Wanderung im Borjomi-Kharagauli Nationalpark und Höhlenklöster in Vardzia
Aus Borjomi im Kleinen Kaukasus kommt natürlich das berühmte Sodawasser, das nicht nur gesund macht, sondern auch noch hübsch. Interessanter ist allerdings der Borjomi-Kharagauli-Nationalpark. Fichtenwälder auf geschwungenen Bergen, fast wie im Schwarzwald. In höheren Lagen dann vereinzelte Kiefern auf Wiesen. Ich bin etwas enttäuscht, auf dem höchsten Punkt meiner Zweitageswanderung auf eine Alm mit Kühen zu treffen, komisches Konzept eines Nationalparks, aber vor allem der Abstieg (Trail Nr. 6) bot doch einige tolle Ausblicke, die mich wieder versöhnen. Leider scheint der Wald gerade (eine Woche später) einem Waldbrand zum Opfer zu fallen!
Bevor ich über einen kleinen Grenzübergang in die Türkei weiterreise, mache ich einen Abstecher nach Vardzia. In einer Schlucht, die in das trockene Ostanatolische Plateau schneidet, findet sich ein spektakuläres Höhlenkloster, das Mitten in einer Felswand über dem Fluss in den Tuff gegraben wurde. Es hatte die Ausmaße einer Stadt mit über 6000 Räumen.
Auf der Fahrt von Kutaissi nach Borjomi war deutlich zu sehen, dass hier etwas passiert: endlose Militärkonvois und am Straßenrand winkende Menschenmassen, die den Soldaten zujubeln. So sieht es also aus, wenn ein Krieg beginnt. Heute Morgen ist Georgien in die abtrünnige Provinz Südossetien einmarschiert, Russland verteidigt diese. Ein Grüppchen Touristen, das aus Tiflis hierher gekommen ist, zeigt mir aus dem Busfenster in der Nähe von Gori aufgenommene Bilder von explodierenden Bomben und in Stellung gehende Soldaten…
Hier in Borjomi ist von all dem nichts zu spüren. Die Grenze zur Türkei ist in angenehmer Nähe….
Es wird Zeit, dass ich in ein Land weiterreise, in dem Alkohol nicht dermaßen ein Teil der Alltagskultur ist wie in Georgien. In meinem Homestay in Kutaissi gieße ich Wein aus Trinkhörnern in mich hinein, unsere Arme ineinander verschränkt und danach Schmatzer auf die Wange. Freundschaft für immer und so weiter, ein Toast auf den Weltfrieden… Ich vermute, dass hier fast jeder Abend zu so einem Gelage wird.
In Batumi wollten wir einfach nur Frühstücken und setzten uns in einen schicken Jugendstil-Pavillon, der Mitten auf dem grünen Hauptplatz steht. Drinnen saßen einige Männer, die wie Seemänner oder Proletarier aussahen, beim Bier. Noch bevor unser Kaffee kam, standen zwei vom Nachbartisch ausgegebene Bierhumpen vor uns. Guten Morgen….
Wilde Bergdörfer in Georgien: Radtour von Mestia zu den Wehrtürmen in Ushguli und eine Wanderung zum Aussichtspunkt Coruldi-Rücken mit Blick auf den Ushba
Swanetien ist eine wilde, abgelegene Bergregion im Kaukasus. Phantastische mittelalterliche Bergdörfer ducken sich unter weißen Bergen mit Gipfeln zwischen vier- und fünftausend Metern. Zu fast jedem Haus gehört ein wehrhafter Turm, ein Anblick, bei dem fast die Erinnerung an San Gimignano verblasst. Diese Region hat immer eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt, egal wer den Rest von Georgien beherrschte. Noch vor wenigen Jahren waren Entführungen hier so eine Art Volksport, aber nun gilt sie als sicher und die Touristen sind zurück.
