camp sind hyaloklastische Brekzien zu sehen, die bei Eruptionen des Tiefseeberg-Vulkans entstanden, als dieser schon bis knapp unter den Meeresspiegel angewachsen war und der Wasserdruck nicht mehr gegen den Gasdruck wirkte. Im Tal angekommen befinden wir uns wirklich im Inneren des Tiefseeberges, die Schlucht schneitet sich in steckengebliebene Plutone ein (der Abstecher zur „Cascada Colores“ ist allerdings enttäuschend, es handelt sich schlicht um eine Rost- und sinterverkustete Staumauer).

Barranco de las Angustias Verkippte Sills und Gänge im Inneren des angehobenen Tiefseeberges
Barranco de las Angustias: Verkippte Sills und Gänge im Inneren des angehobenen Tiefseeberges

Etwas weiter unten im Barranco de las Angustias geht es an hunderten verkippten Sills und Gängen vorbei, die in das Vulkangebäude intrudierten. Schließlich sind, während wir aus dem Inneren des Tiefseeberges sozusagen an seine Außenhaut kommen, wunderschöne Kissenlaven zu sehen (schwach metamorph und daher grün).

Kissenlaven im Barranco de las Angustias
Kissenlaven im Barranco de las Angustias

Literatur

  • Day, Carracedo, Guillou, Gravestock (1999). Recent structural evolution of the Cumbre Vieja volcano, La Palma, Canary Islands: volcanic rift zone reconfiguration as a precursor to volcano flank instability? Journal of Volcanology and Geothermal Research 94, 135–167.
  • Carracedo, Day, Guillou, Gravestock (1999). Later stages of volcanic evolution of La Palma, Canary Islands: Rift evolution, giant landslides, and the genesis of the Caldera de Taburiente. GSA Bulletin 111, 755-768.

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Besteigung von Teide und Pico Viejo (Teneriffa)

Die schönste Möglichkeit, den Teide zu besteigen, ist die Überschreitung über Montaña Blanca, Teide und Pico Viejo mit einer Übernachtung im Refugio de Altavista

Teide von den Roques de Garcia
Teide von den Roques de Garcia

Die schönste Möglichkeit, auf Teneriffa den Teide zu besteigen, ist die Überschreitung über Montaña Blanca, Teide und Pico Viejo mit einer Übernachtung im Refugio de Altavista. Man steht dann bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel, was nicht nur gutes Licht bringt (und bessere Sicht, weil die Wolken oft noch aufgelockert sind), sondern auch den Vorteil, dass man kein Permit für den Gipfel braucht, solange man vor 9 Uhr wieder bis zur Bergstation der Seilbahn abgestiegen ist.

Montaña Rajada vom Aufstieg zur Montaña Blanca
Montaña Rajada vom Aufstieg zur Montaña Blanca

Ich parke dazu den Wagen bei den Roques de Garcia und nehme um 16:00 Uhr den Bus Richtung Puerto de la Cruz bis zum Parkplatz Montaña Blanca. Von hier aus geht es über einen Schotterweg, der erst flach zwischen Montaña Blanca und Montaña Rajada hindurchführt und sich dann in Spitzkehren die Montaña Blanca hinaufschraubt. Beides sind Seitenkegel des Teide, die vor allem mit hochdifferenzierten Magmen aktiv waren: Sie sind mit Bims bedeckt, der bei subplinianischen Eruptionen gefördert wurde und ihnen die helle Farbe verleiht, und es gibt mehrere Obsidianströme, die zum Teil bis in die Caldera hinunter geflossen sind.

Huevos del Teide
Huevos del Teide

Der Weg passiert die „Huevos del Teide“, metergroße schwarze Kugeln, die auf dem hellen Bims herumliegen. Sie kommen von dem Lavastrom des Teide, der oberhalb zu sehen ist: Dieser ist so steil, dass einzelne Blöcke sich lösten und schneller als der recht zähflüssige Strom abwärts kullerten. Dabei wuchsen sie (wie beim Schneemannbauen) zu großen Kugeln an.

Blick zurück auf Montaña Blanca und auf die Cañadas-Caldera
Blick zurück auf Montaña Blanca und auf die Cañadas-Caldera

Von der Montaña Blanca, die eigentlich eher eine Schulter des Teide ist, führt ein Pfad zur Hütte hinauf. Der Blick auf die Cañadas-Caldera wird dabei mit jedem Schritt besser. In der Hütte gibt es Betten, aber Essen und Trinken muss man selbst mitbringen.

