In der Hauptstadt von Kolumbien und Ausflug zur Laguna Guatavita
Nach einem Schluck heißer Schokolade beiße ich in ein Stück Käse, das in Kolumbien zur Schokolade einfach dazugehört. Ich sitze in einem kleinen Café in der Altstadt von Bogotá, mit ihren bunten Kolonialhäusern und barocken Kirchen vor den steilen Hängen der Cordillera Oriental. Die Stadt bietet hervorragende Museen. Neben dem Botero-Museum voller in Öl gemalter dicker Menschen ist vor allem das Goldmuseum zu nennen, ein beeindruckender Schatz präkolumbianischer Kunst. Im Gegensatz zum Goldmuseum in Lima ist dieses hervorragend beschriftet, man ist daher nicht nur vom Reichtum überwältigt, sondern lernt einiges über die Kulturen und ihre Symbole, ihre Metallverarbeitung, über die Gold-Kupfer-Legierung Tumbaga und so weiter.
Unübersehbar ist der Streik der Studierenden an der Universidad Nacional gegen die geplante Teilprivatisierung, der sich in die derzeitigen Proteste von Chile bis Mexiko einreiht.
In der Nähe der Stadt besuchen wir die kreisrunde Laguna Guatavita. Sie war ein wichtiges Heiligtum der lokalen Kulturen. Auf der Suche nach El Dorado buddelten die gierigen Spanier einen tiefen Graben, um einen Teil des Wassers abzulassen, sie fanden aber weniger Gold, als erwartet. Wie der See entstanden ist, ist noch nicht geklärt, die beliebteste Theorie ist der Einschlag eines Meteoriten. Leider darf man den See nur noch zusammen mit einem Guide ansehen, es dauert wohl nicht mehr lange, bis daraus eine schreckliche Touristenfalle wird.
Wanderung zu den schönsten Falten der Alpen, die nicht nur Einblicke in die Geologie des Gebirges (Falten, Deckenüberschiebungen) gibt, sondern auch schöne Ausblicke auf die Berge
Direkt nördlich von Martigny schneidet das Rhonetal durch die Morcles-Decke, in der ein paar der schönsten Falten der Alpen zu sehen sind. Grund genug, die Tour du Mont Blanc mit einer Wanderung an den Dents de Morcles abzuschließen, um noch etwas Geologie anzusehen: in 3 Tagen von der Seilbahn Dorenaz über Portail de Fully, Demècre, La Tourche, Pont de Nant, Anzeinde nach Derborance (Beschreibung mit Karten und geologischen Skizzen bei der ViaGeoAlpina).
Neben der spannenden Geologie begleiten mich dabei tolle Ausblicke auf das Mont-Blanc-Massif, Grand Combin, die Zacken der Dents du Midi, auf den Genfer See und ganz am Ende (am Pas de Cheville) auf Matterhorn, Dent Blanche und Weisshorn.
Wie die helvetischen Decken besteht die Morcles-Decke aus Sedimenten, die auf dem europäischen Kontinentalrand abgelagert wurden (vor allem Kalksteine aus Jura und Kreide). Sie wird jedoch in der Regel zum Parautochthon (d.h. zur fast unbewegten Sedimentauflage des Grundgebirges) gezählt, da sie im Gegensatz zu den weit bewegten helvetischen Decken nur eine geringe Strecke zurückgelegt hat. Dabei wurde die Front der Decke nach unten umgeklappt, sodass die gesamte Decke eine riesige liegende Falte ist. Diese ist so groß, dass man schon ein Stück wandern muss, um jeden Teil der Falte zu sehen. Die Schichten innerhalb der Falten wiederum sind in unzählige kleinere Falten gelegt.
An den Dents du Midi auf der gegenüberliegenden Seite des Rhonetales ist die ganze Struktur am Stück sichtbar, der Knick der großen Stirnfalte ist an der Cime de l’Est zu sehen, kleinere Falten im inneren der großen Falte sind an den südlich anschließenden Bergen wie Gagnerie und Tour Sallière zu sehen.
Von der Demècre ist an den Gipfeln der Dents de Morcles nur der untere Schenkel der Falte zu sehen, dessen Sedimentstapel auf dem Kopf liegt; der obere Schenkel ist hier wegerodiert. Im Kreide-Kalkstein des Petit Dent de Morcles ist eine der schönsten kleineren Falten.
