Zwischen Pagoden und Ho Chi Minh: In der Hauptstadt von Vietnam
Auch wenn in der Altstadt der Anteil an alten Häusern aufgrund der Kriege nicht mehr sonderlich hoch ist, hat die Stadt Flair, dank der Seen, der vielen Bäume… Ein paar alte Pagoden, wie der Literaturtempel, der vor rund 1000 Jahren bereits eine Art Universität war.
Ich reihe mich in die lange Schlange von Pilgern vor dem Mausoleum von Ho Chi Minh ein. Eine gute Stunde dauert es, bis ich in das Innere komme, die Treppe hinauf und langsam umrunde ich Ho, der wie ein bleicher Geist wie sonst nur Lenin und Mao in seinem Glassarg liegt. Das ist also aus der Revolution geworden… Dieser Kult um die Person, wo es doch gerade die Massen waren, die die Franzosen und dann die Amis verjagt und endlich mit dem Feudalsystem Schluss gemacht hatten. Die Franzosen mit ihrem für Kolonialherren typischen Lotusesser-Lifestyle hatten dem von den Chinesen eingeführten Feudalismus nur die Plackerei in Minen und Kaffee-, Tee- und Kautschukplantagen hinzugefügt. Ansonsten waren sie stolz darauf, mehr Gefängnisse als Schulen gebaut zu haben. Auch wenn der Kult um Ho zu seinen Lebzeiten nicht geringer war, ist die Mumifizierung gegen seinen Willen: Er wollte eigentlich verbrannt werden. Er muss ein ziemlich interessanter Mensch gewesen sein, 29 Jahre verbrachte er mit prekären Jobs in New York, London, Paris, Shanghai, Madagaskar, Indien, Tunesien, Russland… Auch jetzt noch geht er einmal per Jahr auf Reise, jeden Dezember wird er per Transsib nach Moskau gefahren für ein Spa-Treatment. Denn nur die Russen wissen, wie das mit Mumien geht…
Auf einem winzigen Plastikhocker sitze ich abends an einer Straßenecke in der Altstadt und trinke mit den Proletariern frisch gezapftes Bier. Die Jungs können so gut Englisch wie ich Vietnamesisch, aber wir unterhalten uns mit Händen und Füßen. Dann besteht einer darauf, meine Rechnung zu bezahlen…
Als hätte ich von der Nordwest-Tour nicht genug von Motorrädern, leihe ich mir eines für 2 Tage und fahre zur Parfümpagode und nach Tam Coc. Bei beiden ähnelt die Karstlandschaft derjenigen von Halong Bay, allerdings ohne Meer. Bei der Pagode ist gerade Pilgerzeit und tausende Vietnamesen lassen sich im Ruderboot dorthin rudern, um dann den Berg zu erklimmen. Die „Pagoda“ ist eine große Höhle mit einigen kleinen Altären, voll gestopft mit Menschen. Die vietnamesische Religion ist ein eigenartiger Mix aus Buddhismus, Konfuzius und Ahnenverehrung. Naja, langsam habe ich genug von Pagodas… Tam Coc wird oft als „Halong Bay on the rice paddys“ bezeichnet. Mit einem Ruderboot fahre ich auf dem ruhigen, schmalen Fluss, der sich durch die Schluchten schlängelt. Der Talboden ist topfeben mit saftigen Reisfeldern, ein harter Kontrast zu den senkrechten grauen Kalksteinfelsen. Hin und wieder endet die Schlucht mit einem Felsriegel und eine kurze Höhle wird durchrudert.
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