In Indien gibt es ein auffälliges Gefälle der Armut: der Süden ist deutlich reicher, was vielleicht am deutlichsten darin gezeigt wird, dass fast jeder hier ein Handy hat. Es gibt zwar Slums, aber im Norden sehen auch „normale“ Stadtteile fast wie Slums aus, die nakte Armut ist offensichtlich. Es ist alles viel dreckiger, heruntergekommener, schockierender.
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Delhi
Eine krasse Stadt, voll gestopft mit Menschen, ein unglaubliches Chaos. Das Beste ist es, auf einer Fahrradrikscha zu sitzen und im Vorbeifahren Menschen zu beobachten. Es geht kaum vorwärts, überall werden Säcke mit Chili oder was auch immer von anderen Fahrradrikschas oder Ochsenkarren abgeladen, Männer mit den unterschiedlichsten Bärten und Kopfbedeckungen, Frauen in bunten Saris wuseln hindurch. Nirgends ein freier Quadratmeter.
Die große Moschee (Jama Masjid) ist auch noch beeindruckend, das Red Fort nach Agra eher langweilig.
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Indien-Koller
An manchen Tagen hasse ich Indien. Der Tag gestern begann damit, dass ich eine Stunde auf mein Müsli warten musste, weil es vergessen worden war. Dann holte ich die Wäsche ab, die ich am Tag vorher abgegeben hatte. Dabei hatte ich betont, dass ich die Plastiktüte wieder brauche – „yes OK, no problem“. Natürlich bekomme ich diese nicht wieder. Dass der Zug von Agra nach Delhi für 160 km dann statt 3 Stunden acht braucht, bringt mich endgültig zur Verzweiflung. Ironisch steht auf dem Ticket „super fast express train“. Statt am Mittag erst abends anzukommen, kann in Delhi bedeuten, dass es nicht leicht ist ein Hotel zu finden. Ich habe Glück und bekomme das letzte Zimmer.
In solchen Momenten bin ich genervt, allein von den vielen Schnurrbärten, über die ich immer noch nicht hinweg bin, vom Müll, der überall herumliegt, vom Lärm und Gestank. Genervt von den immer gleichen Fragen „What is your country?“, „What is your name?“. Langweilig. Wer noch „are you married?“ fragt, ist schon fast kreativ. Es macht keinen Spaß, ständig belogen zu werden. Es fährt kein Bus? Ich glaube kein Wort. Heißes Wasser in der Dusche? Ich glaub es erst, wenn ich darunter stand. Wenn die beim Saft mit Dosengeschmack fest behaupten, er sei frisch… Ständig irgendwelche Verkäufer oder Comission-Wallahs, die ich abschütteln muss.
Meine Flucht aus Indien habe ich schon vorbereitet, ich fliege am 20.1. von Kolkata nach Bangkok.
Agra
Im Nebel – nach Wochen mit wolkenlosem Himmel ziemlich frustrierend. Das Taj Mahal ist wirklich nicht ganz zu unrecht das bekannteste Bauwerk Indiens, erbaut von einem Mughal-König für seine 2. Frau. Den besten der 20000 Arbeitern wurden hinterher die Finger oder Hände amputiert, damit etwas so großartiges nicht nochmal gebaut werden kann! Der König verbrachte seine letzten Jahre in einem Turm im Fort mit Blick aufs Taj, eingesperrt von seinem Sohn, weil dieser auf den Thron wollte. Aber er selbst war auch nur darauf gekommen, nachdem er alle seine Brüder umgebracht hatte…
Die Architektur der muslimischen Mughals unterscheidet sich von der der Rajputs, eine angenehme Abwechslung. Außer dem Fort in Agra gibt es noch in der Nähe die Paläste in Fatehpur Sikri: von Akbar als Hauptstadt gebaut, wurde sie nach seinem Tod verlassen, weil es nicht genug Wasser gab.
Die Rikshaw-Fahrer haben z.T. fette Boxen hinten drin, die Bollywood-Sound knapp oberhalb der Schmerzgrenze von sich geben. Sonst fand ich Agra nicht so schlimm, wie die vielen Horrorstorys haben erwarten lassen.
Im Hotel war ein Paar, das den Tsunami in Phuket miterlebt hat. Krasse Geschichten, die die beiden lebhaft erzählt haben. Der Tsunami hat wahrscheinlich keine so große Auswirkungen auf meine Route. Auf Sumatra hatte ich Aceh sowieso nicht geplant.
Ansonsten bin ich von einer heftigen Erkältung ziemlich angeschlagen.
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Hidden Tiger
Safari im Ranthambore Nationalpark
Auch wenn der Tiger auf der Plüschdecke im Hotel der einzige blieb, habe ich die Safari (auf einem offenen LKW) durch den Ranthambore Nationalpark genossen. Weniger wegen der Rehe, sondern wegen der hohen Kalkfelsen. Nicht so toll war danach die zweistündige Fahrt im gedrängt vollen Zug: neben der Latrine eingeklemmt stehend.
In der Umgebung, passend zu den bis zum Horizont blühenden Senffeldern, scheinen neongelbe Turbane in zu sein.