Allein schon hier herzukommen war ein Abenteuer für sich. Erstmal der Nachtzug nach Zugdidi. In diesem war es so heiß, dass, selbst wenn ich ruhig da lag, der Schweiß nur so aus meinen Poren floss. Entsprechend gut habe ich geschlafen. Dann 5 Stunden im Minibus auf der kurvigen, Schlagloch-übersäten Straße nach Mestia. Unterwegs hielt der Fahrer für ein Frühstück, er gab eine Runde Khajapuri aus und stellte dazu eine 2 l Flasche Bier auf dem Tisch. Ich versuchte mich wie alle anderen zu wehren, aber bei mir als Deutschem half alles Argumentieren nicht, also trank ich zwei Gläser mit. Besser, als wenn der Fahrer meinen Teil trinkt, dachte ich, aber er kam bald darauf mit der zweiten 2 l Flasche an… Ziemlich rasant kurvten wir darauf hin weiter. Ich war nicht nur angetrunken, sondern hundemüde. Ständig nickte ich ein, bis mich das nächste Schlagloch auffahren ließ und mein Blick in die Schlucht tief unter uns fiel. Ich war verdammt froh, als wir ankamen.
Das abgelegene Ushguli ist das malerischste und bekannteste der Bergdörfer Swanetiens. Ich wählte ein Mountainbike, um hier herzukommen, mit dem ich durch abwechslungsreiche Landschaft und hin und wieder durch weitere hübsche Dörfer fahre. Die Straße ist schlecht genug, um niemals langweilig zu werden, der Regen der letzten Tage hat sie stellenweise zu einem Schlammpfuhl aufgeweicht.
In Ushguli drängen sich die Türme dicht an dicht vor der Kulisse der höchsten Berge Georgiens. Abends sind die aufgeweichten, matschigen Gassen voller Kühe, die zum Melken anstehen. Ich balanciere von Stein zu Stein und komme an einigen Männern vorbei, die im Kreis stehen und abwechselnd Wein trinken und mehrstimmig singen. Ehe ich mich versehe, stehe auch ich mit einem Glas in der Hand im Kreis und höre zu.
Eine Überraschung wartete auf dem Rückweg an einem der zu durchquerenden Flüsse. Das Wasser war nicht höher als auf dem Weg hinauf, aber die Fahrspur war verschwunden, der Fluss hatte Wälle aus Schiefermassen aufgeschüttet und neue Gräben gegraben. Es sah aus als sei hier noch nie ein Fahrzeug vorbeigekommen. Der Fluss war schnell durchquert, nur dummerweise war die Straße von hier abwärts eine einzige Katastrophe: durch den schweren Regen der vergangenen Nacht hat sich ein Schlammstrom gebildet, hundert Meter weit knietiefer Matsch. Ich musste mein Rad auf die Schulter nehmen und mich die Böschung hinauf kämpfen, um vorbeizukommen. Auf der anderen Seite standen zwei Autos und ein paar ratlose Touristen, da nützt auch kein Jeep mehr…
Von Mestia wandere ich zu einem lohnenden „kleinen“ Aussichtsberg, immerhin 1900 Höhenmeter. Die meisten Touristen kehren bei ein paar kleinen Tümpeln um, ich wühle mich von hier den Schieferschutt aufwärts zum Coruldirücken. Das letzte Stück ist richtig unangenehm, „Schubladenklettern“ im steilen Schiefer, jeder Griff kommt mir entgegen und jeder Tritt rutscht unter mir weg. Aber die Mühe lohnt sich, kaum in der Nähe des Gipfelkreuzes breitet sich ein herrliches Panorama vor mir aus. Direkt vor mir Uschba, der unerreichbarste Gipfel des Kaukasus, unter mir Gletscherströme von allen Seiten, rechts ein 4000er neben dem anderen.
Georgier machen die Sowjets für alles Mögliche verantwortlich und Statuen von Lenin sind schon lange verschwunden. Ausgerechnet Stalin steht hingegen hier und dort noch auf seinem Sockel. „He might have been a bastard, but he was our bastard“, kommentiert ein anderer Reisender. Die Verehrung für Georgiens „größten Sohn“ nimmt in dessen Geburtsstadt Gori monumentale Formen an. Sein Geburtshaus, eine winzige Hütte, wird von einer Art modernem Tempel überdacht, das protzige Museum dahinter feiert seine Siege gegen die „Weißen“ und gegen Hitler. Feierlich umrundet man darauf hin seine Totenmaske, bevor man die Geschenke von kommunistischen Parteien aus aller Welt bewundert… Grotesk.
