Blog

Sajama und Lauca

Drei hohe Vulkane und ein paar Seen in den Nationalparks an der Grenze zwischen Bolivien und Chile

Der Vulkan Parinacota hinter dem Lago Chungara
Der Vulkan Parinacota hinter dem Lago Chungara (Lauca Nationalpark)

Ausgerechnet am Nationalfeiertag machte ich mich auf zum Sajama, einem erloschenen Vulkan in der Westlichen Kordillere und der höchste Gipfel Boliviens. In El Alto blieb der Bus eine Stunde lang stecken, eine endlos lange Parade marschierte auf der Hauptstraße vor uns her. So kam ich etwas zu spät in den Ort, wo ich in einen anderen Bus umsteigen musste, aber wegen des Feiertages fuhr dieser sowieso nicht. Zu meinem Glück waren dort noch ein paar andere Touristen mit demselben Ziel und wir konnten ein Collectivo, das die halbe Strecke fuhr, bis zum Dorf Sajama chartern. Unterwegs kamen wir durch Dörfer, deren Bewohner in ihren besten Kleidern auf der Plaza tanzten. Das Dorf Sajama selbst ist wunderschön gelegen, mit dem Berg Sajama auf der einen Seite und den beiden Vulkankegeln Parinacota und Pomerape auf der anderen und am Rand des Ortes eine hübsche alte Kirche aus Lehmziegeln. Hier wollte ich einen Bergführer anheuern, aber wegen des Feiertages war niemand zu haben, nicht einmal Träger oder Eseltreiber bis zum Basecamp, alle waren bereits betrunken.

105_7407

Sajama
Sajama
Nevado Sajama (6542 m)
Nevado Sajama (6542 m)

Wohl oder übel machte ich mich zusammen mit einem spanischen Bergsteiger ohne Führer auf den Weg. An einem Tag stiegen wir direkt bis zum High Camp auf, wühlten uns mit schwerem Gepäck einen steilen, unendlich langen Schutthang hinauf. In über 5600 m Höhe bauten wir das Zelt auf und begannen damit, für den nächsten Tag Eis zu schmelzen. Ein paar Porter, die sich auf dem Weg nach unten machten, erzählten besorgt, dass noch zwei Leute oben sind. In der Nacht machten wir uns wirklich Sorgen und freuten uns zunächst, dass endlich das Licht einer Lampe näher kam. Es kam jedoch nur einer und fragte uns nach der Telefonnummer der Bergrettung, etwas naiv, denn erstens gibt es das in Bolivien nicht wirklich und zweitens gab es dort oben keinen Empfang. Sein Kollege saß noch immer dort oben, Höhenkrank und unfähig, einen Schritt zu tun! Nach etwas Überlegung schickten wir den Gesunden nach unten, um Hilfe zu holen und machten uns um 4 Uhr auf, um den Kranken wenigstens zum High Camp hinunterzuholen. Dem armen ging es inzwischen so schlecht, dass er nicht einmal mehr ohne Hilfe aufstehen konnte! Das wurde eine anstrengende und lange Aktion, mit einer Mischung aus Tragen und Stützen und Abseilen und wieder aufsteigen, um die Rucksäcke zu holen… über einen Felsgrat und dann eine steile Eisrinne hinunter. Mittags kamen wir zum Highcamp und gleichzeitig von unten eine große Gruppe von Guides und Portern, die den Kranken übernahmen. Nun stiegen wir alle zusammen im Schneckentempo ab, da wir zwei nicht genug Essen für eine zweite Nacht hatten, konnten wir keinen zweiten Versuch starten. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang erreichten wir die wartenden Jeeps…

Flamingos im Lago Chungara und der Vulkan Parinacota
Flamingos im Lago Chungara und der Vulkan Parinacota

