Neukirchen et al. 2010, Journal of African Earth Sciences
Manche Dinge brauchen einfach Zeit: z.B. bis aus einer Diplomarbeit ein Paper wird, können schon mal 6 Jahre vergehen. Diesen Artikel, der Ergebnisse der Diplomarbeiten von mir und von Thomas Finkenbein zusammenträgt und mit neueren Daten ergänzt, habe ich weitgehend vor ein paar Jahren in Tübingen geschrieben. Dann ist das Projekt unter anderer Arbeit untergegangen. Vielen Dank an Prof. Jörg Keller, der es wieder ausgegraben und sich um die letzten Details und die Veröffentlichung gekümmert hat!
Die Tschingelhörner sind geradezu eine Ikone der Tektonik: durch eine scharfe Linie sind sie in zwei Stockwerke völlig unterschiedlicher Gesteine unterteilt. Oben permische Sedimente (Grauwacken usw.), die sich über die jüngeren, nahezu unverschobenen Sedimente (Kalkstein, Flysch) geschoben haben. Ganz nebenbei ist in der Felswand noch ein großes rundes Loch, das Martinsloch. Die Linie ist die Glarner Hauptüberschiebung und die Gesteinsdecke darüber gehört zum helvetischen Deckensystem. Hier wurde überhaupt zum ersten Mal der Deckenbau der Alpen erkannt und das Ganze ist tatsächlich so gut zu sehen, dass es zu Recht zum Weltnaturerde erklärt wurde.
Um noch ein paar last-minute-Fotos für mein Buch über Gebirgsbildung zu schießen, machte ich im September eine kurze Exkursion in die Alpen. Zu den Tschingelhörnern nimmt man am besten den Postbus ab Chur bis Flims und fährt von dort mit der Bergbahn zum Cassons. Hier steht man bereits auf der Überschiebungsfläche, die auf der anderen Seite eines Tälchens an Piz Dolf und Piz Segnes als markante Linie zu sehen ist. Eine zweistündige Wanderung zum Segnes-Pass führt an den klassischen Aussichten auf die Tschingelhörner vorbei, über die Segneshütte führt ein Weg wieder hinunter nach Flims.
Flims selbst steht auf einer weiteren geologischen Attraktion: vor etwa 10000 Jahren lösten sich riesige Felsmassen und stürzten ins Vorderrheintal, wo sie als Hügellandschaft liegenblieben. Zeitweise wurde der Rhein aufgestaut, bis er die Rheinschlucht eingegraben hatte. Der Flimser Bergsturz ist der größte Bergsturz der Alpen.
Mit dem Zug fahre ich nach Sankt Moritz und steige dort in einen Bus nach Promotogno im Bergell. Der Bergeller Granit ist neben dem Adamello die einzige größere Granitintrusion, die während der Bildung der Alpen entstand. Das Massiv besteht aus beeindruckenden Bergen mit schroffen Felswänden. Ein schöner Wanderweg verbindet die Berghütten Capanna di Sciora und Capanna Sasc Furä. Am höchsten Punkt, oberhalb der Furä, steht man direkt unterhalb der riesigen Nordwand des Piz Badile und hat einen großartigen Blick auf Pizzo Cengalo und Sciora.
Schließlich fahre ich zum Bergdorf Soglio, das zu Recht von Touristen frequentiert wird. Die alten Häuser drängen sich auf einer kleinen Terrasse um den Kirchturm, dahinter ragen die Granitfelsen auf. Ein netter Spazierweg führt mich hinunter nach Stampa, wo ich in den Bus zurück nach Sankt Moritz springe.
Mit diesem Roman hat der schwedische Schriftsteller 1972 tatsächlich einen sehr persönlichen Roman geschrieben. Eine Liebesgeschichte? Selbstfindung eines Dichters? Die beiden Intellektuellen, der Schriftsteller und die Berliner Philosophiesdozentin, wirken in dieser Welt irgendwie fehl am Platz, aber genau das macht sie unbedingt sympathisch. So ungeschickt, wie sie sich bewegen, so wunderschön skurril sind einige Gedankengänge und Assoziationen. Eingestreute Gedanken über „Plötzlich“ und den Imperfekt. Kalter Krieg und Schneestürme. Und die Redaktion braucht noch dringend ein Bild von drei Barschen.
Wie konnte die antiautoritäre Bewegung der Achtundsechziger ein paar Jahre später in maoistischen Splitterparteien enden? Rezension des Buchs von Jens Benicke
Wie konnte die antiautoritäre Bewegung der „Achtundsechziger“ ein paar Jahre später in maoistischen Splitterparteien enden? Während in der Revolte 1968 die Kritische Theorie hoch- und runtergelesen wurde und deren Flaschenpost (so Leo Löwenthal) mit einem Knall entkorkt wurde, der Adorno und andere regelrecht erschreckte, hielt man später die „Maobibel“ in die Luft und rezitierte die Worte des „Großen Vorsitzenden“.