Am nächsten Tag geht es im Schein der Stirnlampe weiter, hinauf zur Bergstation, die am Rand eines ehemaligen Kraters sitzt und dann das letzte Stück hinauf bis zum Gipfel mit seinem kleinen Krater. Dieser oberste Teil des Berges ist quasi ein Schlackenkegel, der wie eine Haube auf dem Stratovulkan sitzt (s.a. mein Buch Bewegte Bergwelt).

Der Krater des Teide und der Schatten des Bergs bei Sonnenaufgang
Der Krater des Teide und der Schatten des Bergs bei Sonnenaufgang

Nach dem Sonnenaufgang muss man erstmal zur Bergstation zurück, von der ein Weg in den Sattel zwischen Teide und Pico Viejo führt.

Aus dem Sattel sollte man erstmal einen Abstecher an den Rand des großen Kraters des Pico Viejo machen. Es lohnt sich durchaus, diesen aus mehreren Richtungen zu sehen.

Pico Viejo
Pico Viejo
Krater des Pico Viejo mit Teide
Krater des Pico Viejo mit Teide

Schließlich führt ein Weg, mehrere Aa-Lavaströme kreuzend, wieder zurück zu den Roques de Garcia.


 

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Teneriffa

Reisebericht und Einführung in die Geologie (Kanarischen Inseln, Spanien)

Wurde aber auch Zeit, dass ich den Kanarischen Inseln einen Besuch abstatte. Der Teide ist immerhin der höchste Hotspot-Vulkan nach denen von Hawaii und deutlich schneller zu erreichen… Allerdings gibt es auch ein paar wichtige Unterschiede zu Hawaii, beispielsweise ist ein Stratovulkan wie der Teide nicht gerade typisch für einen Hotspot, genauso wenig wie die großen Mengen an hochfraktionierten Magmen (s.a. mein Buch Bewegte Bergwelt). Ein wichtiger Punkt ist natürlich, dass sich die afrikanische Platte sehr langsam bewegt, der Hotspot sozusagen nicht vom Fleck kommt.

Teneriffa von La Gomera aus
Teneriffa von La Gomera aus

Aber handelt es sich überhaupt um einen Hotspot bzw. einen Mantelplume? Es gibt eine Minderheit (?) von Forschern, die das bezweifeln. Etwa passt die Altersabfolge der Inseln nicht ganz, zum Beispiel war La Gomera, das quasi „auf“ dem Hotspot liegt (La Palma ist die aktivste Insel), schon lange nicht mehr aktiv (Tertiär), während die demnach schon etwas weg gewanderten Inseln Lanzerote und Fuerteventura durchaus aktiv sind. Vielleicht sind vielmehr Spannungen in der Lithosphäre für eine Schmelzbildung (in einem evtl. metasomatisch veränderten Mantel) verantwortlich? Die Kanaren liegen in der Verlängerung des Atlasgebirges… Diese alte, nicht ausgestorbene Theorie passt gut in die derzeitige Mode, die Existenz von Mantelplumes insgesamt anzuzweifeln: sind Hotspots wirklich heiß und nicht eher nass? Sind es wirklich spots und nicht eher größere Regionen? Und vor allem, gibt es wirklich Manteldiapire (Plumes), die dünn wie ein Finger aus dem unteren Mantel aufsteigen? Und so weiter. Ob Plume oder nicht, die Fortsetzung der Südatlas-Scherzone (eine Seitenverschiebung) in den Atlantik könnte kontrollieren, wann und wo (durch leichte Dehnung) es zu Eruptionen kommt.

Teide und Otavara-Tal bei Sonnenuntergang vom Mirador Chimaque
Teide und Otavara-Tal bei Sonnenuntergang vom Mirador Chimaque

Wie auch immer, auf Teneriffa hatte ich, etwas untypisch für meinen sonstigen Reisestil, ein vorher gebuchtes Hotel im Bergdorf Vilaflor und einen Mietwagen. Ich genoss es durchaus, damit von einem Aussichtspunkt zum nächsten zu brausen und dabei zu versuchen, möglichst gute Lichtverhältnisse zum Fotografieren zu erwischen.