Ich machte mich von Sajama auf zum Lauca Nationalpark, der auf der chilenischen Seite direkt an den Sajama Nationalpark angrenzt: mit einem Taxi zum bolivianischen Grenzposten, dann in einem LKW zum chilenischen (auf der Straße ist kaum Verkehr!) und von dort zu Fuß weiter. Der Highway führt am Ufer des Lago Chungara entlang, in dem ein paar Flamingos und andere Vögel herumstolzieren und über dessen anderem Ufer der perfekte, vergletscherte Vulkankegel Parinacota aufragt. Nach einer Nacht im Refugio des Nationalparks marschiere ich auf der Straße weiter, eine zeitweise ziemlich langweilige Strecke, bevor die Lagunas Cotacotani in Sicht kommen: eine Landschaft aus kleinen Seen in einem hügeligen Lavafeld, dahinter Parinacota und Pomerape. Ich lief nun einen Jeeptrack entlang, mit tollen Blicken und ließ mich schließlich von einem Pfeil mit dem Schriftzug „Parinacota“ (dem Ort) in die Irre des Blocklavafeldes locken. Der Weg verlor sich mit der Zeit und ich irrte langsam 5 km auf und ab, hin und her und kam genau zum Sonnenuntergang völlig erschöpft im Ort an. Fazit: Lauca lieber mit einem Auto.

Lagunas Cotacotani und die Vulkane Pomerape und Parinacota
Lagunas Cotacotani und die Vulkane Pomerape und Parinacota

Am nächsten Tag stand ich 3 Stunden am Highway und wartete auf einen Bus nach La Paz („zwischen 11 und 14 h“ hatte es geheißen und es war dann 14 h). Es war bewölkt und kalt ohne Sonne, dazu wehte ein eisiger Wind, der immer stärker wurde. 3 Stunden lang lief ich in kleinen Schritten um meinen Rucksack herum… Ich denke, Lauca lieber mit einem Auto…


Weiterlesen

 

La Paz

Großstadt mit dünner Luft und grandioser Lage in einem Bergkessel

La Paz und Illimani
La Paz und Illimani

La Paz ist einfach eine grandiose Stadt, allein schon der Blick von El Alto hinunter, ausgefüllt von einem unendlichen ziegelroten Häusermeer, fast identisch mit dem Rotbraun des Bodens und dahinter der mächtige Bergstock des Illimani. Dort unten schieben sich in endlosen Schlangen Minibusse und uralte Busse im Schritttempo durch die engen Straßen und füllen die dünne Luft mit blauschwarzen Abgasen. Auf den engen Bürgersteigen breiten Frauen in bunten glockenförmigen Röcken und mit Melonen auf dem Kopf Gemüse und Obst auf, ein dichtes Gedränge…

Der Nationalfeiertag, la dia de la indepedencia, rückt näher und jeden Tag ziehen endlos lange Paraden und Demonstrationen durch die Stadt und machen das Verkehrschaos noch perfekter. Bei einer Militärparade ziehen Einheiten über die Plaza Murillo, auf der Tribüne vor der Kathedrale ernst dreinblickende Generäle neben indigenen Frauen in bunten Röcken und mit Melonen auf dem Kopf. Dazwischen el presidente del nuevo Bolivia, Evo Morales. Gebirgsjäger mit Klettergürtel tragen mindestens 15 Jahre alte Ski, deren Bindung wenig Vertrauen erweckt. Dann Matrosen der Marine, die Bolivien wohl seit dem Salpeterkrieg vergessen hat, abzuschaffen…

La Paz
La Paz

Gleichzeitig ist der komplette Südwesten des Landes seit 2 Wochen durch Blockaden abgeriegelt, langsam werden dort Benzin, Lebensmittel und Medikamente knapp. Das Zentrum des Protestes ist die Silberbergbaustadt Potosi, um dessen wirtschaftliche Zukunft sich nicht nur die Miñeros Sorgen machen.