Unter diesem Schenkel der Morcles-Decke befindet sich Flysch (die Ablagerungen von Trübeströmen aus dem Tertiär, die während dem beginnenden Aufstieg der Alpen abgelagert wurden, der obere Teil wird noch zur Morcles-Decke gezählt), im unteren Teil ist das weiche Gestein ein steiler Grashang, dem der Wanderweg folgt. Die helle Felswand darunter (Malm-Kalk) gehört zu den Sedimenten, die noch immer auf dem Grundgebirge liegen (z.B. das Portail de Fully ist Dolomit („Rauhwacke“) aus der Trias, direkt darunter das Grundgebirge).
Vom Col des Perris Blancs ist mehr von der Morcles-Falte zu sehen: nicht nur die Kreide (sozusagen die äußere Hülle), sondern auch die Jura-Kalke (sozusagen der Kern). Die Jura-Kalke des unteren Schenkels biegen am Muveran nach oben um, der obere Schenkel der Kreide ist nur an den Bergen, die hier in der zweiten Reihe stehen, noch erhalten. Die L’Argentine, der kleine Berg nördlich des Grand Muveran, ist die Stirn der Morcles-Decke: die senkrechte Nordwand dieses Berges entsprechen dem Umbiegen der äußerten Kreidekalke. An den Diablerets, noch weiter im Norden, sind noch weitere Falten zu sehen, doch dabei handelt es sich um die helvetische Diablerets-Decke, die sich über die Morcles-Decke hinweggeschoben hat. Zwischen beiden Decken (Ebene von Anzeinde) steckt noch eine weitere Decke (Ultrahelvetikum, aus einem tieferen Meeresbereich des europäischen Kontinentalrandes). Da der ganze Deckenstapel nach Nordosten abtaucht, ist in den Bergen südlich von Anzeinde auch der obere Schenkel der Morcles-Decke komplett mit Kreide-Kalken erhalten.
Am Pas de Cheville blickt man schließlich in den Talkessel von Derborance, in dem die Morcles-Decke unter die Diablerets-Decke abtaucht. Am Mont Gond gegenüber gehören die unteren Felsen zur Diablerets-Decke, die Falten am Gipfel jedoch bereits zu einer noch höheren helvetischen Decke, der Wildhorndecke.
Der gesamte Talkessel ist von den Massen zweier großer Bergstürze ausgefüllt, die sich 1714 und 1749 am Tête de Barme lösten und unter anderem den See aufstauten.
Einmal rund um das Mont-Blanc-Massiv: Die Tour du Mont Blanc (TMB) zählt zu Recht zu den bekanntesten Treks der Alpen
Einmal rund um das Mont-Blanc-Massiv: Die Tour du Mont Blanc (TMB) zählt zu Recht zu den bekanntesten Trekkingrouten der Alpen. Es geht in 10 Tagen durch drei Staaten um mehrere 4000er herum, rund 10000 Höhenmeter auf 170 km. Kurz gesagt wechseln sich dabei Höhenwege mit äußerst spektakulären Aussichten und relativ langweilige Etappen ab.
Als Startpunkt wählte ich Col de la Forclaz (Bus von Martigny). Einen Pass weiter beginnt schon der schönste Abschnitt mit den ersten Ausblicken auf Aiguille Verte, Mont Blanc und das Tal von Chamonix. Über einen Bergrücken geht es abwärts ins Tal und dann auf der Seite der Aiguilles Rouges gleich wieder aufwärts zum wundervollen Lac Blanc. An diesem Tag hatte ich mehr als 30 °C im Schatten, ein heftiger Kontrast zum herbstlichen Sommer, den ich davor in Berlin hatte.
Am nächsten Morgen regnete es dafür und von den Bergriesen gegenüber war nichts zu sehen. Also beschloss ich, einen Tag zu warten. Am Nachmittag wurde es besser und ich machte einen Abstecher auf die Aiguille Crochues. Von hier ist schön zu sehen, dass bei der benachbarten Aiguille du Belvédère noch die Sedimente auf dem Grundgebirge des Aiguilles-Rouges-Massivs liegen (s.a. Bewegte Bergwelt).
Am nächsten Tag genoss ich bei gutem Wetter die Aussicht auf die zackigen Granitgipfel gegenüber, durch die sich der riesige Talgletscher Mer du Glace windet. Ich wanderte mit großartigen Blicken (und zusammen mit vielen Tagesausflüglern) über Flégère, Planpraz, Col du Brévent und le Brévent zur Refuge de Bel Lachat.