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Bollywood
Kino ist in Indien seit eh und je gefeiert und die Filmindustrie in Bombay ist älter als die in Hollywood. Ich sehe eine dramatische Liebesgeschichte, auf epische Länge ausgewalzt. Dass ich kein Wort Hindi verstehe, verstärkt nur die Exotik. Höhepunkte sind die ausgefeilten Tanzeinlagen, z.T. in der Schweiz gedreht. In diesen werden meist alle Träume, Wünsche und Gefühle der Charaktere ausgedrückt, mit hunderten bunten wehenden Saris und wackelnden Turbanen im Hintergrund. Um die Sittenwächter zu umgehen, die selbst Küsse verbieten, haben die Filmmacher ihre eigene erotische Sprache entwickelt: vor allem die wet-Sari Szenen, für die es auch mal mitten im Haus regnen darf! Lustigerweise sind die im Film gezeigten Dörfer vollkommen sauber.
Jaipur
Die pinke Stadt in Rajasthan (Indien)
Erst im 18. Jh. wurde diese Stadt gegründet und später ließ der Maharaja die ganze Stadt pink anstreichen, nur um den Prince of Wales willkommen zu heißen. Das Pink ist heute allerdings eher irgendwo zwischen orange und rotbraun.
Außer den üblichen Palästen gibt es hier ein interessantes Observatorium, in dem der Maharaja auf riesigen aus Stein gebauten Instrumenten den Verlauf der Himmelskörper verfolgte. Ansonsten ist es eher schockierend, wie viele Touristen sich durch die Sehenswürdigkeiten wälzen.
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Pushkar
Oase in Rajasthan, Indien
Ein kleines Kaff am Rand der Wüste um einen heiligen See: hier ist es angenehm ruhig, aber wesentlich touristischer als gedacht. Fleisch, Eier und Drogen incl. Alkohol sind hier verboten, aber nirgends wo sonst sind die Dealer so aufdringlich wie hier… Relativ erfolgreich war es, von Weihnachten möglichst nichts mitzubekommen. Heiligabend am all-you-can-eat Buffet für weniger als einen Euro!
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Im Rattentempel
Heilige Ratten bei Bikaner (Rajasthan, Indien)
In der Nähe von Bikaner werden in einem Tempel tausende heilige Ratten verehrt. Durch das schwere Silbertor betreten wir barfuß den Hof aus Marmor, und schon sind die ersten der meist nicht gerade gesund aussehenden Biester zu sehen. An verschiedenen Stellen werden sie gefüttert und hocken zu hunderten auf einem Haufen um eine große Schüssel Milch. Im Inneren des Tempels ist noch mehr los, es ist nicht zu vermeiden, dass mal eine über den Fuß rennt. Die Pilger bringen Futter und essen auch von dem Rattenfutter – zu welchem Wahn Religion Menschen treiben kann… (frohe Weihnachten übrigens). Immerhin scheinen auch die meisten Inder, die hierherkommen, das ganze eher als obskure Attraktion zu sehen.
Auf der Rückfahrt durch die Halbwüste sitzen wir auf dem Dach des vollen Busses. Hier gibt es keine Ochsenkarren, die in anderen Teilen Indiens den Verkehr verlangsamen – die vollbeladenen Karren werden von Kamelen gezogen.
Bikaner selbst ist yet another city in Rajasthan, mit Fort, Basar etc. Same same. But different.
Inzwischen ist auch in Nordindien der Wintereinbruch da, nur in der Mittagssonne ist es warm genug, um den Pullover auszuziehen, abends laufe ich in Fleece- und Gorejacke herum.
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Jaisalmer
In der goldenen Stadt in Rajasthan (Indien)
Jede Stadt in Rajasthan ist wie eine Geschichte aus Tausendundeiner Nacht. So auch die aus goldgelbem Sandstein erbaute Wüstenstadt Jaisalmer. Und es gibt 1001 Schlepper, Nepper und Bauernfänger, die uns fast erwischt haben. Besser, nichts und niemandem glauben: wir wollten ins Hotel Namaste, das demselben Typ gehört wie das Hotel in Jodhpur. Aus dem Bus ausgestiegen, werden wir von einer Menge Schleppern umlagert, aber wir gehen gleich zu einem Jeepfahrer, der behauptet, er sei vom Namaste. Während er fährt, erzählt er uns von der Hochzeit (auf der wir ja waren) und andere Storys, dann heißt es, im Namaste gebe es nur noch ein Doppel- und ein Einzelzimmer. Wir waren zu viert. Dann wurden wir zu einem anderen Hotel gefahren, das uns auch OK schien, und gleich über Kameltouren informiert. Schließlich riefen wir zur Sicherheit im Namaste an und es gab natürlich Zimmer, der Jeepfahrer hatte 100 Rs für die Story bekommen. (80 Rs kostet das Doppelzimmer, aber die Kameltour…)
Die Stadt selbst ist ziemlich touristisch, aber es gibt ja meist einen Grund, dass Leute wo hinfahren: überall Häuser mit detailliert aus Sandstein geschnitzten Fenstern und ein phantastisches Fort.
Drei Tage Kameltour durch die Wüste: bei den vielen Büschen und Dörfern würde ich ja eher Halbwüste sagen. Aber ein paar kleine Sanddünen und eine faszinierende Stelle mit plattigem Sandsteinboden gab es immerhin zu sehen.