Weiterlesen

Per Rad in die Yungas

Auf der Death Road in Bolivien: Mit einem Mountainbike auf der angeblich gefährlichsten Straße der Welt in die Yungas

"Death Road"
„Death Road“

Östlich von La Paz fallen die Anden in steilen, tief eingeschnittenen Tälern in Richtung Amazonasbecken ab: den Yungas. Dort hinab schlängelt sich eine einspurige ungepflasterte Straße, oft mit einem senkrechten Abhang auf der linken Seite und dem fast senkrechten Berghang auf der Rechten. Bis vor wenigen Jahren eine neue Straße eingeweiht wurde, war dies die einzige direkte Verbindung von La Paz in die Selva und die Straße führte mit 200-300 Toten pro Jahr die weltweiten Statistiken tödlicher Unfälle an. Inzwischen wird sie fast nur noch von Radfahrern genutzt, die die mehr als 3000 Höhenmeter hinunter rauschen und jetzt sterben nur noch Radfahrer, die eine Kurve nicht erwischen. Ihren Spitznamen „El Camino de la Muerte“ oder „Death Road“ hat die gefährlichste Straße der Welt behalten.

Schild an der Death Road
Schild an der „Death Road“

Die Tour ist perfekt organisiert, mit sehr guten Mountainbikes, Helm und Knieschonern, 3 Guides und mit Stopps alle 15 Minuten. Das erste Stück vom Pass La Cumbre ist auf einer asphaltierten Straße, dann werden wir für einen kurzen Anstieg wieder in den Bus gesetzt. Schließlich biegt die neue Straße in das Nachbartal ab und wir setzten uns wieder auf den Sattel. Hier stecken wir in dichtem Nebel, an den steilen Hängen wächst ebenso dichter Nebelwald. Nach unten wird die Sicht immer besser und man muss sich entscheiden, ob man schnell dem vordersten Führer hinterher will oder lieber langsam fährt und die Ausblicke genießt. An den besten Aussichtspunkten posieren wir für Fotos, die von den Guides geschossen werden und die man später auf CD gebrannt bekommt. Unten angekommen gibt es Duschen und ein spätes Mittagessen, dann fahren wir auf der neuen Straße nach La Paz hinauf, was fast genauso lang dauert wie hinab.


Weiterlesen

Besteigung des Huayna Potosi

Besteigung des Huayna Potosi (6088 m) in der Cordillera Real in Bolivien: ein relativ leichter 6000er mit bester Aussicht

Gipfelgrat des Huayna Potosi (Illimani im Hintergrund)
Gipfelgrat des Huayna Potosi (Illimani im Hintergrund)

Unmittelbar nördlich von La Paz ragt Huayna Potosi auf, einer der Eisriesen der Cordillera Real (Königskordillere). Der 6088 m hohe Berg wird sehr häufig bestiegen, da er leicht zu erreichen ist, da es Hütten gibt und da er relativ leicht ist. Ich entschließe mich, den Aufstieg in 2 statt 3 Tagen zu machen, da der erste Tag üblicherweise nur dazu da ist, sich an Steigeisen, Pickel und die Höhe zu gewöhnen. An meinem ersten Tag steige ich mit meinem Bergführer in etwa 2 Stunden zur oberen Hütte auf. Leider wird mein Schlaf dort oben weniger von der dünnen Luft gestört als von einem argentinischen Paar, das nicht aufhört zu flüstern.

Gletscher am Huayna Potosi
Gletscher am Huayna Potosi

Um 2:30 laufen wir im Schein meiner Stirnlampe los (der Bergführer wollte wohl die Batterien sparen). Wir sind die vorletzten, die ersten haben fast 2 Stunden Vorsprung. In weiten Kurven stampfen wir den Gletscher hinauf, es gibt nur wenige kleine Spalten, die mit einem großen Schritt zu überwinden sind. Wir machen nur kurze Pausen und überholen so Gruppe um Gruppe. Schließlich wird es steiler und wir erreichen den Gipfelgrat, an dem wir bei leichter Kletterei die letzten beiden Gruppen überholen: pünktlich zum Sonnenaufgang stehe ich nach 4 h 15 min als erster auf dem Gipfel.

Bergsteiger am Gipfelgrat des Huayna Potosi
Bergsteiger am Gipfelgrat des Huayna Potosi

Um mich herum ein großartiger Blick: Im Süden der riesige Bergstock Illimani, der Rand von La Paz und El Alto, im Norden der Rest der Cordillera Real mit Illampu, Ancohuma, Condoriri usw. und daneben der Titicacasee. Im Südwesten ist im Dunst sogar der erloschene Vulkan Sajama zu erkennen. Im Osten stapeln sich dichte Wolken in den Yungas, dem Abfall der Anden zum Amazonasbecken. Zwei Stunden später (nach vielen Fotostopps) bekomme ich an der Hütte eine Suppe, die mich für den restlichen Abstieg stärkt.