Einen Tag später ging es hinunter nach les Houches und dann mogelte ich und nahm die Seilbahn nach Bellevue. Jetzt folgte der langweiligste Teil der Wanderung, hinunter ins Tal und einmal längs durch den Skiort Contamines. Verrückt: An jeder Straßenlaterne hängt dort ein Lautsprecher, aus dem Kaufhausmusik dudelt. Also schleunigst möglichst weit das Tal wieder hinauf! Am Col des Fours ist endlich wieder etwas vom Mont Blanc zu sehen.
Einen Pass weiter, am Col de la Seigne, wird es wieder spektakulär: Felspyramiden aus Kalkstein und Granit ragen über dem Val Veny auf, ein paar kleine türkise Seen sind in der Moräne des Glacier du Miage versteckt und über allem der Mont Blanc.
Nach einem Blick über die Moräne des mit Gesteinsschutt bedeckten Gletschers Glacier du Miage wandert man auf einem Höhenweg auf der gegenüberliegenden Talseite.
Bald schraubt sich der Weg hinunter nach Courmayeur im Aosta-Tal und auf der anderen Seite wieder hinauf. Dort geht der Blick über das Val Ferret hinweg auf die Grandes Jorasses und zurück zum Mont Blanc.
Über einen Pass geht es zurück in die Schweiz in das ebenfalls Val Ferret genannte Tal. Der lange Abschnitt bis Champex ist eher ein netter Spazierweg, ohne großartige Ausblicke. Auf dem letzten Stück bis zur Col de la Forclaz gibt es immerhin noch nette Blicke auf das Rhonetal und auf den Dent de Morcles, das Ziel meiner nächsten Wanderung.
Drei Tage über die Havel und deren Seen in der Mecklenburgischen Seenplatte
Es gibt keinen besseren Weg, die Mecklenburger Seenplatte zu entdecken, als mit einem Boot. Unsere Route führte uns mit einem Canadier in 3 Tagen von Wesenberg über die Obere Havel bis Kratzeburg und den halben Weg wieder zurück bis Blankenförde. Dort ließen wir uns von einem Kanutaxi zum Ausgangspunkt zurückbringen.
Diese Route führt weitgehend durch den Müritz-Nationalpark, was nicht nur Landschaftlich schön ist, sondern zugleich den Vorteil hat, dass keine Motorboote unterwegs sind. Der einzige Nachteil ist, dass man nur an wenigen Rastplätzen anlanden darf.
Die Landschaft ist erstaunlich abwechslungsreich, die Havel wird immer schmaler, schlängelt sich durch Wälder und hügelige Moränen, zieht sich als gerade Linie durch flache Felder. Immer wieder weitet sich der Blick und es geht quer über einen der unzähligen Seen, umgeben von einem dichten Schilfgürtel. Größere Seen wirken auf dauer etwas eintönig, außerdem waren sie ziemlich mühsam zu überqueren, weil wir meist starken Gegenwind hatten.
Vor einem Monat waren wir mal wieder einen Tag in der Sächsischen Schweiz: Von Bad Schandau hinauf zur Schrammsteinaussicht und von dort über den Gratweg mit tollen Ausblicken nach Osten.
Nach kurzen Abstecher zum Carolafelsen und zum Frienstein mit der Idagrotte ging es über die Heilige Stiege hinab nach Schmilka. Eine lohnende Route mit vielen spektakulären Aussichten: Empfehlenswert für alle, die zum ersten Mal in der Gegend sind, schöner als die völlig überlaufende Bastei.
Was bisher als „Restrisiko“ verharmlost wurde, ist eingetreten und plötzlich graust es sogar so manchem Befürworter. Dass es auch in angeblich sicheren AKWs der Hochtechnologieländer zu Störfällen kommt, ist alles andere als neu, bisher hat man nur Glück gehabt, dass es nicht zu einer derartigen Verkettung der Umstände kam wie jetzt in Japan.