Roques de Garcia Was hier aussieht wie übereinandergestapelte Kanonenkugeln sind in Wirklichkeit die Kopfflächen von Basaltsäulen
Roques de Garcia: Was hier aussieht wie übereinandergestapelte Kanonenkugeln sind in Wirklichkeit die Kopfflächen von Basaltsäulen
Roques de Garcia
Roques de Garcia

Die meiste Zeit verbrachte ich in der wunderschönen Cañadas-Caldera, einschließlich einer Überschreitung des Teide, die einen eigenen Artikel bekommt. Die Entstehung der Cañadas-Caldera ist nicht minder umstritten, vor allem weil auf der Nordseite (wo der erst danach entstandene Teide steht) der Rand der Caldera fehlt. Handelt es sich wirklich um eine bzw. mehrere Calderen (d.h. um eine Einbruchstruktur nach der Entleerung einer großen Magmakammer) oder um den hufeisenförmigen Rand einer durch einen Bergsturz (Flankenkollaps) verursachten Narbe?

Vertrocknete Tajinasten in der Cañadas-Caldera (Mirador del Tabonal Negro)
Vertrocknete Tajinasten in der Cañadas-Caldera (Mirador del Tabonal Negro)

Früher nahmen die meisten Forscher an, dass es sich um zwei Calderen handelt, die durch die Roques de Garcia, einem Rest des alten Cañadas-Vulkans, getrennt sind. Als Mitte der 1990er Jahre im Meer die Fächer der Bergsturzmassen gefunden wurden, schien die Diskussion für die andere Theorie entschieden. Der Rand der Caldera war demnach das obere Ende des durch Bergsturz entstandenen Icod-Tales. Ganz ähnlich wie die Täler von Orotava und Güímar, die schon früher ebenfalls durch Bergstürze entstanden waren.

Teide mit Otavara-Tal (unter Wolken), Mirador Chimaque
Teide mit Otavara-Tal (unter Wolken), Mirador Chimaque

Inzwischen mehren sich jedoch die Hinweise, dass es sich doch um eine Caldera handelt oder besser gesagt um vermutlich drei Calderen, die nacheinander entstanden. Den Icod-Bergsturz zweifelt zwar niemand an, aber eventuell war dieser kleiner, die Schlusswand des Hufeisens ist demnach unter dem Teide begraben. Außerdem hat es vor dem Bergsturz große Eruptionen gegeben, die jede einzelne für die Entstehung einer Caldera ausreichen.

Cañadas-Caldera mit Guajara (von Montaña de Majua)
Cañadas-Caldera mit Guajara (von Montaña de Majua)

Offensichtlich verlagerte sich die Aktivität immer weiter nach Nordosten: zuerst entstand die Ucanca-Caldera (westlich der Roques de Garcia), dann die Guajara-Caldera (im Zentrum, östlich der Roques de Garcia) und dann die Diego-Hernández-Caldera (der Nordosten der Cañadas-Caldera). Die bei den dazugehörigen Eruptionen ausgeworfenen Vulkangesteine bauen weitgehend den heutigen Rand der Cañadas-Caldera auf (Gesteine des ursprünglichen Cañadas-Vulkanes gibt es nur im untersten Teil der Felswand), während die Einsturzstrukturen selbst unter den jüngeren Laven des Teide versteckt sind.

Roques de Garcia mit Teide
Roques de Garcia mit Teide

Der Icod-Bergsturz fand wohl unmittelbar nach der letzten Caldera-Bildung statt. Eine Spekulation ist, dass er durch die Erschütterungen der Caldera-Bildung ausgelöst wurde, vielleicht passierte das aber auch später und unabhängig davon, denn nach einem anderen Modell (dessen Autoren die Calderawand für die Narbe des Bergsturzes halten) löste der Bergsturz durch die Druckentlastung einer Magmakammer eine Eruption aus — mit der das schnelle Wachstum eines neuen Vulkans einsetzte, des Teide.

Teilweise mit Bims bedeckter Obsidianstrom (Mirador de San Jose)
Teilweise mit Bims bedeckter Obsidianstrom (Mirador de San Jose)

Interessant ist, dass man bei der (indirekten) Datierung der Bergstürze auf Zeiten kommt, in denen der Meeresspiegel besonders tief lag (Eiszeiten…). Es ist also auch denkbar, dass die Absenkung des Meeresspiegel das Vulkangebäude instabil werden ließ.