Huayna Potosi (6088 m)
Huayna Potosi (6088 m)
Blick vom Huayna Potosi
Blick vom Huayna Potosi

Weiterlesen

Arequipa und Isla del Sol

Eine schöne Stadt in Südperu und eine Insel im Titicacasee in Bolivien

Im Kloster Santa Catalina in Arequipa
Im Kloster Santa Catalina in Arequipa

Eine lange Fahrt, von Huaraz nach Bolivien, unterbrochen in Lima mit einem Besuch im Goldmuseum und in Arequipa, wunderschön unterhalb des Vulkanes Misti gelegen. Endlich am Titicacasee über die Grenze fahre ich mit einem Boot zur Isla del Sol, ein wunderschöner Ort zum Entspannen. Ich genieße bei einem Spaziergang über die Insel die immer neuen Blicke über den blauen See mit seinen Buchten hinüber zur vergletscherten Cordillera Real.

Arequipa: Plaza de Armas mit Kathedrale und dahinter der Chachani
Arequipa: Plaza de Armas mit Kathedrale und dahinter der Chachani
Isla del Sol
Isla del Sol

Weiterlesen

Anden 2010

Nevado Pisco

Besteigung des Nevado Pisco (5752 m), einem spektakulären Aussichtsberg in der Cordillera Blanca in Nordperu

Blick vom Nevado Pisco u.a. auf Pisco Este, Pirámide, Rinríjirca, Pucajirca, Artesonraju, Alpamayo und Quitáraju (v.r.n.l.)
Blick vom Nevado Pisco, u.a. auf Pisco Este, Pirámide, Rinríjirca, Pucajirca, Artesonraju, Alpamayo und Quitáraju (v.r.n.l.)

Zwischen all den Schönheiten der Cordillera Blanca (s.a. Bewegte Bergwelt) versteckt sich der Nevado Pisco ein wenig, trotzdem ist er zu Recht einer der beliebtesten Berge der Gegend: er ist nicht nur relativ leicht und ungefährlich, er hat auch noch einen der besten Ausblicke. Nach einem nächtlichen Aufstieg stehe ich mit meinem Bergführer pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem 5752 m hohen Gipfel.

Huandoy vom Nevado Pisco
Huandoy vom Nevado Pisco

Auf der einen Seite leuchten die drei entgegengesetzt geneigten Gipfel der schönen Huandoy auf, im Süden der riesige Doppelgipfel des Huascaran und gegenüber wie eine Festung Chacraraju. Von diesem zieht sich eine ganze Reihe von Pyramiden aus Eis hin, darunter Artesonraju und Alpamayo. Und unter mir ein Gewirr aus Gletscherspalten. Der Wind treibt uns allerdings bald wieder hinunter und schon am Nachmittag sind wir wieder in Huaraz.

Huandoy
Huandoy
Nevado Pisco (5752 m)
Nevado Pisco (5752 m)
Laguna Llanganuco
Laguna Llanganuco

Weiterlesen

Alpamayo Trek

Trekking in der Cordillera Blanca in Peru: In 10 Tagen rund um den Alpamayo und seine schönen Nachbarn

Alpamayo
Was für ein Berg! Der Alpamayo von seiner Traumseite

Die Cordillera Blanca ist eine Bergkette voller traumhaft schöner Berge aus Granit und Eis. Nirgendwo sonst in den Anden drängen sich die 5000er und 6000er so dicht aneinander und zugleich ist es die am stärksten vergletscherte Region in den Tropen. Wenn man allerdings die Gletscher mit der Karte oder einer 10 Jahre alten Fotografie vergleicht, sieht das Bild ziemlich traurig aus: Es drängt sich die Frage auf, wie lange die Weiße Kordillere überhaupt noch weiß ist…

Huascaran und Chacraraju vom Alto de Pucaraju
Huascaran und Chacraraju vom Alto de Pucaraju