Jens Benicke untersucht in seinem Buch über diesen Zeitraum hinweg die Veränderungen in der Wahrnehmung des Nationalsozialismus und der Rezeption der Kritischen Theorie. Das Buch ist zugleich eine gute Einführung in der Geschichte des SDS und all der konkurrierenden K-Gruppen.
Jens Benicke
Von Adorno zu Mao
Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung
ça ira, Freiburg
ISBN 978-3-924627-83-6
Rund um San Pedro de Atacama (Chile): Aussichtspunkte in der Atacama-Wüste, Ausflüge zu Lagunen in den Anden und zum Geysir Tatio
San Pedro de Atacama ist eine kleine Oase im Herzen der trockensten Wüste der Welt. Staubige Gassen mit braunen Adobemauern, über die in den Innenhöfen wachsende Bäume ragen. Tagsüber ein verschlafenes Dorf, doch Nachmittags füllen sich die Gassen mit Touristenmassen und den hippiesk angehauchten Bewohnern, die versuchen, den Menschenstrom in ihr jeweiliges Restaurant oder Reisebüro umzuleiten. Im Osten von San Pedro ragen die Anden auf, ein Vulkan direkt neben dem anderen: darunter der perfekt symmetrische Licancabur, etwas weiter dampft der sehr aktive Laska vor sich hin und ganz im Süden ist sogar die Spitze des Llullaillaco, des höchsten in historischer Zeit ausgebrochenen Vulkans zu erahnen: erstaunlich, wie weit man hier sehen kann. Südlich von San Pedro liegt der Salar de Atacama, eine riesige Salzfläche, aber nicht so weiß und rein wie der von Uyuni: Tonpartikel geben ihm eine rötlich braune Färbung.
Unmittelbar westlich befindet sich die kleine Cordillera del Sal, spektakuläre aufgebrochene Falten aus Salz und Tonstein, wie das Valle de la Luna und das Valle de la Muerte. Mehrmals leihe ich mir ein Mountainbike aus, um all die spektakulären Aussichtspunkte abzuklappern. Vor allem bei Sonnenuntergang, wenn tiefe Schatten in den Schluchten zwischen merkwürdig geformten Hügeln und Sanddünen liegen und die Anden im Hintergrund pink aufleuchten, sieht die Landschaft vollkommen surreal aus. Hier versuche ich mich auch im Sandboarden, aber mit dem Kurvenfahren klappt es nicht so recht…
Eine Tour bringt mich zum Geysir Tatio, um 4 Uhr morgens geht es los, um das große in über 4000 m Höhe gelegene Geothermalfeld kurz vor Sonnenaufgang, während der kältesten Zeit zu sehen. Die Fumarolen und Geysire sind um diese Zeit zwar nicht aktiver (wie manchmal behauptet wird), aber durch die Kälte kondensiert mehr Wasserdampf zu weißen Wölkchen. Einer der Geysire spritzt zum Beispiel etwa alle 15 Minuten etwas mehr als 2 Meter hoch, die Fontäne versteckt sich aber in einer dichten Wolke, die sich sofort darum bildet. Kurz bevor die Sonne das Tal mit seinen zischenden Fumarolen, Geysiren und dampfenden, kochend heißen Quellen in Licht taucht, fahren wir leider schon wieder weiter. Dabei hätte ich mir das folgende Tal mit Kakteen sparen können, da habe ich in Bolivien schon schönere gesehen.
Eine andere Tour führt zu den blauen Seen Miscanti und Miñiques. Der erste Stop ist im Salar de Atacama bei einem kleinen See mit Flamingos, im Vordergrund das vom seltenen Regen in spitze Brocken zerlegte Salz des Salars. Im Hintergrund dampft der Vulkan Laska vor sich hin. Schließlich kurven wir in die Anden hinauf, auf etwas mehr als 4000 m zu den beiden Seen, die zu Füßen der Vulkane Miscanti und Miñiques und deren Nachbarn liegen. Ich habe ja jetzt schon einige Lagunas in der Umgebung gesehen, aber jede einzelne hat wieder ihren eigenen Reiz. Das Farbenspiel zwischen blauem Wasser, goldgelber Spiegelung von grasbewachsenen Hügeln und einer großen weißen Eisscholle ist faszinierend. Allerdings spinnt der Motor und das Getriebe unseres Minibusses und wir können froh sein, dass wir es bis hinauf geschafft haben: Die letzten Meter nach San Pedro müssen wir tatsächlich in einen anderen Bus umsteigen.
