Ausgerechnet am Nationalfeiertag machte ich mich auf zum Sajama, einem erloschenen Vulkan in der Westlichen Kordillere und der höchste Gipfel Boliviens. In El Alto blieb der Bus eine Stunde lang stecken, eine endlos lange Parade marschierte auf der Hauptstraße vor uns her. So kam ich etwas zu spät in den Ort, wo ich in einen anderen Bus umsteigen musste, aber wegen des Feiertages fuhr dieser sowieso nicht. Zu meinem Glück waren dort noch ein paar andere Touristen mit demselben Ziel und wir konnten ein Collectivo, das die halbe Strecke fuhr, bis zum Dorf Sajama chartern. Unterwegs kamen wir durch Dörfer, deren Bewohner in ihren besten Kleidern auf der Plaza tanzten. Das Dorf Sajama selbst ist wunderschön gelegen, mit dem Berg Sajama auf der einen Seite und den beiden Vulkankegeln Parinacota und Pomerape auf der anderen und am Rand des Ortes eine hübsche alte Kirche aus Lehmziegeln. Hier wollte ich einen Bergführer anheuern, aber wegen des Feiertages war niemand zu haben, nicht einmal Träger oder Eseltreiber bis zum Basecamp, alle waren bereits betrunken.
Wohl oder übel machte ich mich zusammen mit einem spanischen Bergsteiger ohne Führer auf den Weg. An einem Tag stiegen wir direkt bis zum High Camp auf, wühlten uns mit schwerem Gepäck einen steilen, unendlich langen Schutthang hinauf. In über 5600 m Höhe bauten wir das Zelt auf und begannen damit, für den nächsten Tag Eis zu schmelzen. Ein paar Porter, die sich auf dem Weg nach unten machten, erzählten besorgt, dass noch zwei Leute oben sind. In der Nacht machten wir uns wirklich Sorgen und freuten uns zunächst, dass endlich das Licht einer Lampe näher kam. Es kam jedoch nur einer und fragte uns nach der Telefonnummer der Bergrettung, etwas naiv, denn erstens gibt es das in Bolivien nicht wirklich und zweitens gab es dort oben keinen Empfang. Sein Kollege saß noch immer dort oben, Höhenkrank und unfähig, einen Schritt zu tun! Nach etwas Überlegung schickten wir den Gesunden nach unten, um Hilfe zu holen und machten uns um 4 Uhr auf, um den Kranken wenigstens zum High Camp hinunterzuholen. Dem armen ging es inzwischen so schlecht, dass er nicht einmal mehr ohne Hilfe aufstehen konnte! Das wurde eine anstrengende und lange Aktion, mit einer Mischung aus Tragen und Stützen und Abseilen und wieder aufsteigen, um die Rucksäcke zu holen… über einen Felsgrat und dann eine steile Eisrinne hinunter. Mittags kamen wir zum Highcamp und gleichzeitig von unten eine große Gruppe von Guides und Portern, die den Kranken übernahmen. Nun stiegen wir alle zusammen im Schneckentempo ab, da wir zwei nicht genug Essen für eine zweite Nacht hatten, konnten wir keinen zweiten Versuch starten. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang erreichten wir die wartenden Jeeps…
Ich machte mich von Sajama auf zum Lauca Nationalpark, der auf der chilenischen Seite direkt an den Sajama Nationalpark angrenzt: mit einem Taxi zum bolivianischen Grenzposten, dann in einem LKW zum chilenischen (auf der Straße ist kaum Verkehr!) und von dort zu Fuß weiter. Der Highway führt am Ufer des Lago Chungara entlang, in dem ein paar Flamingos und andere Vögel herumstolzieren und über dessen anderem Ufer der perfekte, vergletscherte Vulkankegel Parinacota aufragt. Nach einer Nacht im Refugio des Nationalparks marschiere ich auf der Straße weiter, eine zeitweise ziemlich langweilige Strecke, bevor die Lagunas Cotacotani in Sicht kommen: eine Landschaft aus kleinen Seen in einem hügeligen Lavafeld, dahinter Parinacota und Pomerape. Ich lief nun einen Jeeptrack entlang, mit tollen Blicken und ließ mich schließlich von einem Pfeil mit dem Schriftzug „Parinacota“ (dem Ort) in die Irre des Blocklavafeldes locken. Der Weg verlor sich mit der Zeit und ich irrte langsam 5 km auf und ab, hin und her und kam genau zum Sonnenuntergang völlig erschöpft im Ort an. Fazit: Lauca lieber mit einem Auto.
Am nächsten Tag stand ich 3 Stunden am Highway und wartete auf einen Bus nach La Paz („zwischen 11 und 14 h“ hatte es geheißen und es war dann 14 h). Es war bewölkt und kalt ohne Sonne, dazu wehte ein eisiger Wind, der immer stärker wurde. 3 Stunden lang lief ich in kleinen Schritten um meinen Rucksack herum… Ich denke, Lauca lieber mit einem Auto…
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