Guajara (der Höchste Punkt des Calderarandes) im Abendlicht
Guajara (der Höchste Punkt des Calderarandes) im Abendlicht

Den besten Überblick über die Cãnadas-Caldera hat man vom Guajara, dem höchsten Punkt des Calderarandes. Er kann von den Roques de Garcia bestiegen werden.

Peisaje Lunar bei Vilaflor
Peisaje Lunar bei Vilaflor

Nur der unterste Teil des Guajara (ein paar merkwürdig geformte orangene Felsen) besteht aus Einheiten des älteren Cañadas-Vulkanes (Las Cañadas Lower Group). Darüber folgt die Ucanca-Formation, also die Produkte der Eruptionen, bei denen die Ucanca-Caldera eingebrochen ist. Die ganze obere Hälfte des Berges (beim Aufstieg ab dem Pass) ist die Guajara-Formation, die mit der Entstehung der direkt unterhalb liegenden Guajara-Caldera zusammenhängt. Beide Formationen bestehen aus Fallablagerungen und Ignimbriten (Ablagerungen von Glutwolken), die aber weitgehend so heiß abgelagert wurden, dass sie zu einem festen Gestein verschweißt sind, das fast wie ein Lavastrom aussieht. Einen einzelnen Lavastrom (Basalt) gibt es in der Ucanca-Formation. Beide Formationen werden als Upper Group des Cañadas-Vulkans bezeichnet. Die dritte und jüngste Formation der Upper Group, Diego Hernández, ist nur weiter östlich zu sehen.

Teide und Pico Viejo von Montaña Somara (...einem Schlackenkegel der Santiago-del-Teide-Riftzone)
Teide und Pico Viejo von Montaña Somara
(…einem Schlackenkegel der Santiago-del-Teide-Riftzone)

In historischer Zeit fanden Eruptionen nicht nur am Teide selbst statt, sondern oft an „Einmalvulkanen“, an Schlackenkegeln, die auf der Verlängerung der Linie Pico Viejo – Teide – Montaña Blanca liegen. Dabei handelt es sich um die aktiven Riftzonen, an denen Dehnung den Aufstieg von Magma ermöglicht. Am sogenannten Santiago-del-Teide-Rift im Nordwesten sind unzählige Schlackenkegel und Lavaströme zu sehen, auf denen die gelblich-grünen Kiefern langsam Fuß fassen.

Cumbre Dorsal (vom Refugio de Altavista)
Cumbre Dorsal (vom Refugio de Altavista)

Das Rift im Nordosten ist der Bergrücken Cumbre Dorsal, dessen Besuch sich vor allem für die vielen Aussichtspunkte (z.B. Chimaque) lohnt.

Um die geologische Geschichte der Insel vollständig zu machen, besuche ich auch das Anaga-Gebirge an der Nordostspitze der Insel und das Teno-Gebirge an der Nordwestspitze. Dabei handelt es sich um zwei stark erodierte Schildvulkane, die sich einmal als Vorläufer von Teneriffa als unabhängige Inseln aufbauten (der dritte Schildvulkan, die Südspitze von Teneriffa, ist weitgehend von den jüngeren Einheiten des Cañadas-Vulkans bedeckt).

Anaga-Gebirge bei Taborno
Anaga-Gebirge bei Taborno

Schildvulkane aus Basalt sind typisch für einen Hotspot. Erst als sich später zwischen diesen Schildvulkanen der Cañadas-Vulkan aufbaute, wuchsen die drei Inseln zu einer zusammen. Nun war das zusammengesetzte Vulkangebäude auch noch ungewöhnlich dick, gleichzeitig verdickte sich auch die Unterkruste durch Underplating. Diese Krustendicke dürfte dazu geführt haben, dass Magma in der Regel „steckenblieb“ und sich in einer Magmakammer zu hochfraktionierten Schmelzen wie Phonolithen und Rhyolithen weiterentwickelte, bevor es in einer explosiven Eruption oder ruhig als Obsidianstrom gefördert wurde.