Jeeptour (mit einer nervigen Gruppe) durch spektakuläre Landschaft: vom Salar de Uyuni (Bolivien) via Laguna Colorada und Laguna Verde nach San Pedro de Atacama (Chile) mit Besteigung des Vulkans Licancabur
Die Landschaft im Süden von Bolivien gehört zu den phantastischsten, die man sich vorstellen kann: der Salar de Uyuni, bunte Seen und jede Menge aktive und erloschene Vulkane (siehe auch mein Buch Bewegte Bergwelt). Bei einer Jeeptour, in meinem Fall mit Transfer nach San Pedro de Atacama in Chile, kann man jedoch Glück und Pech haben und ich hatte Pech: Ich lande als einziges Individuum in einem Jeep mit slowenischen Pauschaltouristen inklusive slowenischem Tourguide, der über mein Glück genauso entschied wie über das seiner Schäfchen: „hier haben wir 15 Minuten“… Traurig zu sehen, dass alle Fotos schießen, wenn der Guide einen Fotostopp verordnet, aber wenn ich einen Stopp will lese ich in den Blicken: „Nein, das geht nicht, wir sind eine Gruppe und der andere Jeep ist schon ein paar Minuten voraus“.
Am ersten Tag geht es über den Salar de Uyuni, eine weiß leuchtende Fläche aus Salz bis zum Horizont. Mittendrin eine Insel mit riesigen Kakteen.
Am nächsten Tag kommt eine Lagune nach der anderen, zum Teil mit einer weißen Salzplaya am Ufer und voller pinker Flamingos. Hin und wieder bizarr erodierte Ignimbrit-Felsen wie der oft fotografierte „Steinbaum“ und am Vulkan Ollague deutlich sichtbare Fumarolen. Und dann endlich die Laguna Colorada, für mich der Hauptgrund für die Tour: im von Plankton rosa gefärbten Wasser schwimmen weiße Inseln aus Borax und wieder ein paar Flamingos.
Nach 3 Minuten am Ufer schickt der Guide uns wieder in die Autos und ich denke noch, dass wir an einen anderen Aussichtspunkt fahren, stattdessen geht es direkt zum einige Kilometer entfernten Hostel. Als ich mich beschwere, meint der Clown von einem Führer tatsächlich: „wir sind eine Gruppe von 11 und du bist allein, so shut up!“ Nachdem ich ihn mit Schimpfwörtern überschüttet habe, kommuniziere ich mit der Gruppe nur noch indirekt über den Fahrer (der nichts dafür konnte) und setze mich zum Essen demonstrativ zu anderen Touristen. Um die Katastrophe zu relativieren, gehe ich noch zu Fuß zur Lagune, was aber mehr als eine Stunde dauert, sodass ich zu spät zum Sonnenuntergang bin.
Am Morgen fahren wir um 5 Uhr los zum sogenannten Geysir Sol de la Mañana, in Wirklichkeit ein paar Fumarolen und Mudpools und kein Geysir. Wirklich nur einen Moment vor Sonnenaufgang fahren wir wieder weiter (wie idiotisch!), zu einer heißen Quelle. Hier plansche ich mit einigen netten Backpackern, während meine doofe Gruppe draußen steht. Selber Schuld. Weiter geht es zur Laguna Verde, die allerdings nur Nachmittags grün ist. Dahinter der Vulkan Licancabur. 3 Minuten und ab ins Auto. Bei der benachbarten Laguna Blanca steige ich gegen 10 Uhr aus, endlich bin ich die Gruppe los.
Den Vulkan Licancabur (5920 m) darf man nur mit einem Führer besteigen. Allerdings gibt es an diesem Nachmittag keinen Führer und wohl auch kein Benzin um zum Ausgangspunkt zu fahren. „Dann geh ohne Guide, kein Problem…“
Etwas mehr als eine Stunde laufe ich am Ufer der Laguna Blanca entlang, zur Laguna Verde. Diese ist jetzt tatsächlich grün, mit einem Stich ins Türkise. Für bessere Aussichten laufe ich eine weitere Stunde um den See herum, gegen 14 Uhr bin ich am Westufer, unterhalb des Vulkans. Verdammt spät, denn vom Ufer sind es 1600 Höhenmeter und um kurz nach 18 Uhr geht die Sonne unter! Beim Aufstieg gebe ich alles, was Lunge und Beine hergeben. Je Höher ich komme, desto mehr wühle ich mich einen rutschigen Steilhang aus Lockermaterial aufwärts, wie es für Vulkane typisch ist. Dafür werde ich aber mit großartigen Blicken auf die beiden Lagunas und die Vulkanlandschaft drumherum entlohnt.