Neu ist, wie derzeit von der Realität vorgeführt wird, wie wenig man den Aussagen der Experten trauen kann. Zum Beispiel wurde am Samstag früh auf irgendeiner Webseite (ich glaube das war BBC) behauptet, in diesem Reaktortyp könne es nicht zu Explosionen kommen, weil kein Grafit im Reaktor benutzt werde (wie es in Tschernobyl der Fall war). Eine halbe Stunde explodierte in Fukushima 1 das Reaktorgebäude von Block 1: Eine Wasserstoffexplosion. Ich habe noch nie etwas von Wasserstoff in AKW gehört und brauche ziemlich lange, um die Erklärung zu finden: Er bildet sich durch eine Redox-Reaktion zwischen Wasserdampf und überhitztem Metall. Nur scheint vorher kein Experte auf die Idee gekommen sein, dass es zu dieser Reaktion kommen könnte. Zum Glück ist der Sicherheitsbehälter nicht beschädigt worden und auf ARD hieß es nach einer beschwichtigenden Erläuterung von Yogeshwar, das sei ja dann nicht sehr beunruhigend. Es dauerte nicht mehr lange, bis in Block 2 der Sicherheitsbehälter beschädigt wurde… Ein anderes Beispiel ist das kochende Wasser im Abklingbecken von Block 4, dessen radioaktiver Dampf ungeschützt entweicht. Wer hätte gedacht, dass ein bereits vor dem Erdbeben abgeschaltetes AKW noch gefährlich werden könnte?
Die Zusammenfassung lautet: diese Experten wissen selbst nicht, wovon sie reden. Dabei stellt sich doch die Frage, wie viele weitere Risikofaktoren einfach nicht bekannt sind. Und dabei geht es ja nicht nur um Erdbeben. Was würde eine „Verkettung von Umständen“ bei skurrilen Störfällen wie in Fessenheim 2004 bewirken? Damals gelangten Ionenaustauscher-Harze versehentlich in den Reaktorkreislauf und verstopften einen Filter, was zu einem Leck führte. Gleichzeitig konnten die Regelstäbe nicht vollständig eingefahren werden… Von der Verseuchung beim Uran-Abbau und Zwischenfällen in der Aufbereitung und so weiter ganz zu schweigen.
Dabei gibt es bekanntlich kein sicheres Endlager für die immer größeren Atommüllmengen und es ist nur zu hoffen, dass der Salzstock in Gorleben nicht dazu erklärt wird. Das Zeug in einem wasserlöslichen und zu Bewegung neigenden Gestein zu lagern, ist eine unglaubliche Idee. Darüber sollte man sich seit den Problemen im Schacht Asse erst recht Gedanken machen. Allein die unlösbare Endlagerung ist Grund genug für den Ausstieg.
Der Kaukasus ist ein Puzzle aus Terranen und mehreren Subduktionszonen, die nacheinander an Eurasien angedockt sind. Die Hebung erfolgte erst durch die Kollision der arabischen Platte.
Der Kaukasus, ein über 1000 km langes Hochgebirge mit Gipfeln über 5000 m, ist Teil des alpidischen Orogengürtels. Das Gebirge entstand durch die nordwärts gerichtete Bewegung der Arabischen Platte (ein Bruchstück von Gondwana) gegen Eurasien. Für Geologen verläuft hier die Grenze zwischen Eurasien und Gondwana, für Geographen die Grenze zwischen Europa im Norden und Asien im Süden.
Beim genaueren Betrachten sieht diese Geschichte allerdings wesentlich komplizierter aus: Es handelt sich nämlich um zwei parallel verlaufende Gebirgszüge. Das Hochgebirge des Großen Kaukasus (mit Gipfeln über 5000 m) ist durch den flachen Transkaukasus vom etwa 100 km südlich liegenden Kleinen Kaukasus (mit Gipfeln bis 3700 m) getrennt. Die Sutur, also die Naht, an deren Stelle sich einmal der Tethys-Ozean befand, befindet sich im Kleinen Kaukasus. Nach Westen setzt sich diese Naht im Pontischen Gebirge (Türkei) fort, nach Osten geht sie in den Elburs (Iran) über. Ein drittes Gebirge verläuft südlich des ostanatolischen Plateaus: Hier geht der Taurus (Türkei) nahtlos in den Hohen Zagros (Iran) über.
Tatsächlich ist die gesamte Region ein Puzzle aus Terranen bzw. Mikrokontinenten, darunter der Transkaukasus und die iranische Platte, die zwischen Eurasien und Arabien einklemmt wurden. In der Tethys gab es gleich mehrere Inselbögen, an denen ebenfalls subduziert wurde.
Mehr über den Kaukasus und andere Gebirge findet sich in meinem Buch Bewegte Bergwelt.