Warum es hier in Nordperu trotz Subduktion der Nazca-Platte keine aktiven Vulkane gibt, ist übrigens eine interessante Geschichte, deren Grund tausende Kilometer entfernt mitten im Pazifik liegt: Das ist ein spannender Abschnitt in meinem Buch über Gebirgsbildung

Pucajirca, Mesapata
Pucajirca vom Mesapata-Pass

Unter all den Schönheiten ist der Alpamayo am berühmtesten, weil er irgendwann von irgendwem zum schönsten Berg der Welt gewählt worden ist. Eine Wanderung führte mich in 9 Tagen um diesen Berg und seine Nachbarn herum.

Der Steilhang vorne ist die Detachment Fault der Cordillera Blanca
Der Steilhang vorne ist die Detachment Fault der Cordillera Blanca

Der erste Tag führt mich vom Dorf Cashapampa mehr oder weniger an der großen Abscherung der Bergkette entlang, hügelige Felder, Dörfer hoch über dem Tal des Rio Santa, aber unterhalb eines hohen Steilhanges, hinter dem sich die Berge verstecken.

Super Trekkingwetter! Santa Cruz Norte
Super Trekkingwetter! Santa Cruz Norte

Am zweiten Tag geht es diesen endlosen Steilhang hinauf und wegen dem Gewicht meines Rucksacks frage ich nach einem Esel. „Nur der Rucksack?“ werde ich zurückgefragt und so habe ich stattdessen einen Träger. In der Morgendämmerung wandern wir los, um 10 Uhr kommen wir am Ziel, einem See unterhalb des Nevado Santa Cruz Norte, an. Viel zu früh, um das Zelt aufzubauen, also laufe ich gleich noch die nächste Etappe. Die Berge verstecken sich unterdessen in schwarzen Wolken.

Neuschnee... Bloss wie komm ich jetzt wieder zu meinem Zelt?
Neuschnee… Bloß wie komm ich jetzt wieder zu meinem Zelt?
Alpamayo
Alpamayo

Bald bin ich im Alpamayo Base Camp (Nordseite), von dem dieser Berg allerdings wegen eines 5000 m hohen felsigen Bergrückens nicht zu sehen ist. Sobald das Wetter endlich besser ist, steige ich auf diesen Rücken auf. Oben gibt es leichte Kletterei, die ich mit etwas Sucherei überwinde. Fast überall ist blauer Himmel, nur der Alpamayo, der sich von hier von seiner besten Seite zeigen sollte, eine perfekte Pyramide aus Eis, versteckt sich in dichten Wolken! Ich gehe weiter bis zum Moränencamp, wo eine Gruppe Bergsteiger für den Aufstieg auf den Quitaraju lagert. Dann fängt es mal wieder an zu schneien, nur hört es diesmal nicht gleich wieder auf und mit böser Vorahnung mache ich mich auf den Rückweg. An der Kletterstelle angekommen liegen bereits etwa 3 cm nasser Schnee auf den Steinplatten, die nun so rutschig sind wie Schmierseife. Wie ich dort wieder heruntergekommen bin, ist mir selbst ein Rätsel. Beim weiteren Abstieg, es wird bereits dunkel, sehe ich im Schein der Stirnlampe nur eine weiße Wand aus Schneeflocken. Am nächsten Morgen ist das Wetter so gut, wie ich es mir gewünscht hatte, aber die Lust auf den ursprünglichen Plan, es im Zweifelsfall ein zweites Mal zu probieren, ist mir vergangen. Stattdessen steige ich ein Stück auf der gegenüberliegenden Seite auf und bekomme doch noch ein brauchbares Foto vom Alpamayo.

Weiter geht es über einen Pass zum 6000er Pucajirca, der hohen gezackten Nordostecke der Cordillera Blanca. Der Nordgipfel beseht aus steilgestelltem Kalkstein, der Kontakt zum Granit ist in der Flanke des Pucajirca Central zu sehen. Über einen weiteren Pass und vorbei an einem hübschen See erreiche ich das abgelegene Dorf Jancapampa auf der anderen Seite des Pucajirca.