Anaga-Massiv bei Benijo
Anaga-Massiv bei Benijo

Damit veränderte sich auch die Landschaftsform, die Hänge wurden steiler, Calderen entstanden und so weiter. Abseits des Zentrums der Insel, an den bereits genannten Riftzonen, ist die Kruste nicht ganz so dick, hier werden daher noch immer Basalte gefördert.

Masca im Teno-Gebirge
Masca im Teno-Gebirge

Literatur


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Edelsteine im Licht der Wissenschaft

Mein Buch über Edelsteine ist erschienen

Florian Neukirchen
Edelsteine
Brillante Zeugen für die Erforschung der Erde

Alles, was ihr jemals über Edelsteine wissen wolltet! Wie entstehen Edelsteine? Wo können sie gefunden werden? Und was haben sie uns zu erzählen? Ob Sammler, Schmuckliebhaber, Naturfreunde, Mineralienhändler oder Studierende, mein neues Buch richtet sich an alle, die bereits auf etwas geologisches Grundwissen zurückgreifen können und mehr erfahren wollen. Mehr über Edelsteine, aber auch mehr über die Prozesse, die mit diesen in einem Zusammenhang stehen.
Es geht unter anderem darum, wie die Riesenkristalle in Pegmatiten wachsen, sehr schnell im Gegensatz zur einige Jahrmillionen dauernden Entstehung von Amethystgeoden. Diamanten bringen uns wertvolle Informationen über den Erdmantel, über vergangene Zeiten oder sogar die Tiefen des Weltalls. Die Kimberlitschlote, in denen sie gefunden werden, sind wiederum bei völlig ungewöhnlich ablaufenden Vulkaneruptionen entstanden. Es geht auch um das Klima im Hadaikum (kurz nach der Geburt der Erde), um das Schillern von Opal, um die Farbmuster von Turmalin und um den Stoffaustausch zwischen unterschiedlichen Gesteinen.

Selbst Mineralogen dürften an diesem Buch Spaß haben, denn als durchschnittlicher Mineraloge kommt man im Studium und im Beruf erstaunlich wenig mit Edelsteinen in Kontakt. Zwar haben manche Edelsteine ihren festen Platz im petrologisch-geochemischen Werkzeugkasten: etwa Zirkon für die Datierung oder Granat als Thermometer. Aber ich wette, dass viele Mineralogen schon einmal passen mussten, als sie Fragen zu Edelsteinen aus dem Bekanntenkreis bekamen. Die Antwort findet sich bestimmt in diesem Buch…

Der Untertitel ist zugegebenermaßen etwas sperrig. Er ist als eiliger Kompromiss zustande gekommen: Eigentlich sollte das Buch „Edelsteine im Licht der Wissenschaft“ heißen, das fand der Verlag dann leider „zu akademisch“ für ein populärwissenschaftliches Sachbuch.

Lauca als Titelbild

Lauca-Nationalpark

Dieses Foto der Lagunas Cotacotani und der Vulkane Pomerape und Parinacota ziert jetzt als Titelbild die 4. Auflage des Lehrbuchs Grundlagen der Geologie von Bahlburg und Breitkreuz.
Das Bild habe ich im Lauca-Nationalpark in Chile geschossen, es ist auch in meinem Buch über Orogenese zu finden. Lauca bietet Postkartenansichten, wie sie kaum typischer für die Anden sein könnten. Beherrscht wird die Landschaft durch den gletscherbedeckten Stratovulkan Parinacota (6348 m) und seinen nur wenig niedrigeren Nachbarn Pomerape. Dazu kommen karge Lavafelder, auf denen sporadisch Kissenpflanzen wachsen, blaue Lagunen mit Flamingos, Sümpfe, die Nachts gefrieren, Vicuñas und Viscachas…

Update: Ein anderes Foto von mir ist nun auf der 5. Auflage dieses Buchs.

Angel Fall

Reise zum höchsten Wasserfall der Welt bei den Tafelbergen der Gran Sabana, Venezuela

Salto Angel
Salto Angel

Höher gibts nicht: mit 807 m freiem Fall ist der Salto Angel mit Abstand der höchste Wasserfall der Welt (zusammen mit den unteren Kaskaden addiert sich die Höhe fast zu einem Kilometer). In der Perspektive vom Mirador direkt unterhalb nimmt man diese Höhe allerdings kaum wahr.