Der Transkaukasus-Terran war in der Jurazeit ein flacher Schelfbereich, der durch ein tieferes Meeresbecken (dem heutigen Hohen Kaukasus) von Eurasien getrennt war. Der Südrand war eine Subduktionszone, in der ozeanische Kruste der Tethys versenkt wurde, während das Meeresbecken im Norden durch die Backarc-Dehnung dieser Subduktion aufgerissen war. In der Tethys gab es weiter südlich eine weitere, ebenfalls nach Norden abtauchende Subduktionszone (einen Inselbogen, heute Kleiner Kaukasus und Pontisches Gebirge) und kleine Terrane. Die iranische Platte war bereits früher mit Eurasien kollidiert, sie blieb weitgehend ein flaches Schelfmeer, an dessen Südrand ebenfalls subduziert wurde.
In der Kreidezeit kollidierte der Armenische Terran mit dem Inselbogen, was zur Obduktion der Ophiolithe im heutigen Kleinen Kaukasus führte. Wenig später kollidierte Armenien (und der ehemalige Inselbogen) mit der Subduktionszone am Südrand des Transkaukasus. Ab diesem Moment wurde auch das Backarc wieder zusammengeschoben (erste Deckenüberschiebungen im Hohen Kaukasus), die Hebung war jedoch gering.
Im pontischen Gebirge, südlich von Armenien und am Südrand der iranischen Platte wurde weiterhin subduziert. Im Westen kollidierten einige Bruchstücke von Gondwana mit der Subduktionszone (pontisches Gebirge) und setzten sich zu Westanatolien zusammen. Die Subduktion sprang mit jeder Kollision an die Südseite des angedockten Terrans. Südlich des kleinen Kaukasus entstand aus Sedimenten, die von der abtauchenden Platte abgeschabt wurden, ein riesiger Anwachskeil: das heutige Ostanatolien.
Im Oligozän begann die Kollision der arabischen Platte mit Westanatolien (im Taurus), dem ostanatolischen Anwachskeil und dem Iran (im Hohen Zagros). Die hohe Geschwindigkeit der Platte (mehrere cm pro Jahr) setzte auch die älteren Nähte in Bewegung. Der Hohe Kaukasus nahm einen großen Teil der Bewegung auf und wurde nun schnell gehoben. Die überschobenen Decken bestehen überwiegend aus Sedimenten, die zuvor im Backarc abgelagert wurden: vor allem Tonstein, Karbonat und Sandstein. Die zentrale Achse in der westlichen Hälfte des Gebirges (z.B. Ushba) besteht aus Decken aus dem alten Grundgebirge. Zeitweise war die Hebung von starkem Vulkanismus begleitet, die Vulkane Elbrus und Kasbek gehören zu den höchsten Gipfeln der Region. Im Iran fand die Kollision im Zagros statt, aber auch der ältere, längst abgetragene Elburs wurde so stark bewegt, dass neue Deckenüberschiebungen entstanden. Das südliche Kaspische Meer (das erst kurz vorher durch Backarc-Dehnung entstanden war) wird durch die schnelle Hebung im Kaukasus und Elburs sehr schnell mit Tonstein verfüllt: Diese Sedimente sind reich an Erdöl und die schnelle Füllung verursacht die merkwürdigen Schlammvulkane in Aserbaidschan.
Die weitere Entwicklung des Ostanatolischen Plateaus (mit den großen Vulkanen Ararat, Aragats usw.) ist eine andere Geschichte, die in meinem Buch nachgelesen werden kann.
Mein neu erschienenes Buch „Bewegte Bergwelt“ erläutert anschaulich die komplizierten Prozesse der Gebirgsbildung
Florian Neukirchen Bewegte Bergwelt
Gebirge und wie sie entstehen
Spektrum Akademischer Verlag
ISBN 978-3-8274-2753-3
Auf meinen Trekkingtouren in aller Welt traf ich häufig Wanderer, die mich, kaum wussten sie in mir einen Geologen, darüber ausfragten, wie die Landschaft entstanden ist, die sich gerade vor unseren Augen ausbreitete. Nicht alle Fragen konnte ich gleich beantworten, daher schlug ich zu Hause immer wieder Details in wissenschaftlichen Zeitschriften nach. Dabei begegnete ich erstaunlichen Phänomenen und spannenden geologischen Besonderheiten einzelner Gebirge, die ich bisher nicht aus den einschlägigen Lehrbüchern kannte. Erstaunt stellte ich fest, dass es kein Buch gibt, in dem die Geologie der Gebirge der Welt für interessierte Wanderer, Bergsteiger, Naturfreunde und nicht zu Letzt für Geowissenschaftler zusammengetragen ist. Diese Buch habe ich schließlich selbst geschrieben, in diesen Tagen ist es bei Spektrum erschienen. Es ist schön bunt geworden, neben anschaulichen Illustrationen und ein paar Satellitenbildern enthält es auch viele Landschaftsfotos, die das Buch auch optisch zu einem Genuss machen.