Pucajirca Norte
Pucajirca Norte vom Mesapata-Pass

105_5941

Pucajirca Norte (von Jancapampa aus)
Pucajirca Norte (von Jancapampa aus)
Jancapampa mit Pucajirca
Jancapampa mit Pucajirca

Einige Pässe später überschreite ich bei Sonnenaufgang den Alto de Pucaraju, einer der schönsten Pässe der Wanderung. Vom Huascaran über Chacraraju, Piramide, Paron bis Taulliraju habe ich eine lange Reihe spektakulärer Berge direkt vor mir. Dazwischen Punta Union, der nächste Pass: an diesem treffe ich auf den Santa Cruz Trek, neben dem Inkatrail bei Cuzco der beliebteste Trek in Peru.

Chacraraju vom Alto de Pucaraju
Chacraraju vom Alto de Pucaraju
Punta Union
Punta Union

Auf diesen führt ein meterbreiter, mit Steinplatten und Stufen ausgebauter Weg, also kaum zu verfehlen. Während ich auf diesem Pass den Blick genieße und zu Mittag esse, kommt eine Ameisenstraße von Gringos hinauf gekrochen. Unten im Tal steht eine richtige Zeltstadt und ich beobachte, wie eine müde Gruppe auf einem Packpferd einen kleinen Anstieg hinaufbefördert wird. Um dem Trubel zu entgehen, biege ich in ein Seitental zum südlichen Alpamayo Basecamp ab. Etwas oberhalb gibt es einen schönen Gletschersee, aber das Beste ist hier der Blick auf den Artesonraju, der den Apfel der Schönheit genauso verdient hätte wie der Alpamayo. Am letzten Tag marschiere ich nur noch das Santa Cruz Tal hinunter, relativ langweilig, weil von den Bergen fast nichts zu sehen ist…

Artesonraju
Artesonraju vom südlichen Alpamayo Base Camp: Der „Paramount“ aus dem Vorspann im Kino!

Weiterlesen

Trekking um die Cordillera Huayhuash

Farbige Bergseen, gleißende Gletscher, in 10 Tagen rund um die spektakuläre Cordillera Huayhuash in Nordperu

Abgelegen und weniger bekannt: Südlich der Cordillera Blanca setzen sich die Anden in der Cordillera Huayhuash fort (s.a. Bewegte Bergwelt). Eine spektakuläre Bergkette aus weiß gezackten Eisgipfeln, darunter Yerupaja, der zweithöchste von Peru. Darum eine Reihe blauer, grüner, türkiser Seen, in denen sich die Berge spiegeln.

Jirishanca und Rondoy von Jahuacocha
Jirishanca und Rondoy von Jahuacocha
Nevado Yerupaja und Laguna Solteracocha vom Aufstieg zur Punta Rondoy
Nevado Yerupaja und Laguna Solteracocha vom Aufstieg zur Punta Rondoy

Abgelegen und unbekannt heißt aber noch lange nicht Einsamkeit, im Gegenteil tummeln sich Wanderer und Eselkarawanen auf dem Huayhuash-Trek und die Dörfer, die oft nur aus 3 Lehmhütten bestehen, erheben Wegzoll oder Campinggebühren. Meist kommt morgens ein Kontrolleur vorbei, mit breitkrempigem Hut trägt er ein großes altes Radio vor sich her, Antenne voraus, aus dem Musik oder Fußball plärrt…

Laguna Mitucocha und Nevado Jirishanca
Laguna Mitucocha und Nevado Jirishanca
Laguna Mitucocha
Laguna Mitucocha

Ich wandere in 10 Tagen allein, ohne Führer oder Esel, um die Bergkette, fast durchgehend in 4000 bis 5000 m Höhe. Der Ausgangspunkt ist Llamac, der Bus dorthin fährt um 5 Uhr morgens in Huaraz los. In der Mittagshitze schleppe ich meinen Rucksack über den ersten Pass, der mich zum ersten See bringt, Laguna Jahuacocha. Darüber ragt wie ein Schwalbenschwanz der Doppelgipfel Jirishanca auf. Weiter geht es über die Punta Rondoy, ein Pass mit großartigen Ausblicken. Im Norden der Bergkette dominieren wild verfaltete Kalksteine, so auch am nächsten Pass, der mich zur Laguna Mitucocha bringt, auf der Rückseite des Jirishanca.