Mit der Zeit habe ich das Gefühl, dass die mich nur ohne Führer haben laufen lassen, in der Hoffnung, dass ich (ohne Jeep) aufgebe, aber dieser Gedanke treibt mich erst recht aufwärts. Auf dem Gipfel komme ich allerdings erst im Dunklen an, vom Seeufer habe ich immerhin nur 5 Stunden gebraucht! Der Krater ist nur noch ein schwarzes Loch, in dem eine weiße Fläche zu erkennen ist: das Eis auf dem Kratersee, dem höchsten See der Welt. Im Schein der Kopflampe rutsche ich langsam den Berg hinunter, dann die lange Strecke am Seeufer, durstig und erschöpft schleppe ich mich vorwärts. Gegen 23 Uhr komme ich an, die Señora ist schon im Bett und so bekomme ich weder Abendessen noch etwas zu trinken.
Am nächsten Morgen geht es mit einem Jeep für mich allein zur Grenze. Für den Bus bis San Pedro muss ich dann, obwohl eigentlich der Transport in der Tour eingeschlossen sein sollte, nochmal 40 Bolivianos bezahlen, ich hatte kein Voucher dafür bekommen!
Nationalpark am Fuß der Anden in der Region Santa Cruz, Bolivien
Noch etwas Dschungel dachte ich, und zwar im Amboro Nationalpark, in den Subanden, dem Falten- und Überschiebungsgürtel, den die zentralen Anden vor sich herschieben. Also mit einem Nachtbus von La Paz Richtung Santa Cruz, der allerdings nicht in Bellavista anhält, obwohl ich so ziemlich jedem der Busgesellschaft erklärt hatte, dass ich dort aussteigen will. Zum Glück hält der Bus etwas später für das Frühstück und ich trampe die paar Kilometer zurück. In Bellavista sind allerdings alle Touranbieter geschlossen, erst nach 2 Stunden Frühstück sind sie geöffnet. Eine Tour für heute? Aber es ist schon spät! Es dauert weitere 2 Stunden, bis ein Guide organisiert ist, dann geht es endlich los. 2 Tage, ein paar Wasserfälle, Frösche und Schlangen, viele Bäume und Nachts die leuchtenden Augen von irgendeinem relativ großen Tier. Am späten Nachmittag fahre ich nach Santa Cruz, um einen Nachtbus nach Sucre zu nehmen, aber es gibt keinen, nur Tagsüber. Stattdessen nehme ich einen Nachtbus nach Cochabamba und denke, dass ich dann früh morgens einen Bus nach Sucre nehmen kann, aber von wegen, von hier gibt es nur Nachtbusse nach Sucre. Letztlich fahre ich dann nach Oruro und von dort mit einem Nachtbus nach Uyuni und lasse Sucre aus.
Bei Santa Cruz gibt es die Kaserne des Bataillon Ecologico. Was auch immer das ist.
Bergsteigen in Bolivien: Aufstieg zum Illimani (6438 m) in der Cordillera Real
Ein riesiger Berg aus Granit und Eis ragt über La Paz auf. Das besondere des Illimani ist, dass er als mächtiger Klotz einsam, abseits der restlichen Cordillera Real (Königskordillere) steht, auch abseits des Altiplanos, von dem er durch tief eingeschnittene Täler getrennt ist (vgl. Bewegte Bergwelt). Das macht auch die Anfahrt auf staubigen Pisten so langwierig, langsam kurven wir von einem Tal in das nächste, bis endlich die Rucksäcke von mir und meinem Bergführer auf ein Muli geschnürt werden und wir zum Base Camp aufsteigen.
Am nächsten Tag wandern wir mit der Hilfe eines Porters zum Campo Alto. Dieses liegt in beeindruckender Lage auf einem felsigen Rücken, mit spektakulären Gletschern auf beiden Seiten und den verschiedenen Gipfeln darüber.
Nachts steigen wir über den Gletscher auf, die Gruppe, die eine Stunde Vorsprung hatte, ist schnell überholt. Ich habe Glück, der Berg ist dieses Jahr in einem guten Zustand und ungewöhnlich leicht. Es gibt so gut wie kein Blankeis und bei der einzigen größeren Spalte gibt es einen Tritt an der richtigen Stelle. Dann geht es einen langen Steilhang hinauf und wenig später wandern wir bei Sonnenaufgang über den fast flachen Gipfelgrat, bis zum 6438 m hohen Gipfel. Obwohl es kaum Wind hat, ist es eiskalt, ständig bewege ich die Finger, die halb eingefroren sind.
Beim Abstieg kommt uns am Steilhang die Gruppe entgegen. Am Campo Alto gibt es eine Suppe und mein Führer stellt fest, dass er noch nie so schnell auf den Gipfel auf und wieder abgestiegen ist. Wir rufen in La Paz an, ob wir nicht schon heute abgeholt werden können, aber das klappt leider nicht. Daher campen wir noch eine Nacht neben der Plaza des Dorfes, von dem wir losgelaufen sind.