Kien, der wohl berühmteste Sinologe seiner Zeit, lebt mit und für seine Privatbibliothek, denn schließlich sind Bücher wichtiger als Menschen. Dazu fügt sich seine panische Angst vor Frauen. Weltfremd, wie er nun einmal ist, gerät jedes Zusammentreffen mit anderen Menschen zu einem Desaster. Selbstverständlich ist auch jeder andere der Charaktere auf seinem eigenen Film: die raffgierige Therese, die vermutlich nicht einmal richtig lesen kann. Der brutale pensionierte Polizist, der Frau und Tochter erschlagen hat. Der nach Geld und Anerkennung gierende schachspielende Zwerg. Hier treffen so viele Welten wie Menschen aufeinander. Zeitweise nimmt das Buch durchaus kafkaeske Züge an. Zwangsläufig folgt ein Missverständnis auf das nächste, bis es schließlich zur unvermeidlichen Katastrophe kommt.
Es war ein schwarzer Tag für Regenschirme. Eiskalte Windböen peitschten den Regen durch die Gassen von Brügge. Sie raubten den Bäumen ihr goldenes Herbstlaub und zerrten an den Bauplanen, die gespenstig am Turm der Onze-Lieve-Vrouwekerk flatterten. Wir waren zwei von unzähligen Tagesausflüglern, die der Feiertag zum Waffenstillstand (1. Weltkrieg) in das pittoreske Städtchen gespült hatte und die nun unter ihren Schirmen umher tanzten. Wir versuchten, den Schirm so dicht über den Kopf zu halten, dass von den prachtvollen Fassaden nichts zu sehen war, und wurden trotzdem nass. So sahen wir mehr vom Kopfsteinsteinpflaster. Umso besser waren die Ausblicke, wenn wir bei einer Böe abhoben und über einige Häuserblöcke hinwegflogen. Am Nachmittag war das Skelett des Schirms derart verbogen und zerbrochen, dass sein Nylon wie die Haut über einem Gerippe wirkte. Wie Fossilien säumten inzwischen unzählige Schirmleichen den Straßenrand, ein Massensterben wie zum Ende der Kreidezeit.
Abgesehen von Brügge hatten wir aber Glück mit dem Wetter, die Grand Place in Brüssel und der Grote Markt in Antwerpen waren trockener. In Antwerpen dreht sich alles um Diamanten, Rubens und alte Bücher. Geschliffen werden in der Stadt nur noch die größten Klunker, aber noch immer werden rund 80 % aller Rohdiamanten und 50 % aller geschliffenen Diamanten in den Straßen um den Hauptbahnhof gehandelt (behauptet das Diamantenmuseum, das könnte sich mit der neuen Diamantenbörse in Bombay geändert haben). Ein typischer Brillant kommt aus einer riesigen Mine z.B. in Kanada, Russland oder Botswana nach Antwerpen, wandert von hier zu einem Schleifer, vermutlich in Bombay, kommt erneut nach Antwerpen und landet erst danach in einem Schaufenster in New York oder Paris. Leider ist das Diamantenmuseum kein didaktisches Meisterwerk, spannender war der Rundgang durch Plantin-Moretus, die einzige aus der Renaissance und dem Barock erhaltene Druckerei.
Wir genossen Memeling und Magritte, Rubens und Bruegel. Ich lerne, dass Magritte die Inspiration für seine anonymen Männer mit Hut aus einem Comic hatte und frage mich, ob der belgische Comickult auf flämische Maler wie Bruegel zurückzuführen ist.
Mit Muscheln und Fritten, Bier und Pralinen wird all die Kultur gut abgerundet. Das Bier schmeckt würzig und oft meint man, dass jemand ein Glas Schnaps dazugeschüttet hätte.