Cordillera Huayhuash
Laguna Carhuacocha mit Siula Grande, Yerupaja, Yerupaja Chico und Jirishanca
Laguna Carhuacocha mit Yerupaja, Yerupaja Chico und Jirishanca
Laguna Carhuacocha mit Yerupaja, Yerupaja Chico und Jirishanca
Dorf nahe Laguna Carhuacocha
Dorf nahe Laguna Carhuacocha

Über dem nächsten See, Carhuacocha, ragen die höchsten Berge der Gegend auf, die zum Teil aus Granit bestehen. Ich Zelte mit umwerfendem Panorama auf der Moräne am Ende des Sees. Vom Aufstieg zum nächsten Pass blicke ich zurück auf drei unterschiedlich gefärbte Gletscherseen: türkis, blau und weiß, der unterste ist nämlich randvoll mit Eis gefüllt, das regelmäßig vom darüber hängenden Gletscher hinunter kracht. Allerdings ziehen dichte Wolken auf und die nächsten zwei Tage sehe ich nicht mehr viel.

Laguna Quesillococha, Laguna Siula und Laguna Gangrajanca
Laguna Quesillococha, Laguna Siula und Laguna Gangrajanca, die buntesten Seen in der Cordillera Huayhuash

Im Süden der Bergkette ändert sich die Landschaft, die Berge sind vergletscherte Ruinen erloschener Vulkane. Ich sehe hellgraue, schwarze und rote Lavagesteine, bunte Tuffhügel und weiße Gletscher. Dahinter die nächste Bergkette, die Cordillera Raura.

Im Süden tief erodierte erloschene Vulkane: Nevado Cuyoc
Im Süden tief erodierte erloschene Vulkane: Nevado Cuyoc
Die Cordillera Raura von der Punta Cuyoc
Die Cordillera Raura von der Punta Cuyoc

Ein hoher Pass mit guten Ausblicken bringt mich wieder auf die Westseite. Ich nehme Anlauf und laufe gleich am selben Tag noch über den höchsten und vielleicht schönsten Pass, Paso San Antonio, und genieße den Blick auf weitere Lagunas und die höchsten Gipfel. Auf der anderen Seite rutsche ich den steilen Hang hinunter und muss mich zusammenreißen, dabei nicht auf die Berge zu schauen.

Blick von der Punta Cuyoc auf u.a. Yerupaja
Blick von der Punta Cuyoc auf u.a. Yerupaja
Blick von der Punta Cuyoc
Blick von der Punta Cuyoc
Grandioser Blick vom San Antonio Pass: Mit Rasac, Yerupaja, Sarapo, Carnicero, Jurau und der Laguna Juraucocha
Grandioser Blick vom San Antonio Pass: Mit Rasac, Yerupaja, Sarapo, Carnicero, Jurau und der Laguna Juraucocha

Es folgt ein langer Abstieg zum Dorf Huayllapa, der einzige Ort auf dem Trek, in dem es Lebensmittel zu kaufen gibt. Kurz vor dem Ende, denn es sind nur noch 2 Pässe bis zur Laguna Jahuacocha. An dieser schließt sich der Kreis. Ich bekomme Forelle mit Kartoffeln angeboten und sitze daher am Abend in einer der winzigen, verrauchten Hütten mit Strohdach, die vollgestopft ist mit Wolle, Getränken (für die Gringos) und Holz. Die Señora brät auf dem Holzfeuer einen weiteren Fisch für ihren Sohn…

Seeking shelter Ein Schneesturm zieht während dem Sonnenuntergang auf, Tapush Punta
Seeking shelter
Ein Schneesturm zieht während dem Sonnenuntergang auf, Tapush Punta

Am letzten Tag muss ich nur noch nach Llamac laufen, wo um 12 Uhr der Bus nach Huaraz fährt.