Die Fahrt von Yerevan zum Sevansee lässt schon erahnen, wie enttäuschend Sevan sein wird. Auf der Strecke reihen sich die Stände aneinander, die Gummireifen und Badeanzüge verkaufen. Entsprechend ist der Strand knallvoll, daneben parkende Autos mit aufgedrehter Stereoanlage und alles verdammt teuer. Die beiden Kirchlein, die am Ende des Strandes auf einem Hügel stehen sind auch nicht so beeindruckend… Vielleicht hätte ich lieber die abgelegeneren Bereiche des Sees erkunden sollen.
Etwas weiter liegt Dilijan, eine Art sowjetisches Todtnauberg, mit Wiesen, bewaldeten Bergen (allerdings überwiegend Buche) und sowjetischer Architektur. Und noch zwei Klöster mehr…
Kurz vor der georgischen Grenze komme ich nochmals zu einem Höhepunkt: die Klöster Sanahin und Haghpat, gelegen am Rand der Debed-Schlucht, in der tief unten die Minenstadt Alaverdi vor sich hin raucht. Armenische Kirchen sind oft auf einem griechischen Kreuz als Grundriss gebaut, mit einem kegelförmigen Dach über der Kuppel der Vierung. Davor steht meist ein angebauter Glockenturm oder eine Vorkirche mit einem weiten, #-förmigen Gewölbe und einem Boden aus Grabsteinen. Innen sind die Kirchen schlicht und düster, nur selten sind verblasste Fresken erhalten. Beide, Sanahin und Haghpat, haben mehrere Kirchen, eine Bibliothek, Refraktorium und weitere Gebäude, darum stehen Chatschkars, kunstvoll behauende Kreuzsteine. Haghpat, mit seinen verschachtelten Dächern und Kuppeln ist vermutlich das schönste der Klöster Armeniens. Das düstere Innere und der Geruch nach Vogelscheiße erinnert mich merkwürdig an indische Tempel.
Unten in Alaverdi steht eine geschwungene mittelalterliche Brücke, auf deren Geländer vier Steinlöwen sitzen. Wenn ein richtiger Mann die Brücke überquere, so heißt es, werden sie lebendig. Hat es also seit Jahrhunderten keine richtigen Männer in Armenien gegeben? Ich bin nicht überrascht, dass sie auch bei mir still liegen bleiben. Allerdings finde ich, dass sie nicht wie Löwen aussehen. Fast eher wie Frösche. Vielleicht ist ja etwas in der Geschichte falsch und man muss sie Wirklichkeit wach küssen? Doch auch das hat nicht funktioniert…
Wanderung auf dem Janapar-Trail durch die ruppige Enklave Nagorny Karabach
Die selbst ernannte Republik Nogorno Karabakh wird von niemandem anerkannt, laut Völkerrecht ist sie noch immer ein Teil von Aserbaidschan. De facto ein von Armenien besetzter Teil und für die hier lebenden ist es 100% armenisch und schon immer armenisch gewesen. Da gibt es nichts zu diskutieren. Das ist eine gewagte These, da es ein Unabhängiges Armenien auch nicht sonderlich oft gegeben hat. Die Azeris und Kurden sind freilich seit dem Krieg nicht mehr hier. Auch nach über 10 Jahren Waffenstillstand stehen hier noch viele zerschossenen Hausruinen und an der Frontlinie knistert es wohl noch immer.
Das komische ist, dass für mich Azeris und Armenier einander ziemlich ähnlich sind, abgesehen natürlich von der Religion, die aber bei beiden an Bedeutung verliert. Wenn ich an die Goldzähne denke, die Kebabs, die Kopftücher der älteren Frauen (nur in abgelegenen Dörfern), die Mode der Jüngeren… aber so etwas sagt man besser nicht zu laut.