Salto Angel
Salto Angel

Als sich am nächsten Morgen der Nebel lichtete und der Fall auch vom Fluss aus zu sehen war, fand ich den Blick von hier trotz leichtem Nebelschleier fast beeindruckender. Es wirkt fast, als stürze der Fall vom höchsten Punkt des Tepui hinab.

Salto Angel
Salto Angel

Den Wasserfall zu erreichen, ist bereits ein Abenteuer für sich. Zunächst fliegen wir in einer fünfsitzigen Cessna von Ciudad Bolivar nach Camaina.

Salto Sapo
Salto Sapo

Hier fächert sich der Rio Carrao in mehrere Läufe auf, die jeweils in einer Kaskade über eine Felswand stürzen. Bei einer davon, dem Salto Sapo, führt wie ein Tunnel ein Weg zwischen der donnernden Wasserwand und dem überhängenden Fels hindurch, auf dem man klatschnass wird.

Salto Sapo
Salto Sapo

Von Camaina geht es in einem Boot vier Stunden flussaufwärts. Von den Felswänden der Tepui ist an diesem Tag nicht viel zu sehen: Es regnet derart wie aus Kübeln, dass der Regen kaum von dem in Stromschnellen ins Boot schwappenden Wasser zu unterscheiden ist. Zum Glück war das Wetter am folgenden Tag besser, sodass wir die Landschaft auf dem Rückweg bewundern konnten.IMG_0109

Leider hatten wir den schlechtesten Guide, den man sich vorstellen kann. Im Kommandoton scheuchte er uns herum, hatte aber sonst nicht viel zu sagen. Nachdem er einen unserer Gruppe, der ein paar Minuten zu spät am Boot war, „Scheißkopf“ genannt hatte, ignorierten wir einfach seine Kommandos… Dazu kommt, dass wir am Salto Angel weniger Zeit hatten, als wir am Flugplatz warten mussten, bis wir abgeholt wurden. Daher bin ich mir nicht sicher, ob in diesem Fall meine Begeisterung über die Landschaft oder meine Abneigung gegen gehetzte Touren überwiegt.


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Roraima Tepui

Wanderung in die „Lost World“ des Roraima Tepui: ein Tafelberg auf der Gran Sabana in Venezuela, mit bizarren Felsformationen, endemischen Arten und viel Regen

Auf dem Tepui
Auf dem Tepui

Die Tepui im Südwesten von Venezuela sind riesige Tafelberge aus Quarzit (metamorph überprägtem Sandstein), die über der Gran Sabana aufragen. Rund herum sind sie von mehr als 500 m hohen senkrechten Felswänden umgeben, während die Fläche darüber in eine unwirkliche Landschaft aus Skulpturen, Ebenen, Tümpel, Felsen und Tälern zerlegt ist. Stellenweise sind die Talböden mit Bergkristallen übersät. Nach einem Regenfall stürzen plötzlich unzählige Wasserfälle von den Bergen, die Stunden später wieder verschwinden.

Kukenan vom Camp am Rio Tok
Kukenan vom Camp am Rio Tok

Die Berge wurden schon seit der Kreidezeit durch Erosion voneinander isoliert (mehr dazu in meinem Buch Bewegte Bergwelt), sodass es auf ihnen fast nur endemische Arten gibt, die sich sogar von denen des benachbarten Tepui unterscheiden.

Kukenan und Roraima
Kukenan und Roraima
Oreophrynella Quelchii
Oreophrynella Quelchii

Darunter sind winzige schwarze Frösche, die nur krabbeln können, und merkwürdig geformte Pflanzen, darunter als Anpassung an den nährstoffarmen Untergrund ganz unterschiedliche fleischfressende Pflanzen.

Drosera Roraimae
Drosera Roraimae
Utricularia Quelchii
Utricularia Quelchii

Roraima ist der höchste Tepui und zugleich der am besten zugängliche, eine von dichtem Wald bewachsene Felsrampe führt hinauf. Sechs Tage dauert unsere Wanderung, ein beeindruckender und vielfältiger Trek. An den ersten beiden Tagen wandern wir zum Base Camp, die beiden Tepui Rorama und Kukenan immer vor Augen.

Auf dem Roraima

Am dritten Tag erreichen wir über die Rampe das Gipfelplateau und haben das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen.