Bunte Berge in der Cordillera Huayhuash
Bunte Berge in der Cordillera Huayhuash
Jirishanca und Rondoy nahe Jahuacocha
Jirishanca und Rondoy nahe Jahuacocha

 

Weiterlesen

Drei Nachtbusse entfernt…

Von Ecuador nach Nordperu: Station in Trujillo auf dem langen Weg nach Huaraz

Helados! Eisverkäufer am Strand von Huanchaco
Helados! Eisverkäufer am Strand von Huanchaco

Von den heißen Quellen in Baños (Ecuador) nach Huaraz am Fuße der Cordillera Blanca (Nordperu) sind es drei Nachtbusse. Der erste bringt mich bis zur Grenze und etwas weiter, in Tumbes, muss ich 10 Stunden bis zum nächsten Bus nach Süden warten. Tumbes: eine Stadt so trist wie der graue Himmel, langweilig zusammengewürfelte Betonhäuser. Auf der Plaza des Armas versuchen Wahlhelfer mit einem Autokorso, wehenden Fahnen und Lautsprechern Aufmerksamkeit zu erregen, aber im Moment interessiert sich niemand für Politik: die Menschenmassen stehen in großen Trauben vor den Elektronikgeschäften, in deren Fernsehern in 20facher Ausführung die Fußballweltmeisterschaft läuft… und ich habe immer noch einige Stunden vor mir, das sind dutzende Seiten Tolstoi…

Trujillo
Trujillo

In Trujillo einen Tag zu warten ist da schon interessanter: eine hübsche Kolonialstadt voller bunter Häuser, Ceviche essen am Pazifik, der so grau ist wie der Küstennebel und ein Spaziergang durch die Ruinen von Chan Chan, ein Labyrinth aus Lehmziegelmauern.

Chan Chan
Chan Chan
Chan Chan
Chan Chan

In Peru ist es übrigens laut Gesetz verboten, Artikel oder Substanzen im Bus mitzuführen, die ein Risiko für die Gesundheit oder Sicherheit der Passagiere und Angestellten darstellen könnten. Darunter fallen z.B. Karten, die die Grenzen von Peru abbilden.

Was Sicherheit angeht, können unsere Sicherheitsfanatiker noch einiges lernen. Ich muss nicht nur beim Einsteigen in den Bus meinen Pass vorzeigen, sondern auch einen Fingerabdruck abgeben und mich abfilmen lassen. Da kann ja nichts mehr passieren!


Weiterlesen

Tungurahua und Baños

Heiße Quellen, Wasserfälle und ein aktiver Vulkan (Ecuador)

Cuy (Meerschweinchen)
Cuy (Meerschweinchen)

Baños ist ein etwas arg touristischer Ort am Fuß des Tungurahua, ideal um ein paar Stunden im heißen Thermalwasser von den Wanderungen zu entspannen, aber all die Quads-Verleiher und Tourveranstalter sind mir etwas zu viel. Mit einem Fahrrad rolle ich die perfekt asphaltierte „Straße der Wasserfälle“ hinunter Richtung Amazonasbecken, ich habe sie als holprige ungepflasterte Straße in Erinnerung und vor zehn Jahren gab es auch noch nicht an jedem Wasserfall drei Seilbahnen (mit LKW-Motor angetrieben), die Touristen auf die andere Seite der Schlucht bringen…

Antrieb einer Seilbahn
Antrieb einer Seilbahn

Um so mehr freue ich mich über den aktiven Tungurahua. Für den besten Blick steige ich eine Nacht in Patate ab: Eine graue Aschenfahne hängt über dem Vulkankegel, alle paar Minuten steigt eine kleine Aschenwolke aus dem Krater auf und wird vom Wind mit den vorhergehenden Wölkchen zu einer langen Aschenwolke verdriftet. Am Abend sehe ich den eruptierenden Vulkan aus einem anderen Blickwinkel, sogar mit blauem Himmel! Da hatte ich wirklich Glück, denn einen Tag später war es wieder wolkig und über dem Kegel hing nur noch eine Dampfwolke (s.a. Bewegte Bergwelt).

Tungurahua
Tungurahua
Tungurahua
Tungurahua

Weiterlesen