Die Enklave ist aber auch ein Symbol für eine wilde Abgeschiedenheit, von der die Einstürzenden Neubauten singen als:
in der Enklave meines Herzens
in der ich mich verlier
in Nagorny Karabach
Um dem gleich zu tun, wandere ich zwei Tage auf dem Janapar-Trail, der laut Lonely Planet „well marked“ in 14 Tagen von Sueden nach Norden führe. So „well marked“ ist er dann doch nicht, kaum aus dem Dorf Ptretsik hinaus hören die Wegzeichen auf. Es geht durch wunderschöne wilde Buchenwälder aufwärts, oben schauen kleine Felsen aus den Wipfeln. Je höher ich komme, desto schwieriger ist es, den Weg zu finden, da er sich immer wieder auf einer Wiese verliert. Aber richtig schwierig wird es erst auf der anderen Seite des Passes, wo ich mich durch dichtes Brombeeren- und Brennesselgestrüpp schlagen muss, wenn ich gerade einmal nicht den „Weg“ verloren hatte. Die zweite Etappe war dann wesentlich einfacher. Ich komme auch an einem verfallenen Kloster vorbei, das auf einem Hügel liegt. Im Hof hängt im Baum ein vor sich hin faulender Schafskopf, auch ein Schädel und Schafsbeine. Offensichtlich vorchristliche Traditionen, die sich in den „neuen“ Glauben gemischt haben.
Endlich komme ich zum Kloster Gandzasar, dass ich allerdings nicht so beeindruckend fand wie so manche in Armenien. Angeblich liegt unter der Kirche der Kopf von Johannes dem Täufer, den hatte nämlich der Erbauer von einer Pilgerreise nach Jerusalem mitgebracht. Vermutlich gab es im 13. Jh. so etwas in den dortigen Souveniershops zu kaufen…
An den Rand einer tief in die Berge eingeschnittenen Schlucht klammert sich wie ein Adlerhorst auf einer kleinen Plattform aus Basaltsäulen das von Mauern umgebene Kloster Tatev. Hinter der Schlucht mit steilen Wäldern und hohen Kalkfelsen reicht der Blick bis zu den Bergen von Karabach. Zu schön, um wahr zu sein? Allerdings. Um das ganze etwas zu abzumildern, steht neben der Klosterkirche ein rostiger Baukran und fast über das Kloster hinweg spannen sich die surrenden Drähte mehrerer Hochspannungsleitungen, die einem unweigerlich durchs Blickfeld hängen.
Unten in der Tiefe, wo die Schlucht am engsten ist, führt die Straße über die Satansbrücke. An der Seite austretendes Mineralwasser hat hier so viel Kalksinter abgelagert, dass sich eine 30 m breite natürliche Brücke gebildet hat. Eine Leiter führt hinunter zum Fluss, wo man in kleinen Grotten voller Tropfsteinen in natürlichen Becken im Mineralwasser baden kann. Schwimmend folge ich dem Fluss durch den Tunnel. Die Schlucht abwärts ist zunächst weglos, ich gehe über Geröll, durch Gestrüpp oder wate durch das Wasser. Unzählige Libellen schwirren umher, grasgrüne Frösche springen um ihr Leben. Auch hier gibt es Tümpel, aus denen Mineralwasser und Gas aus tritt, aber die sehen weniger appetitlich aus, schwarz-braun, voller Algen. Bald komme ich auf einen Pfad, weniger beschwerlich folge ich diesem bis zu der überwucherten Ruine eines Klosters.
Goris, von wo die Straße Richtung Karabach abzweigt, sieht aus wie ein winziges Stück Kappadokien, das sich hierher verirrt hat.
Noravank ist ein weiteres Kloster, wunderschön gelegen in einer Schlucht mit roten Felswänden. Da das Hotel im nächsten Städtchen verriegelt und verrammelt war (ich höre später, ich hätte die Hintertür nehmen sollen), genieße ich, wie das Licht der tief stehenden Sonne die verspielte Fassade der Kirche und die Felsen der Schlucht zum leuchten bringt und rolle dann irgendwo unten in der Schlucht meinen Schlafsack aus. Sonderlich gut schlafe ich allerdings nicht, vor allem das Rascheln und Poltern, von dem sich am Morgen herausstellt, dass es Gämsen sind, reißt mich immer wieder aus dem nicht gerade tiefen Schlaf.