Abendnebel auf dem Roraima
Abendnebel auf dem Roraima

Vor der Wanderung hatten wir bereits eine mehrtägige Tour durch die Gran Sabanna gemacht, bei der wir von einem Wasserfällchen zum nächsten fuhren, um dort im Wasser zu Planschen. Der Guide sprang jedesmal euphorisch ins Wasser und wirkte wie eine Seekuh, er schien schon fast beleidigt zu sein, wenn wir keine Lust mehr hatten.

La Ventana
La Ventana
La Ventana
La Ventana

Die größte Attraktion der Gran Sabana war für mich die Quebrada de Jaspe: Das Bachbett und ein kleiner Wasserfall bestehen vollständig aus leuchtend rotem Jaspis. Klar, dass man nichts davon mitnehmen darf.

Quebrada de Jaspe in der Gran Sabana
Quebrada de Jaspe in der Gran Sabana

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Amazonas Cruise

Reise auf dem Amazonas: Per Schiff von Tabatinga (Brasilien, Grenze zu Kolumbien) nach Manaus

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Leticia ist ein verschlafener Ort im Dreiländereck zwischen Kolumbien, Brasilien und Peru, in dem das Leben so langsam verläuft, wie der Amazonas vorbeiströmt. Man kann gefahrlos inmitten der Straßen gehen, so wenig Verkehr gibt es. Vom übrigen Kolumbien ist der Ort nur per Flugzeug zu erreichen, die meisten Waren erreichen ihn per Schiff aus Peru oder Brasilien.

Sandbank im Amazonas bei Leticia
Sandbank im Amazonas bei Leticia
Billigladen in Tabatinga
Billigladen in Tabatinga

Etwas quirliger ist die brasilianische Schwesterstadt Tabatinga, doch auch hier hat man das Gefühl, weit vom Rest der Welt entfernt zu sein. Der Hafen von Tabatinga ist ein matschiger Hang, an dem kleine schmale Boote anlegen, die Fisch und Bananen geladen haben. Am Hang oberhalb des schwimmenden Kais für die größeren Schiffe nach Manaus wurde Sand gegen den Matsch aufgeschüttet.

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Das Schiff, das uns die 1400 km flussabwärts nach Manaus bringt, ist ein kleiner weißer Dampfer, dessen Bauch mit Fracht gefüllt ist. Auf dem Zwischendeck hängen wir unsere Hängematten zwischen hundert anderen auf. Es ist so eng, dass alle anfangen zu Schaukeln, sobald sich jemand bewegt.

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Der Fluss wirkt, wenn nicht gerade die Hälfte des Stromes hinter einer der großen Inseln versteckt ist, die in ihn eingeflochten sind, wie ein endlos langer See. Eine weite hellbraune Wasserfläche, am weit entfernten Ufer ein grüner Saum, der Wald. Bäume, Bäume, Bäume. Wald, Wald, Wald. Alle paar Stunden mal eine Siedlung, sonst nichts als Wald und Wasser, drei Tage und drei Nächte lang.

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Das Schiff gehört leider einem protestantischen Reeder, der seinen Verzichtsethos seinen Passagieren überstülpen will. Es gibt daher kein Bier, das Licht wird kurz nach Sonnenuntergang (18:30) abgeschaltet und im Refektorium wird das Essen zu aberwitzigen Zeiten ausgeteilt: Mittagessen um 10:15 zum Beispiel.

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Die letzten Stunden, bevor wir Manaus erreichen, sind immer häufiger Siedlungen am Ufer zu sehen. Dann erreichen wir Encontro das Águas, das Zusammentreffen von Rio Solimões (dem oberen Teil des Amazonas) und Rio Negro. Die beiden Flüsse, die sich hier vereinen, sind an sich schon gewaltige Ströme, die jeder für sich schon 2 bis 3 Kilometer breit sind! Das faszinierendste ist jedoch, dass sich die Eigenschaften des Wassers beider Flüsse so sehr unterscheiden, dass sie sich für mehrere Kilometer nicht vermischen, sondern durch eine scharfe Linie getrennt nebeneinander herfließen: auf der einen Seite das hellbraune und trübe Wasser des Amazonas („Weißwasser“), voller Schwebstoffe von der Erosion der Anden, auf der anderen Seite das dunkle, klare Wasser des Rio Negro, reich an Huminsäuren („Schwarzwasser“).