Blickt man über die Hauptstadt Armeniens, so breiten sich vor einem die Blocks aus Sowjetzeiten aus, grauer Beton und rosa Kalktuff, dazwischen prunkvolle Paläste der Diktatur des Proletariats, die sich im Dunst verlieren. An klaren Tagen, die selten zu sein scheinen, ragt dahinter der majestätische Ararat auf. Das Bild wirkt so unwirklich, als habe dort hinten jemand eine riesige Fototapete ausgerollt.
Auf den Plätzen wird jedes Stückchen von teuren Cafés ausgenutzt, die nach einem Besuch in den Kunstmuseen locken.
Im Genozid-Mahnmal erfahre ich eingehend, wie die Türken im 1. Weltkrieg die „armenische Frage“ lösen wollten, indem sie 1,5 Millionen Menschen um brachten. Damals kämpften Armenier auf russischer Seite, weil sie eine Unabhängigkeit vom osmanischen Reich erhofften. In der Folge wurden Armenier in Massen in die syrische Wüste getrieben, wo sie überfallen wurden, wenn sie nicht bereits verdurstet waren. Andere wurden ertränkt oder erschossen, oft von Spezialeinheiten, die aus zu diesem Zweck freigelassenen Kriminellen bestanden. Das mit der Türkei verbündete Deutschland meinte dazu, es handle sich um eine interne Angelegenheit des osmanischen Reiches.
Von Yerevan ist es nicht weit zum hellenistischen Tempel in Garni, der spektakulär über einer Schlucht mit hohen Basaltsäulen thront. Er erinnert daran, dass Armenien nach dem Zusammenbruch der hellenistischen Reiche (und vor dem Aufstieg Roms) seine größte Ausdehnung erreichte: bis nach Syrien. Vom Tempel etwas die Schlucht aufwärts liegt ein besonders schönes Kloster, Geghard. Es gibt noch einige weitere Klöster in der Umgebung, am Rand von Schluchten, auf einem Hügel vor dem Ararat (soweit er im Dunst zu ahnen ist) usw., ich sehe auch die schöne Kathedrale von Echmiatsin, die der Sitz des armenischen Patriarchen ist.
Wie eine Parabel aus Eis schwingt sich der Kazbek über Kazbegi auf über 5000 m hinauf. Im Vordergrund thront, spektakulärer könnte man sich keinen Bauplatz ausdenken, auf alpinen Matten ein kleines Kirchlein. Laut Legende war Prometheus, weil er den Menschen das Feuer gebracht hatte, an den Berg gekettet. Die Nachfahren der Adler, die sich einst an seiner Leber labten, kreisen noch immer um den Berg. Im Gegensatz zu Herkules gehe ich nur bis zur Gletscherzunge, träume ein wenig von Pickel und Steigeisen und steige wieder ins Tal hinab.
Auf einem Mountainbike erkunde ich die umliegenden Täler. Da gibt es Mineralquellen mit Sinterterrassen, verlassene Dörfer, in denen schlanke Wehrtürme aufragen. Es blühen Enzian, Orchideen und der kaukasische Zwergrhododendron. Dies wäre aber nicht der Kaukasus, würde man nicht unvermittelt vor einem Stacheldrahtverhau stehen. Vor den beiden olivgrünen Zelten sitzen gerade drei Soldaten und ölen ihre Kalaschnikows. Nicht weiter verwunderlich, denn hinter den verschneiten Bergen rechts liegt das alles andere als befreundete Russland und auf der anderen Seite die abtrünnige Provinz Südossetien, ein von Russland abhängiger, sonst von niemandem anerkannter quasi-Staat. Ein weiterer Soldat kontrolliert meinen Pass, was einige Zeit dauert, da er erst raten muss, was er wo in die Tabelle eintragen soll, der Pass ist ja nicht auf georgisch…
Kazbegi (Stepanzminda) ist einer der am leichtesten zu erreichenden Orte im Kaukasus und man sollte meinen, hier sei eine gewisse touristische Infrastruktur vorhanden. Stattdessen ist es nach 19:00 und vor 10:00 kaum möglich, etwas zu essen aufzutreiben und die Wasserleitungen sind wohl so morsch, dass es immer mal wieder nur in Tröpfchen aus dem Hahn kommt. Statt daran etwas zu ändern, wird ein paar Kilometer weiter an der geschlossenen Grenze zu Russland eine neue Prestige-Kirche gebaut…