Encontro das Águas
Encontro das Águas

Schließlich ging es eine halbe Stunde den Rio Negro aufwärts nach Manaus. Die Stadt ist Ende des 19. Jahrhunderts durch den Kautschukboom so reich geworden, dass sie sich u.a. eine Oper bauen ließ, in der wir im Rahmen eines Filmfestivals einen französisch-marokkanischen Film sehen… Über die riesige Brücke, die erst vor 2 Wochen eingeweiht wurde, überqueren wir den Rio Negro und fahren auf der anderen Seite rund 200 km flussaufwärts nach Novo Airão. Der Rio Negro ist hier in viele, von langen Inseln getrennte Flussläufe aufgefächert, die Inseln sind wiederum voller Seen in jedweder Größe. An einem Steg werden rosa Flussdelfine als Touristenattraktion gefüttert, ein Boot bringt uns zu einer kleinen Lagune auf einer der Inseln und zum Baden an eine Sandbank. Im Sand finden wir den Abdruck eines Rochens. Es ist nicht nur erstaunlich, dass es in diesem Fluss Rochen gibt (und z. B. auch Garnelen), sondern auch, dass ihre nächsten Verwandten im Pazifik leben: vor dem Auseinanderbrechen von Gondwana floss der Uramazonas noch in die entgegengesetzte Richtung, erst nach dem Aufstieg der Anden änderte er seine Richtung.

Flussdelfin im Rio Negro
Flussdelfin im Rio Negro

Entlang der Straße sehen wir Plantagen, eingezäunte Wiesen und frisch gerodete Flächen, Ferienhäuser an kleinen Tümpeln und Fincas. Solche immer breitere Schneisen, die kreuz und quer durch den Urwald schneiden, werden mit rasendem Tempo immer zahlreicher.

Leprosorium in Paricatuba
Leprosorium in Paricatuba

Auf dem Rückweg nach Manaus machen wir einen Abstecher ins Dorf Paricatuba. Hier gibt es ein verfallenes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das zuletzt als Leprosorium diente. Die an Lepra erkrankten lebten hier bis 1962 vom Rest der Welt isoliert vor sich hin. Heute sind die Dächer eingestürzt, in den Räumen wuchert üppiges tropisches Grün und selbst auf den Mauern wachsen Bäume, deren lange Wurzeln die Wände bedecken. Der Anblick erinnert mich an die überwucherten Tempel bei Angkor Wat.


 

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Valle de Cocora

Die angeblich höchsten Palmen der Welt und viele Kolibris sind im Valle de Cocora in der Zona Cafetera in Kolumbien zu sehen

Valle de Cocora
Valle de Cocora

Die Zona Cafetera, Kolumbiens Hauptanbaugebiet von Kaffee, ist das weite Tal zwischen Cordillera Occidental und Cordillera Central (vgl. Bewegte Bergwelt). Das mit hohen Palmen gefüllte Valle Cocora schneidet sich von hier in den Rand der Zentralkordillere ein.

Valle de Cocora
Valle de Cocora

Von einem benachbarten Tal ausgehend versuchen wir eine Wanderung hinauf zur Laguna Otún (im Nationalpark Los Nevados) und wandern auf schlammigen Wegen durch dichten Nebelwald 2000 Höhenmeter aufwärts. Allerdings verpassen wir einen Abzweig und tappen eine Stunde lang auf der falschen Seite über das Paramo, bevor wir uns auf den langen Rückweg machen.

Kolibri
Kolibri

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San Agustín

Präkolumbische Stelen in San Augustin (Kolumbien): Fratzen mit spitzen Zähnen und prunkvollem Kopfschmuck

San Augustín
San Augustín

Im Süden Kolumbiens liegt in einer grünen Berglandschaft San Augustin. Hier gibt es hunderte präkolumbische Stelen, die zwischen dem 1. und dem 8. Jahrhundert n. Chr. entstanden: metergroße gewalttätig aussehende Figuren, Fratzen mit spitzen Zähnen und prunkvollem Kopfschmuck.

Paramo im Nationalpark Puracé
Paramo im Nationalpark Puracé

In der Nähe befindet sich der Vulkan Puracé. Etwas unterhalb spazieren wir durch die mit merkwürdigen Pflanzen bewachsene Paramo-Landschaft und besuchen das Geothermalfeld Termales de San Juan.


 

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